Bozner schildert Covid-19-Verlauf seiner Mutter

“Warum kein Videoanruf mit dem Hausarzt?”

Mittwoch, 15. April 2020 | 10:45 Uhr
Update

Bozen – Gegenüber der Tageszeitung Alto Adige schildert der Bozner Andrea Borsetti seine Erfahrungen mit dem Coronavirus und dem Umgang des Sanitätswesens mit der aktuellen Notlage.

Seine 76-jährige Mutter habe ab dem 9. März grippale Symptome gehabt. Am 16. März sei ihr Zustand schlimmer geworden. Der Hausarzt habe seiner Mutter via Telefon die üblichen fiebersenkenden Mittel verschrieben, so Borsetti.

Erfolg zeigte die Therapie aber offenbar nicht. Im Gegenteil: Es kamen weitere Symptome hinzu und auch ein Sturz seiner Mutter verschlimmerte die Lage. Der Hausarzt verschrieb weitere Medikamente. “Der Körper verteidigt sich mit dem hohen Fieber”, soll der Mediziner dem Bozner erklärt haben. Es gebe keinen Grund, besorgt zu sein.

Am 20. März rief Borsetti aber dennoch bei der Notrufnummer 112 an. Dort verwies man zunächst auf den Hausarrest. Weil der Zustand seiner Mutter aber im Lauf des Tages noch schlechter wurde, rief Andrea Borsetti erneut den Notruf an und schließlich wurde eine Ambulanz geschickt.

Die kranke Seniorin wurde ins Spital gebracht, tags darauf intubiert und in die Intensivstation ins Brunecker Krankenhaus überstellt. Dank der guten Pflege habe seine Mutter überlebt, schildert Borsetti. Die an Corona erkrankte Frau wurde am 11. April extubiert und ist noch immer schwach.

„Inzwischen bin auch ich positiv, mein Vater aber zum Glück nicht“, so Borsetti, der nur Lobesworte für das Krankenhauspersonal findet.

Eine Kritik kann er sich dann aber doch nicht verkneifen, und zwar, was die Hausärzte angeht: Er verstehe, dass diese einem Protokoll folgen. Er schlägt aber vor, dass der Dienst mit Videoanrufen ergänzt wird. So könnten sich die Hausärzte ein umfassenderes Bild machen und den Patienten auch sehen.

Hilferuf aus den Altersheimen

Kritik an den Abläufen im Sanitätswesen in diesen Krisenzeiten kommt auch von anderer Seite, nämlich aus den Alters- und Pflegeheimen im Land.
Es wird von überforderten Pflegern, Mangel an Personal und Ausrüstung sowie vielen Corona-Fällen berichtet.
Dramatisch soll die Lage im Altersheim Auer sein. Dort sollen wegen des Personalnotstands die Nachtschichten von zwei Pflegekräften und nicht mehr von sieben geleistet werden. Wie es heißt, sollen Helfer vom Roten Kreuz die Lücken auffüllen.

Von: luk

Bezirk: Bozen