Ausfälle oder Verspätungen in ganz Deutschland

Sturm sorgt für Tote und Schäden in Westeuropa

Freitag, 22. Dezember 2023 | 15:30 Uhr

Von: APA/dpa

Sturmtief “Zoltan” ist über Westeuropa hinweggefegt und hat für Todesopfer und schwere Schäden gesorgt. Verspätungen gab es auch im Weihnachtsverkehr, unter anderem war der Norden Deutschlands stark betroffen. In Belgien und den Niederlanden wurden zwei Frauen von umstürzenden Bäumen erschlagen, in Dänemark starb ein Mann. Zahlreiche Fernzüge fielen aus.

In Belgien wurden eine Frau auf einem Christkindlmarkt von einem etwa 20 Meter hohen Tannenbaum erschlagen. Das Nadelholz habe am Donnerstagabend einer starken Windböe nicht standgehalten, berichtete die Nachrichtenagentur Belga. Der Baum stürzte auf drei Personen, von denen eine wenig später im Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen starb. Die Unglücksstelle in der Stadt Oudenaarde wurde nach dem Unfall abgesperrt und untersucht.

In den Niederlanden wurde eine 37-Jährige beim Fahrradfahren von einem umfallenden Baum getroffen worden, teilte der Arbeitgeber der Frau, eine Pflegeeinrichtung, am Freitag mit. Der Unfall ereignete sich bereits am Donnerstag in Wilp etwa 100 Kilometer östlich von Amsterdam. Die Frau arbeitete als Betreuerin in dem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen. Sie war auf einem sogenannten Duo-Fahrrad mit einer Bewohnerin unterwegs, als der Baum umstürzte. Die andere Frau sei bei dem Unfall leicht verletzt worden.

In Norddeutschland, aber auch in Teilen Hessens, beschädigten umgestürzte Bäume Oberleitungen oder blockierten Strecken. Vom Norden aus fuhren am Vormittag zunächst keine Schnellzüge nach Hannover, Kassel, Frankfurt, Stuttgart, Basel und München. Am frühen Nachmittag entspannte sich die Lage im Bahnverkehr leicht: Sperren seien inzwischen weitestgehend aufgehoben, es komme aber weiterhin zu vielen Verspätungen, sagte eine Sprecherin.

Für das Wochenende rechnete die Bahn mit einer starken Auslastung der Züge – zu dem ohnehin starken Weihnachtsverkehr kämen nun Reisende hinzu, die ihre Anreise wegen des Sturms in das Wochenende verlegen mussten: “Es wird sicherlich voll.”

In der Nacht auf Freitag wurden Feuerwehr und Polizei zu zahlreichen wetterbedingten Einsätzen gerufen, wie eine Anfrage in Hamburg und Schleswig-Holstein ergab. So wurden allein in Schleswig-Holstein mehr als 670 Einsätze wegen des Sturmtiefs registriert. Die Hamburger Feuerwehr sprach in der Früh von 170 sturm- und wasserbedingten Einsätzen ohne Verletzte. Hier galt es vor allem, umgestürzte Bäume und herabgestürzte Äste von den Fahrbahnen zu räumen und losgelöste Ziegelsteine oder Baugerüstplanen wieder einzusammeln.

Eine S-Bahn fuhr in Hamburg kurz vor Mitternacht über einen umgestürzten Baum. Der Zug sei mit etwa 40 Stundenkilometern unterwegs gewesen und der Triebfahrzeugführer habe eine Schnellbremsung einleiten müssen, teilte die Bundespolizei mit. Dabei sei keiner der 26 Fahrgäste verletzt worden. Sie wurden von der Feuerwehr aus den Wagen geholt.

Das Wasser der Elbe drückte die schwere Sturmflut an Land und überspülte dabei den Hamburger Fischmarkt und die umliegenden Straßen komplett. Das Wasser stand teils hüfthoch. Da nicht alle Autos rechtzeitig weggefahren wurden, wurden auch sie überspült. In der Nacht waren die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei in der Region unterwegs, um in den noch abgestellten Fahrzeugen im Überschwemmungsgebiet nach Menschen zu suchen.

Am Vormittag überschritt die schwere Sturmflut in Hamburg ihren Scheitelpunkt. “Die schwere Sturmflut hat 10.42 Uhr ihren Höchststand am Pegel St. Pauli erreicht. Die Abweichung zum mittleren Hochwasser betrug 3,33 Meter”, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am Freitagmittag. Damit sei nun auch die Entwarnung für den Bereich herausgegeben worden. Durch die schwere Sturmflut sind der Fischmarkt und umliegende Straßen teils hüfthoch überspült worden. Auch in der Hafencity standen zahlreiche Straßen unter Wasser.

Hunderte Hamburger und Touristen nutzen die schwere Sturmflut an der Elbe zu einem vorweihnachtlichen Ausflug an den Fischmarkt. Entlang der Promenade unterhalb der St. Pauli Hafentreppe beobachteten sie am Freitagvormittag, wie noch letzte Autos bei Erreichen des Pegelhöchststandes von 3,33 Meter über dem mittleren Hochwasser von den bereits überspülten Parkflächen an der Uferkante gefahren oder geschleppt wurden.

“Zoltan” sorgte auch am Freitag weiter für kräftigen Wind an der Küste. Im Tagesverlauf sollte der Wind etwas nachlassen, in den Abendstunden dann aber wieder zunehmen, wie Anne Wiese, Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst (DWD), Freitagfrüh sagte. Am Abend sind laut DWD orkanartige Böen mit mehr als 100 Stundenkilometern möglich. In der zweiten Nachthälfte soll der Wind etwas abnehmen, am Samstagabend dann wieder kräftiger werden, allerdings nicht mehr so stark wie am Freitag.

Auch Dänemark erlebte eine stürmische Nacht, überstand diese aber mit geringeren Schäden als befürchtet. Ein Todesopfer gab es dennoch: Ein 81-jähriger Mann starb in Tappernøje rund 80 Kilometer südlich von Kopenhagen bei einem Frontalzusammenstoß, als eine Autofahrerin einem umgestürzten Baum ausweichen wollte. Der Polizei wurden im Zuge des Sturms in der Nacht auf Freitag vor allem viele umgestürzte Bäume gemeldet, mancherorts wurde zudem der höchste Wasserstand seit mehreren Jahren gemessen. Auf der vorübergehend gesperrten Brücke über den Großen Belt kam es zu kilometerlangen Staus. Zudem fielen mehrere Flüge, Züge und Fähren aus.