Unmenschliche Bedingungen für 82 Angestellte

Unterland: Finanzpolizei deckt traurige Ausbeutung von Tagelöhnern auf

Donnerstag, 27. Juni 2019 | 12:27 Uhr

Neumarkt – Die Finanzpolizei von Neumarkt hat die Ermittlungen in einem schwerwiegenden Fall von Ausbeutung mehrerer Tagelöhner abgeschlossen. Betroffen waren insgesamt 82 Angestellte.

Migranten, die mit dem Austragen von Werbeplakaten von Tür zu Tür im Unterland und in anderen Gegenden des Landes beschäftigt waren, sind den Ermittlern aufgefallen. Für die Lieferungen nutzten die Mitarbeiter Fahrräder, die ihnen vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt worden waren.

Den Ordnungshütern kamen sowohl die Arbeitszeiten als auch bestimmte Umstände im Rahmen des Arbeitsverhältnisses verdächtig vor. Den Ermittlungen zufolge steckt hinter dem Fall von „illegaler Anwerbung von Tagelöhnern“ ein Einzelunternehmen, das seinen Sitz in der Provinz Vicenza hat.

Die Firma soll mehrere Mitarbeiter aus Pakistan und Indien unter unmenschlichen Bedingungen beschäftigt haben. Der Inhaber steigerte seinen Umsatz unter anderem, indem er die Betroffenen „schwarz“ anstellte.

Die Angestellten, die auf den Job angewiesen waren, wurden vor allem in der Gegend von Trient rekrutiert, kamen aber in der gesamten Region zum Einsatz. Sie waren gezwungen mittels GPS auf ihren Fahrrädern unter ständiger Überwachung zu arbeiten. Die Routen waren genau vorgeschrieben.

Die Beschäftigten waren in der Regel zwölf bis 15 Stunden pro Tag im Einsatz – oft auch an Feiertagen. Verdient haben die Betroffenen 30 bis 50 Euro am Tag. Allerdings hatten sie weder ein Recht auf bezahlte Tage im Krankenstand, auf Urlaub oder auf einen Ruhetag in der Woche.

Die Finanzpolizei von Neumarkt hat bei der Staatsanwaltschaft nach Sicherung von umfangreichem Beweismaterial und nach der Anhörung von Zeugen Anzeige gegen den 38-jährigen S. G. aus Indien erstattet.

Die Person ist in der Provinz Vicenza ansässig und gilt als hauptverdächtig, was die Ausbeutung anbelangt. S. G. riskiert eine ein- bis sechsjährige Haftstrafe. Weil die Anzahl der ausgebeuteten Tagelöhner so hoch ist, könnte sich die Strafe noch einmal weiter verschärfen.

Die Untersuchung leitet die Staatsanwaltschaft von Trient. Die Finanzpolizei hat außerdem die nichteingezahlten Versicherungsbeiträge für die Arbeiter eingehoben und sichergestellt.

Von: mk

Bezirk: Überetsch/Unterland