Von: apa
Einen Tag nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule mit elf Toten ist am Mittwoch um 10.00 Uhr eine österreichweite Gedenkminute abgehalten worden. Die Kirchen beteiligten sich mit Trauergeläut, in Wien wurde unter anderen die Trauerglocke des Stephansdoms, die “Halbpummerin”, geläutet. Menschen hielten auch in Wien auf den Straßen teilweise inne, emotionale Szenen gab es während der Trauerminute vor dem Tatort in Graz. Der ORF unterbrach sein Programm zum Gedenken.
Vor dem Oberstufenrealgymnasium in der Grazer Dreierschützengasse zündeten die vier steirischen ÖVP-Regierungsmitglieder, angeführt von Landeshauptmannstellvertreterin Manuela Khom, Kerzen an. Menschen brachen in Tränen aus. Schülerinnen und Schüler kamen in Gruppen mit ihren Betreuerinnen und Betreuern aus dem in der Helmut-List-Halle eingerichteten Kriseninterventionszentrum zur geschlossenen Schule und weinten gemeinsam, während sie ebenfalls Kerzen anzündeten.
Die heimischen Kirchen setzten mit Glockengeläut ein “Zeichen der Trauer und Verbundenheit mit den Opfern des Amoklaufs und ihren Angehörigen”, berichtete Kathpress. Teilweise wurden die Kirchenglocken erst nach der Trauerminute – ab 10.01 Uhr – geläutet, etwa in Vorarlberg, wurde erläutert. Die Caritas und die Junge Kirche riefen indes zu einem Lichtermeer am Wiener Stephansplatz am (heutigen) Mittwoch um 16.00 Uhr zum Gedenken an die Opfer auf. Ab 17.00 Uhr gibt es ein Gedenken im Stephansdom.
Regierung gedachte beim Ministerrat
Beim Ministerrat wurde zu Beginn ebenfalls eine Trauerminute abgehalten. Die Bundesregierung traf sich zwar, die geplanten Beschlüsse wurden jedoch verschoben und es gab keine Medienstatements. Bereits am Dienstag einberufen wurde der Nationale Sicherheitsrat, dieser tritt am Donnerstag um 14.00 Uhr im Parlament zusammen.
Der Nationale Sicherheitsrat ist ein Beratungsgremium der Bundesregierung in Angelegenheiten der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Er besteht aus Kanzler, Vizekanzler, Außenministerin, Innenminister, Verteidigungs- und Justizministerin sowie Vertreterinnen und Vertretern der im Hauptausschuss des Nationalrats vertretenen Parteien. Beratend zur Seite stehen ihm außerdem Vertreter der Präsidentschaftskanzlei bzw. der Landeshauptleutekonferenz, der Generalsekretär im Außenamt, der Generalstabschef, der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit sowie weitere Beamte.
Nach der Bluttat, bei der ein 21-jähriger Ex-Schüler des Oberstufenrealgymnasiums zehn Menschen und sich selbst getötet hatte, war von der Regierung bereits eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen worden. Schwarze Fahnen wurden gehisst und die österreichische Flagge auf allen öffentlichen Gebäuden auf halbmast gesetzt.
ORF und Öffis unterbrachen Dienste
Der ORF beteiligte sich laut einer Aussendung in ORF 1, ORF 2, ORF III und ORF SPORT+ an der Trauerminute und blendete “Österreich trauert – In Gedenken an die Opfer des Amoklaufs in Graz” in seinem unterbrochenen Programm ein. Die ORF-Radios sendeten “einen Moment der Stille für die Opfer des Amoklaufs von Graz und ihre Angehörigen”.
Die Wiener Linien schlossen sich der Gedenkminute ebenfalls an. Rund 900 Fahrzeuge im Dienst sollten für eine Minute stehen bleiben, hatte es zuvor in einer Aussendung geheißen. Die Trauerminute wurde auch per Durchsage angekündigt, auf den Anzeigetafeln bei den Haltestellen stand: “Wir stehen zusammen für Graz”.
Innegehalten wurde während der Trauerminute bei bedecktem Himmel auch auf dem St. Pöltner Rathausplatz. Davor und danach war der Amoklauf von Graz naturgemäß Hauptthema in den zahlreichen Kaffeehäusern. Eine größere Schülergruppe lenkte sich indes mit einer Stadtführung von den Geschehnissen ab.
Gedenken bereits am Dienstagabend
Bereits am Dienstagabend war im Grazer Dom ein Gedenkgottesdienst abgehalten worden. Gekommen waren auch die Bundesregierungs- und die steirische Landesregierungsspitze sowie Vertreterinnen und Vertreter der Stadt. In der Schulsprengelkirche St. Vinzenz in der Nähe des Tatorts gab es ebenfalls einen Gottesdienst. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) gedachte in den steirischen Moscheen der Opfer im Anschluss an das tägliche Abendgebet. Nach 21.00 Uhr hatten sich Hunderte Menschen am Grazer Hauptplatz für ein Lichtermeer versammelt. Sie zündeten Kerzen vor dem Erzherzog-Johann-Brunnen an.
Beim WM-Qualifikationsspiel in San Marino hielten am Abend das österreichische Fußball-Nationalteam sowie der Gegner und die Zuschauer vor Spielbeginn in Serravalle eine Gedenkminute ab. Die ÖFB-Teamkicker traten bei dem 4:0 gewonnenen Match zudem mit Trauerflor am Arm an.
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