Von: mk
Bozen – Der Verband der Schulleiter in der Schweiz findet, dass Hausaufgaben abgeschafft werden sollten. In Südtirols Schulwelt, aber auch bei Eltern und Schülern sieht man dies differenzierter, berichtet das Tagblatt Dolomiten.
Die Schweizer Schulleiter warnen vor einer Chancenungleichheit bei Schülern, falls deren Eltern berufstätig sind oder aus bildungsfernen Schichten stammen. Solche Schüler seien daheim auf sich allein gestellt und lasse die Lücke zu den Klassenbesten größer werden. Außerdem seien Hausaufgaben häufig Streitgrund zwischen Eltern und Kindern.
„Wenn das die einzigen Argumente sind, dann stellt sich die Frage, ob man mit der Abschaffung der Hausaufgaben diese Probleme löst“, erklärt Schulamtsleiter Peter Höllrigl laut „Dolomiten“. Das heterogene Umfeld der Schüler spiegle sich nämlich nicht nur bei den Aufgaben wieder. Vielmehr gehe es darum, ob Hausaufgaben richtig gestellt werden. Wenn sie ein Ersatz für fehlende Lernstoffvermittlung in der Schule sind, dann seien sie falsch. Sind sie aber als Vertiefung gedacht, dann solle man das verlangen, so Höllrigl. Aber: „Immer mit Maß und Ziel“.
Zudem müssten Hausaufgaben den Eltern gut kommuniziert und von der Quantität her dem Alter und der Schulzeit angepasst werden. „Wenn jemand bis 17.00 Uhr Unterricht hat, dann machen Hausaufgaben keinen Sinn“, betont Höllrigl.
Diese Ansicht vertritt auch Christoph Buratti, Vorsitzender des Arbeitskreises Südtiroler Mittel-, Ober- und Berufsschullehrer (ASM): „In einer Vollzeitschule ist es möglich, keine Hausaufgaben zu geben. In einer Teilzeitschule, wie wir sie haben, ist man aber darauf angewiesen.“
Unterschiedlich bewerten die Eltern die Hausaufgaben. „Es gibt Eltern, die damit kein Problem haben und andere, die es als ganz schlimm empfinden“, erklärt Sabine Fischer, Vorsitzende des Landesbeirates der Eltern, gegenüber dem Tagblatt Dolomiten. Viele Eltern würden bemerken, dass die Menge ab der Mittelschule stark zunehme. Da aber in gleichbleibender oder kürzerer Unterrichtszeit immer mehr Inhalte vermittelt werden sollen, sei es logisch, dass es ohne Aufgaben nicht gehe.
Grundsätzlich sei das auch nicht negativ: Laut Forschung braucht das Gehirn, um zu lernen, zwar Erholung, aber auch Wiederholung.
Julian Nikolaus Rensi, bisher Vorsitzender des Landesbeirates der Schüler (LBS), plädiert vor allem in den Oberschulen für das „Prinzip der Sinn- und Verhältnismäßigkeit“. Allerdings sei für die Entwicklung der Persönlichkeit, was immerhin Ziel der Oberstufe ist, die eigenverantwortliche Befassung mit Unterrichtsstoffen meines Erachtens unentbehrlich, betont Rensi laut „Dolomiten“.