Kapitän der Solong wird der fahrlässigen Tötung verdächtigt

Ursache für Schiffsunglück in Nordsee weiter unklar

Mittwoch, 12. März 2025 | 14:32 Uhr

Von: APA/dpa

Nach der Festnahme des Kapitäns des Containerschiffs “Solong” am Dienstag sind die Ursachen für die Kollision zwischen dem Frachter und einem Tanker vor der britischen Küste weiter unklar. Ein Polizeisprecher sagte, gegen den Mann werde wegen grober Nachlässigkeit in Bezug auf die Kollision ermittelt. Dem Russen wird fahrlässige Tötung vorgeworfen. Im Fall eines Vermissten wird inzwischen vom Tod des Mannes ausgegangen.

Die Brände auf dem mit der Containerfrachter “Solong” kollidierten Öltanker “Stena Immaculate” sind nach Angaben der Küstenwache eingedämmt. Es gebe “keine sichtbaren Flammen” mehr an Bord, teilten die Briten mit. Möglicherweise könne im Verlauf des Mittwochs eine Untersuchung auf dem verunglückten Schiff durchgeführt werden.

Treibstoff verdampft

Ein Austritt von darauf geladenem Flugzeugtreibstoff aufgrund des Zusammenstoßes habe “begrenzte” Auswirkungen, teilte das US-Schifffahrtsunternehmen Crowley der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge mit. Es sei noch unklar, wie viel Treibstoff bei der Kollision ins Meer gelangt sein könnte, aber eine erste Überprüfung habe ergeben, dass Teile davon aufgrund der Brände auf beiden Schiffen verdampft seien, so das britische Schifffahrtsunternehmen Crowley laut PA.

Nach Angaben von Crowley war der Treibstoff auf 16 Tanks verteilt, von denen mindestens einer bei dem Zusammenstoß beschädigt wurde. Ein Sprecher der britischen Küstenwache sagte, die Bedrohung durch die gefährliche Ladung sei nun erheblich reduziert. Es würden aber weiterhin Vorbereitungen für eine mögliche Verschmutzung getroffen. Der betreffende Treibstoff ist laut Experten sehr viel giftiger als Rohöl und könnte verheerende Auswirkungen auf Lebewesen im Meer haben. Nach Angaben von Crowley waren 220.000 Barrel (knapp 35 Millionen Liter) Kerosin an Bord des Tankers.

Seemann wohl tot

Warum die “Solong” und der Öltanker am Montagvormittag kollidiert waren, ist offen. Der unter US-Flagge fahrende Tanker war nach Angaben von Crowley von der unter portugiesischer Flagge fahrenden “Solong” gerammt worden, als er vor Anker lag. Die “Stena Immaculate” war dabei im Auftrag der US-Regierung unterwegs und transportierte Flugzeugtreibstoff, die für die in Großbritannien stationierten Flugzeuge der US-Airforce bestimmt waren.

Insgesamt 36 Besatzungsmitglieder beider Schiffe waren sicher an Land gebracht worden, ein Mensch wurde medizinisch behandelt. Ein Seemann wurde vermisst, die Suche wurde am Montagabend eingestellt. Der britische Unterstaatssekretär Mike Kane bestätigte, dass vom Tod des Besatzungsmitglieds der “Solong” ausgegangen werde. Auf der “Solong” arbeiteten russische und philippinische Staatsbürger. Die Besatzung der “Stena Immaculate” soll der BBC zufolge ausschließlich aus US-Bürgern bestanden haben.

Schiffe werden wohl nicht sinken

Das Verkehrsministerium teilte mit, dass beide Schiffe nach vorläufigen Einschätzungen voraussichtlich nicht sinken werden. Der Frachter “Solong” könne vertäut und von der Küste weggeschleppt werden, sagte Ministerin Heidi Alexander. Bergungsarbeiten könnten aufgenommen werden. Obwohl der Frachter weiterhin brenne, sei ein Schlepptau angebracht worden.

Befürchtet worden war, dass Schiffsdiesel austreten könnte, sollte das Schiff sinken oder auf Grund laufen. Dieses Risiko sei nun reduziert worden, hieß es in der Mitteilung des Verkehrsministeriums. Die in Hamburg ansässige Reederei Ernst Russ hatte zuvor Berichte dementiert, wonach es mehrere Behälter mit giftigem Natriumcyanid geladen hatte. Die Container seien leer gewesen.

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