Bluttat in Gröden im Tarnanzug und mit zwei Messern

Tief empfundener Groll

Donnerstag, 04. November 2021 | 10:40 Uhr

Wolkenstein – Als ihn die Carabinieri in der Küche antrafen, stand Ivo Rabanser regungslos da – schweigend und mit blutverschmiertem Hemd. Fast schien es, als würde er darauf warten, festgenommen zu werden. Das Messer, das er mehrmals in den Brustkorb seines Bruders gestochen hatte, lag am Boden.

Wie die italienische Tageszeitung Alto Adige berichtet, hat der 42-Jährige in den letzten Jahren zwischen Mailand und Verona gelebt. Nun ist er nach Wolkenstein zurückgekehrt und hat beinahe seinen Bruder Martin Rabanser in dessen Wohnung getötet. Bei der Festnahme lag dieser immer noch im Schlafzimmer, bis ihn die Rettungskräfte kurze Zeit später ins Bozner Krankenhaus brachten, wo er einer heiklen Operation unterzogen wurde.

„Der Angeklagte ist im Tarnanzug ist Haus eingedrungen und er hatte zwei Messer bei sich“, erklärt Anwalt Nicola Nettis, der gemeinsam mit seinem Kollegen Ernest Cuccarollo, die Interessen der Geschädigten vertritt. Dies lasse vermuten, dass es einen Plan gegeben habe, den Bruder zu töten.

Zugeschlag habe Ivo Rabanser am späten Abend, als das Ehepaar bereits geschlafen hat. Die Frau des Bruders hat sich verteidigt, in dem sie den Angreifer mit einem Gegenstand auf den Kopf geschlagen hat.

Ivo Rabanser selbst hat beim 40-minütigen Gespräch mit seinem Verteidiger Marco Boscarol eingeräumt, dass er mit seinem Bruder 15 Jahre lang keinen Kontakt gehabt habe – auch nicht am Telefon. „Aus den Protokollen scheint die Verantwortung des Angeklagten klar hervorzugehen“, betont der Anwalt. Der 42-Jährige habe ihm anvertraut, dass er nie vorgehabt habe, der Frau seines Bruders zu schaden. Diese habe er nicht einmal gekannt.

Gegen seinen Bruder habe er hingegen einen lang gehegten Groll empfunden. Dies habe ihn zur Tat verleitet. Bekanntlich gelang es der Frau von Martin Rabanser mit ihrem neunjährigen Sohn die Flucht zu ergreifen und mitten in der Nacht bei einem Nachbarn Alarm zu schlagen.

Wie Ivo Rabanser seinem Anwalt anvertraute, hat er in den Jahren seiner Abwesenheit stets gearbeitet. Während er in Mailand im sozialen Bereich tätig war, arbeitete er in Verona als Wärter von Tennisplätzen. Erst vor Kurzem habe er dort allerdings gekündigt, um sich eine Auszeit zu nehmen und um mit dem Fahrrad von Verona nach Wolkenstein zu fahren. In seinen Rucksack hatte er auch sein Zelt gepackt, womit er im Wald übernachtet hat. „Er hat uns gesagt, dass er sich inmitten der Natur wohlgefühlt habe“, betont Boscarol.

Die Verteidiger von Ivo Rabanser erwägen, die Erstellung eines psychiatrischen Gutachtens zu beantragen. Dabei soll es um die Frage gehen, ob Ivo Rabanser zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig war.

Von: mk

Bezirk: Salten/Schlern