Daten von 2024 - Online-Zocken nimmt stark zu

Südtiroler verbraten über eine Milliarde Euro für Glücksspiel

Donnerstag, 29. Mai 2025 | 07:48 Uhr

Von: luk

Bozen – Glücksspiel ist in Südtirol ein Milliardengeschäft und ein wachsendes gesellschaftliches Problem. Im Jahr 2024 wurden laut aktuellen Daten der italienischen Zoll- und Monopolbehörde in der Provinz Bozen über eine Milliarde Euro verspielt: 539 Millionen Euro in klassischen Spielformen wie Spielautomaten oder Rubbellosen, 464 Millionen Euro im Internet.

Südtirol liegt damit deutlich vor dem Trentino, insbesondere im Bereich der physischen Spiele. Hier wurde rund 140 Millionen Euro mehr ausgegeben. Auch online wurde in Bozen um zehn Millionen mehr verspielt als im Nachbargebiet.

Besorgniserregend sei vor allem der wachsende Online-Trend, erklärt Matthias Jud vom Forum Prävention gegenüber der Zeitung Alto Adige: „Viele Menschen, besonders Jugendliche, sind während der Pandemie ins Netz gewechselt und geblieben. Online kann jederzeit und überall gespielt werden, oft sogar mit vorinstallierten Apps auf neuen Smartphones.“

Besonders tückisch: Für jeden Euro, der in Südtirol bei physischen Glücksspielen gewonnen wurde, mussten 1,29 Euro eingesetzt werden. Im Online-Sportwettenbereich sind die Verluste noch drastischer. Hier wurden acht Euro ausgegeben, um einen Euro zu gewinnen. „Die Illusion von schnellen Gewinnen ist ein Hauptmotor für Abhängigkeit“, warnt Jud.

Die finanziellen Folgen betreffen dabei nicht nur die Spieler selbst: „Für jeden pathologischen Spieler leiden sechs bis sieben weitere Personen mit, wie Partner, Eltern, Kinder“, ergänzt Peter Koler vom Forum Prävention. Die Organisation setzt auf Prävention an Schulen und bietet Selbsttests für Betroffene an.

Beliebteste Spielform in Südtirol sind laut Daten Online-Geschicklichkeitsspiele (370 Millionen Euro), gefolgt von Videolotterien (257 Mio.), Sofortlotterien (119 Mio.) und dem Lotto (33 Mio.). Der Gesamtumsatz für Glücksspiele in Italien lag 2024 bei rund 157 Milliarden Euro.

Koler erinnert auch daran, dass Glücksspiel mitunter als Instrument zur Geldwäsche genutzt werde. Ein Grund mehr, das Thema ernst zu nehmen.

Bezirk: Bozen

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