Von: mk
Bozen – Bis zu 86.000 Südtiroler samt ihren Häusern und Wohnungen wären durch eine Flutkatastrophe bedroht, sollte einer der Staudämme im Land brechen. Aus diesem Grund werden die 18 großen und 99 mittleren Wasserspeicher in Südtirol ganz genau unter die Lupe genommen, berichtet das Tagblatt Dolomiten.
Allein der 660 Hektar große Reschensee hat mit 120 Millionen Kubikmeter Wasser das größte Stauvolumen in Südtirol. Würde sein Damm brechen, hätte dies Auswirkungen bis nach Bozen, wobei insgesamt 49.810 Südtiroler in diesem Fall von der Flutwelle betroffen wären. Die Daten gehen aus Antwort von Zivilschutzlandesrat Arnold Schuler auf eine Landtagsanfrage des Freiheitlichen Walter Blaas hervor.
Insgesamt gibt es in Südtirol 18 Großstauseen mit einem Fassungsvermögen von über einer Million Kubikmeter Wasser, die alle ausschließlich für die Stromproduktion genutzt werden.
Die Stauseen würden jährlich von staatlicher Seite ein bis zweimal genauestens kontrolliert, erklärt Rudolf Pollinger, Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz, gegenüber den „Dolomiten“. Auch eventuelle Bauwerke gegen Steinschlag, Muren oder Lawinen, die die Stauseen schützen sollen, würden überprüft.
Instandhaltungsarbeiten wurden an den Staumauern des Zufritt-, des Grün-, des Vernagt- und des Nevesstausee durchgeführt, worauf das nunmehrige Fazit lautet: Sowohl im Falle eines Erdbebens als auch eines Jahrtausend-Hochwassers wären alle Dämme und Staumauern im Land sicher.
Genau unter Beobachtung stehen auch die 99 mittelgroßen Speicherbecken mit einem Fassungsvermögen über 5.000 Kubikmetern Wasser. 40 werden in erster Linie für Bewässerungszwecke, 28 zur Beschneiung und 21 ebenfalls zur Stromproduktion genutzt. In diesem Fall ist das Land für die Kontrolle zuständig.
„Die absolute Sicherheit gibt es aber nie“, erklärt Pollinger laut „Dolomiten“. Das Zugunglück in der Latschander habe gezeigt, dass auch eine defekte Beregnungsanlage zur Katastrophe führen könne. Trotz der allgemeinen Sicherheit müsse man für den Extremfall gerüstet sein.
1987 drohte in Martell nach heftigen Regenfällen der Stausee überzugehen. Die Schleusen wurden geöffnet und das Martelltal teilweise verwüste. „Einen solchen Fall wird es nicht mehr geben“, schließt Pollinger laut „Dolomiten“ aus. Die entsprechenden Notfallpläne seien nach dem Unglück nachgebessert werden. Derzeit sei wieder dabei, diese den neuen Bestimmungen anzupassen.
Für Sicherheit sorgt vor allem die Kommunikation. Nach heftigen Niederschlägen erhalte man regelmäßig Meldung vom Stausee Mühlbach, dass die Schleusen geöffnet werden müssen, so Pollinger. Anschließend würden die Mitteilung alle betreffenden Zivilschutzeinheiten erhalten. Damit sei garantiert, dass man auch rechtzeitig reagieren, die Betroffenen warnen und im äußersten Notfall evakuieren kann. „Dass dabei ganze Täler entvölkert werden müssen, ist nirgends der Fall. Im Falle eines Hochwassers evakuiert werden nur jene Personen, die am Talboden leben“, erklärt Pollinger laut „Dolomiten“. Dabei handle es sich um eine überschaubare Menge.