Von: luk
Bozen – Bildung einer kriminellen Vereinigung, Steuerbetrug und Geldwäsche wirft die Finanzpolizei rund 20 Personen und ebensovielen Unternehmen vor. Nach dreijährigen Ermittlungen schlugen die Behörden heute zu. In Bozen, Padua, Rovigo, Venedig, Vicenza, Lecco, Bologna, Mailand und Rom wurden 18 Personen in Schutzhaft überstellt sowie Güter im Wert von 58 Millionen Euro beschlagnahmt.
Die Ermittlungen kamen 2020 ins Rollen und wurden vom “European Public Prosecutor Office (EPPO)” mit Sitz in Venedig geleitet. Ausgeführt wurden die Ermittlungen von der Einheit für Wirtschaft und Finanzen der Finanzpolizei Bozen.
Ausgehend von auffallend niederen Marktpreisen bei Druckerprodukten und Bürobedarf kamen die Finanzpolizisten einem regelrechten Netzwerk zur Steuerhinterziehung auf die Schliche. Als Architekten des Mehrwertsteuerbetrugs erwiesen sich zwei Unternehmer aus dem Raum Padua. Sie sollen ein Geflecht aus Personen und Unternehmen auf die Beine gestellt haben, das sich auf den oberitalienischen Raum sowie auf mehrere EU-Staaten erstreckt hat. Gegen 30 Personen wird ermittelt.
Über dieses Netzwerk gelang es den Unternehmern aus Padua sowie deren Gefolgsleuten entsprechende Produkte nach Italien einzuführen, die Mehrwertsteuer zu umgehen und die Waren zu vorteilhaften Preisen an Kunden weiterzuverkaufen. “Dadurch entstand unlautere Konkurrenz auf dem Markt”, so die Finanzpolizei.
Die eigentlich anfallende Mehrwertsteuer wurde in dem Geflecht auf mittellose Personen abgewälzt, die als formale Eigentümer von rund 30 Unternehmen eingesetzt wurden – wissend, dass diese nie die Steuer begleichen würden können, so die Vorwürfe weiter.
Während also andere ihren Kopf hinhielten und der Staat um die Mehrwertsteuer betrogen wurde, strichen die Unternehmer mit der kriminellen Ader fette Gewinne ein. Die rund 58 Millionen Euro, die eigentlich in den Steuertopf hätten gehen sollen, wurden in Luxusgüter wie Sportwagen, Immobilien und anderen Investments in Italien sowie im Ausland angelegt.
Doch so sicher waren diese Investitionen am Ende gar nicht. Gemeinsam mit den Behörden aus Tschechien, Polen, Österreich, der Slowakei, Holland und Deutschland wurde von den Ermittlern aufgedeckt, was nach Ansicht der mutmaßlichen Täter hätte im Verborgenen bleiben sollen.
Nun wurden auf Antrag der Staatsanwaltschaft neben den Festnahmen, Sicherungs- und Schutzmaßnahmen gegenüber rund 20 Personen auch Güter im Wert von 58 Millionen Euro beschlagnahmt.
Die Finanzpolizei spricht von einem Erfolg, merkt aber an, dass bis zum Urteil die Unschuldsvermutung gilt.