Nach den Ferien kommt die Trennung

Sommerurlaub killt die Beziehung: Auch Südtiroler liegen im Trend

Montag, 03. September 2018 | 11:56 Uhr

Bozen – Urlaub sollte eigentlich Erholung bedeuten, trotzdem kommt es bei vielen Paaren nach der Rückkehr zur Trennung. Laut dem Bozner Familienberatungsdienst ASDI sind Ferien und Verreisen auch für Südtiroler oft ein wahrer Beziehungskiller.

Der Grund dafür: Mit dem Sommerurlaub werden oft wahnsinnig hohe Erwartungen verknüpft und viele hoffen, dass eine Beziehung, die im Alltag nicht mehr ganz so harmonisch verläuft, sich wieder verbessert. Allerdings ist das Gegenteil der Fall. „Beide Partner verbringen viel mehr Zeit miteinander und Gefühle wie aufgestauter Groll kommen viel deutlicher zum Vorschein“, erklärt Sonja Prinoth, systemische Psychotherapeutin im ASDI, in einem Interview mit SDF.

In den Monaten Juli und August hat sie ganz besonders viele Anrufe erhalten – von Personen, die sich von ihren Partnern trennen wollen.

Südtirol liegt damit im Trend. Laut einer Statistik aus Deutschland wird jede zweite Trennung nach dem Sommerurlaub angestrebt.

Der Alltag und die Routine unterm Jahr bieten Paaren oft die Möglichkeit, sich aus dem Weg zu gehen und sich unterschwelligen Konflikten nicht zu stellen, wie Prinoth erklärt. Man redet kaum miteinander, beide Partner legen die Karten nicht auf den Tisch und leben oft nur noch nebeneinander her.

Fazit: Für Beziehungen, die bereits kriseln, steigt das Risiko einer emotionalen Explosion im Sommerurlaub. Betroffen sind Paare, die meist schon über mehrere Jahre hinweg Konflikten aus dem Weg gegangen sind und wo es eine Menge an Frust und aufgestauter Wut gibt.

Das bedeutet aber auch im Umkehrschluss: Bewältigt man Beziehungskrisen unterm Jahr und traut man sich an die Konflikte heran, kann auch der Sommerurlaub zu einer schönen Zeit werden. Unterstützend dabei ist eine wertschätzende Kommunikation in einer Beziehung. Auch bei kleinen Auseinandersetzungen sollte man sich die Zeit nehmen, darüber zu reden.

„Das ist leichter gesagt als getan, weil durch die Arbeit, die Verpflichtungen und durch die Familienroutine das oft sehr schwierig wird“, betont Prinoth. Trotzdem sei es äußerst wichtig, dass sich das Paar Zeit für sich nimmt, und zwar nicht nur wenn es brenzlig für die Beziehung wird.

Von: mk

Bezirk: Bozen