"Südtirol nicht attraktiv“

Tierarzt-Mangel zeichnet sich ab

Montag, 22. Mai 2017 | 12:11 Uhr
Update

Bozen – In Südtirol droht der Tierarzt-Notstand, schreibt heute das Tagblatt Dolomiten. „Der Beruf des Großtier-Praktikers ist einfach nicht mehr beliebt“, weiß der Präsident der Tierärztekammer, Franz Hintner. Er macht sich gerade um die flächendeckende tierärztliche Versorgung für Südtirol in der Zukunft Sorgen.

Bekommen Kühe Kälber und gibt es dabei Komplikationen, ist oftmals nur schwer ein Tierarzt auf den Hof zu bekommen.

„Südtiroler müssen Veterinärmedizin im Ausland oder in Italien studieren – und werden dort gern direkt von der Uni weg abgeworben. Denn gerade Großtier-Praktiker sind überall Mangelware“, weiß Hintner.

Nachts raus müssen, wenn mal wieder eine Kuh beim Kalben Hilfe braucht, weit verstreute Gehöfte, viele Kilometer teils auf engen Bergstraßen, „immer weniger Tierärzte entscheiden sich dafür“, so Hintner.

Die wenigen neuen Großtier-Praktiker finden laut Hintner in Südtirol keine attraktiven Bedingungen vor. Angefangen bei den kleinen Betrieben und weiten sowie weit verstreuten Anfahrten.

Doch es gebe auch noch selbst gemachte Hindernisse: „Mit der Einführung des Hoftierarztes hätte die Situation besser werden sollen. Doch in Wirklichkeit tun sich junge Kollegen jetzt erst recht schwer, Fuß zu fassen. Denn früher hat man ihnen die Prophylaxe überlassen, und so hatten sie zum einen schon mal ein kleines Einkommen und zum andern Kontakt zu den Bauern. Heute muss die Prophylaxe der Hoftierarzt machen“, erläutert Hintner. Auch die etwa in Österreich gängige Praxis, einen jungen Kollegen mit Vertrag einzustellen, vermisst er in Südtirol. „Hier sind lediglich Praktika üblich, das ist für Nachwuchs-Tierärzte nicht attraktiv“, weiß er.

Seiner Meinung nach steht es nicht sonderlich gut um die Attraktivität Südtirols. Er befürchtet, dass im Konkurrenzkampf um die handverlesenen Jung-Großtier-Praktiker gerade Südtirol das Nachsehen haben wird. „Das wiegt umso schwerer, als demnächst viele Kollegen in Pension gehen werden“, warnt er.

Von: luk

Bezirk: Bozen