Familientragödie in Trient

Trügerische SMS: „Alles ok“, als Kinder schon tot waren

Mittwoch, 29. März 2017 | 12:00 Uhr
Update

Trient – Am Montagvormittag hat der 45-jährige Gabriele Sorrentino seiner Frau Sara Failla, die aus Bozen stammt und als Tierärztin arbeitet, ein letztes SMS geschrieben und versichert, dass alles ok sei und es den Kindern gut gehe. Dies berichtet das Tagblatt Dolomiten. Wie die Ermittler rekonstruiert haben, hatte der Mann seine Söhne – den zweieinhalb Jahre alten Marco und den vierjährige Alberto – zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits getötet. Wenige Minuten später beging er Selbstmord.
Die Mutter, die auch in Südtirol als Vertreterin von Tier-Arzneimitteln tätig ist, hatte die leblosen Körper der Kinder am Boden im Wohnzimmer gefunden, als sie gegen Mittag von der Arbeit nach Hause zurückkam. Noch unter Schock musste sie ihre 16-jährige Tochter, die sich mit ihrer Klasse auf Sprachferien in Spanien aufhielt, über die schrecklichen Ereignisse informieren.

Das SMS hat Sorrentino vermutlich verschickt, um seine Frau zu beruhigen und von einer vorzeitigen Heimkehr abzuhalten. Laut Ermittlungen hat der Mann am Montagvormittag gleich drei SMS verschickt.

Die erste Kurznachricht ging an seinen Vater, um ihm mitzuteilen, dass er die Kinder nicht abholen und in den Kindergarten bringen müsse. Beide Söhne hätten schlecht geschlafen und würden deshalb daheim bleiben. Im zweiten SMS erklärte Sorrentino, dass er die Buben selbst zur Großmutter mütterlicherseits bringen werde, die in der Nähe wohnt.

Die Ermittler vermuten, dass Sorrentino verhindern wollte, dass der Vater ihn zuhause aufsuchte, bevor oder gar während er die Bluttat beging. Sorrentino hat vermutlich angenommen, dass der Großvater der Mutter mitteilen könnte, dass die Buben an dem Tag nicht den Kindergarten besuchen würden. Deshalb schickte er seiner Frau vorsorglich das dritte SMS.

Zu diesem Zeitpunkt waren den Fahnder zufolge Marco und Alberto bereits tot.

Die Ermittler unter der Leitung von Staatsanwalt Pasquale Profiti sind gleich von Anfang an von finanziellen Schwierigkeiten als Motiv für den erweiterten Selbstmord ausgegangen. Wie schlimm es wirklich um die wirtschaftliche Lage der Familie stand, kristallisierte sich am Montag nach der Überprüfung von Sorrentinos Unterlagen deutlich heraus. Der Mann war völlig pleite, er hätte die zweistöckige Wohnung im Wert von 1,2 Millionen Euro in der Via della Costituzione im neuen Stadtviertel Le Albere, die von Starachitekt Renzo Piano entworfen worden war, nie bezahlen können.

Unter anderem sind neben dem Erlös aus dem Verkauf eines Hauses in Mezzocorona, das sich im Familienbesitz befand, auch jene 60.000 Euro verschwunden, die sein Vater für seine Frühpensionierung bei Alitalia erhalten hatte. Laut den Ermittlungen soll der 45-Jährige zuletzt nicht einmal mehr im Stande gewesen sein, die Stromrechnung zu bezahlen.

Die Fassungslosigkeit und Betroffenheit über die Familientragödie geht weit über die Region hinaus. In ganz Italien berichteten die Medien am Montag von der unfassbaren Tat.

Von: mk

Bezirk: Bozen