Auch in Neustift im Stubaital führte das Hochwasser zu Schäden

Tirol überstand Hochwasser mit “blauem Auge”

Dienstag, 29. August 2023 | 17:36 Uhr

Das Bundesland Tirol hat das Hochwasser ohne Verletzte überstanden und ist damit wohl mit einem “blauen Auge” davongekommen. Am Dienstag entspannte sich die Lage und die Pegelstände gingen laufend zurück. Auch die am Montag ausgegebenen Zivilschutzwarnungen für Schwaz und Kramsach wurden aufgehoben. Eine erste Begutachtung ergab, dass die Schäden an der öffentlichen Infrastruktur rund zwölf Millionen Euro betragen. Das hintere Ötztal war weiterhin nicht erreichbar.

Bei Längenfeld wurde am Montag die Ötztal Straße (B186) unterspült und ein Straßenabschnitt durch die hochwasserführende Ötztaler Ache weggerissen. Der bekannte Wintersportort Sölden war daher nur von Südtirol aus über das Timmelsjoch erreichbar. Nach einer Begutachtung durch die Landesgeologie gingen die Verantwortlichen davon aus, dass die Arbeiten für die Instandsetzung der Landesstraße drei bis fünf Werktage in Anspruch nehmen werden.

Landeshauptmann Anton Mattle und Sicherheitslandesrätin Astrid Mair (beide ÖVP) machten sich am Dienstag bei einem Lokalaugenschein ein Bild der Situation. “Ziel ist es, die Erreichbarkeit des hinteren Ötztals über die Landesstraße schnellstmöglich wiederherzustellen. Über das Timmelsjoch aber auch über den Luftweg ist die Versorgungssicherheit und die medizinische Notfallversorgung gewährleistet”, sagte Mattle im Anschluss. Probleme gab es bei den Gasleitungen: “An vier Stellen im Ötztal wurde die Gasleitung aus ihrer Position gerissen bzw. freigelegt. Die Gasversorgung ist nach wie vor aufrecht. Die Begehungen und Planungen laufen, sodass schnellstmöglich die Ersatzleitungen installiert werden können”, hielt Mattle fest.

Wie hoch die Schäden in den Gemeinden und bei Privaten sind, war indes noch unklar. “Eine exakte Einschätzung ist dann möglich, sobald die Pegelstände zurückgegangen sind”, sagte Mattle. Für den öffentlichen Bereich wurde geschätzt, dass fünf Millionen Euro im Bereich Landesstraßen, fünf Millionen Euro im Bereich Wasserbauten und zwei bis drei Millionen Euro im Bereich der Wildbach- und Lawinenverbauungen aufgewendet werden müssen. “Das Wichtigste ist, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind”, betonte der Landeschef.

Tirolweit wurde am Dienstag der Hochwasserschutz zurückgebaut, dieser wurde u.a. in Innsbruck und Wörgl aktiviert. Der Inn erreichte hundertjährliches Hochwasser und führte viel Treibgut. Neben dem Ötztal waren auch das Pitztal und das Stubaital stark betroffen, wo die Ruetz über die Ufer getreten war. Zu größeren Überschwemmungen in Orts- oder dicht bebautem Siedlungsgebiet aufgrund über die Ufer getretener Flüsse oder Bäche kam es bisherigen Informationen zufolge nicht. Insgesamt waren 4.400 Feuerwehrleute im Einsatz, über 600 Einsätze wurden abgewickelt, zog Mair Bilanz und bedankte sich bei allen Beteiligten.

Die Hochwasser-Situation hatte auch zu zahlreichen Verkehrsbehinderungen geführt, wobei sich die Lage dahingehend ebenfalls normalisierte. Bis Dienstagabend war laut ÖBB noch die Brennerbahnstrecke gesperrt. Die Sperre der Westbahnstrecke zwischen Schönwies und Imst-Pitztal wurde am Nachmittag aufgehoben, selbiges galt für die Sperre der Mittenwaldbahnstrecke in Innsbruck.

Die Niederthaier Straße (L238) wurde aufgrund eines Böschungsbruches gesperrt. Es gibt eine Umleitung ab dem Gasthof Stuibenfall bis Bichl für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen, informierte das Land. Laut ÖAMTC war außerdem die Brenner Straße (B182) bei Gries am Brenner wegen Erdrutschgefahr gesperrt. Auch die Mieminger Straße (B189) ist zwischen Nassereith und Holzleiten nicht befahrbar.

Von: apa