Verbraucher klagen über lange Wartezeiten

Was tun, wenn der Green Pass nicht verfügbar ist?

Dienstag, 27. Juli 2021 | 10:13 Uhr

Bozen – Über den “Green Pass” wird dieser Tage viel diskutiert – sowohl beim Tischgespräch als auch beim Ministertreffen. In ihm sehen viele das Instrument, welches den Weg aus der Pandemie darstellt. Zugleich gibt der Green Pass den Inhabern mehr Freiheiten. Während die Impfkampagne versucht, die Unentschlossenen zu überzeugen, melden sich jedoch Verbraucher in der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS), die den Impfzyklus regulär abgeschlossen haben und dennoch vergebens auf den Green Pass warten. Was kann man in solchen Fällen tun? Die VZS hat Kontakte und Tipps zusammengestellt.

Was ist der Green Pass und wie erhält man ihn?

Der Green Pass ist ein digitales oder druckbares Zertifikat, welches automatisch von der nationalen Plattform des Gesundheitsministeriums aufgrund der von den Gebietskörperschaften übermittelten Daten ausgestellt wird. Auf dem Pass findet sich ein QR-Code, mit dem die Gültigkeit desselben überprüft werden kann.

Den Green Pass erhalten alle Bürgerinnen und Bürger, die geimpft (Gültigkeit neun Monate), von Covid genesen (Gültigkeit sechs Monate) oder negativ getestet wurden (Gültigkeit 48 Stunden).

Erhältlich ist der Pass über mehrere Kanäle: das eigene Webportal des Gesundheitsministeriums (www.dgc.gov.it, auf diesem finden sich auch ausführliche Informationen in italienischer Sprache), wo man sich mit der Gesundheitskarte oder dem SPID einloggt und den Code, den man per SMS oder e-mail erhalten hat (AUTHCODE) eingibt; über die Apps Immuni oder IO (hier Login über die digitale Identität SPID); bei den Apotheken oder bei den eigenen Allgemeinmedizinern mit der Gesundheitskarte.

Was tun, wenn man den Code nicht erhält?

Einige Verbraucher haben der VZS gemeldet, dass sie trotz abgeschlossenem Impfzyklus keine Möglichkeit haben, den Green Pass zu bekommen. Eigentlich sollten laut Gesundheitsministerium die Codes bis 28. Juni zugeschickt werden, wenn die Impfung vorher stattgefunden hat.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, die man in einem solchen Fall hat: Als erstes empfiehlt es sich, einen Alternativ-Kanal zu versuchen: es kann z.B. sein, dass man den Authcode nicht erhalten hat, aber eine Apotheke oder der Hausarzt den Green Pass ausdrucken kann.

Hilft auch dies nicht, kann man es bei folgenden Stellen versuchen: Gesundheitsministerium: grüne Nummer 800912491 oder per e-mail cittadini@dgc.gov.it und codice.dgc@sanita.it (diese Adresse soll jedoch anscheinend in Kürze deaktiviert werden, dafür ist ein eigenes Menü auf dem Portal des Ministeriums als Ersatz geplant). Auch kann man die Nummer 1500 wählen. Aufgrund der vielen Anfragen war es in den letzten Tagen leider häufig gar nicht möglich, mit den Sachbearbeitern zu sprechen.

Provinz Bozen: grüne Nummer des Zivilschutzes 800 751 751 oder e-mail greenpass@sabes.it.

Ungewisse Lage für viele Bürger

Obschon italienweit rund 31 Millionen Bürgerinnen und Bürger den Green Pass heruntergeladen haben, warten viele immer noch auf den Schein, der unter anderem „freie Fahrt“ in den Urlaub gewährt. Am häufigsten sind anscheinend jene betroffen, die mit verschiedenen Impfstoffen geimpft wurden (also Mix der Impfstoffe) oder mit solchen, die nur eine Dosis vorsehen (z.B. Nachimpfung der Genesenen). Trotz Nachfragen ist es häufig nicht möglich nachzuvollziehen, wo der Haken im System liegt, genauso wenig wie einen Ansprechpartner ausfindig zu machen. Die Betroffenen verbleiben in einer Art bürokratischem Niemandsland, aus dem scheinbar kein Weg heraus führt. Dies ist – vor allem vor dem Hintergrund der geplanten neuen Restriktionen für Personen ohne Green Pass – ziemlich schwerwiegend und beunruhigend.

„Wir verstehen, dass die zuständigen Stellen mit einer wahren Flut von Anfragen konfrontiert sind“, kommentiert VZS-Geschäftsführerin Gunde Bauhofer, „dennoch bleibt zu hoffen, dass die Knicke im System schnellstmöglich begradigt werden können, und alle Berechtigten zu ihrem Green Pass kommen. Da die Einzelnen große Schwierigkeiten haben, mit dem Gesundheitsministerium in Kontakt zu treten, wäre ein Vorstoß der örtlichen Verantwortlichen in Rom wünschenswert. Wer Anrecht auf den Pass hat soll diesen auch zeitnah erhalten.“

Die Zwischenlösung – das Impfzertifikat

In der Hoffnung, dass die Probleme mit dem Green Pass schnell gelöst werden, kann als Zwischenlösung das Impfzertifikat verwendet werden. Dieses ist zwar dem Pass nicht gleichgestellt (es hat unter anderem keinen QR-Code), aber kann ihn zwischenzeitlich ersetzen. Im Normalfall erhält man es gleich bei der letzten Impfung.

In Italien ist das Zertifikat gemäß dem letzten Dekret zur Zeit gleichwertig mit dem Green Pass, also können mit diesem alle Tätigkeiten, die einen Green Pass erfordern, ausgeführt werden (ab 6. August gilt für viele Orte Zugang nur mit Bescheinigung, ansonsten drohen Strafen).

Obschon dieses Zertifikat dem Green Pass nicht gleichgestellt ist, kann man bis 12. August damit auch das europäische Ausland bereisen, auch wenn man den Green Pass nicht hat. Bis dahin kann man nämlich mit von Gesundheitsstrukturen, Ärtzen oder zugelassenen Apotheken nachgewiesener Impfung, Genesung oder negativem Test (selbe Gültigkeitsdauern wie oben) in Europa reisen.

Eine Kopie des Impfzertifikats (also nicht den Green Pass) erhält man über folgende Mail-Adressen: vaccinazioni.bz@sabes.it, vaccinazioni.me@sabes.it, vaccinazioni.bx@sabes.it und vaccinazioni.br@sabes.it, je nach zuständigem Bezirk; der Anfrage muss ein Ausweis beigelegt werden.

Mair: „Probleme müssen gelöst und nicht nach Rom abgeschoben werden“

Die freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair fordert unterdessen von der Landesregierung mehr Eigeninitiative, um den Problemen beim Ausstellen des „Grünen Passes“ Herr zu werden.

„Kein Tag vergeht, an dem sich nicht Bürger melden und darüber klagen, dass trotz der vollständigen Corona-Impfung der Grüne Pass nicht verfügbar ist“, hält Ulli Mair in einer Aussendung einleitend fest. „Es kommt einem Systemversagen gleich, zumal genau jene Stellen, die unermüdlich die Bürger dazu aufrufen sich gegen COVID-19 impfen zu lassen, nicht garantieren können, dass der Grüne Pass zuverlässig ausgehändigt wird“, kritisiert die freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair in einer Aussendung einleitend.

„Viele Menschen im Land lassen sich nicht aufgrund der Angst vor COVID-19 impfen, sondern aufgrund der Aussicht den Grünen Pass zu erhalten. Genau das passiert immer häufiger nicht und für viele beginnt ein bürokratischer Spießrutenlauf. So etwas ist weder nachvollziehbar noch ein Aushängeschild im digitalen Zeitalter und schon gar kein Anreiz sich impfen zu lassen“, so Mair.

„Da vom italienischen Staat wohl eher keine schnelle Lösung der Probleme zu erwarten ist, muss die Landesregierung das Heft in die Hand nehmen und für die Südtiroler Bürger die Kompetenz zum Ausstellen des Passes einfordern. Wenn jeden Tag viel Geld für die Impfkampagne und die unzähligen Werbeinserate ausgegeben wird, so wäre es sinnvoller, damit ein funktionierendes, bürgerfreundliches System zur sofortigen Aushändigung des „Grünen Passes“ aufzubauen“, fordert die freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair abschließend.

Von: mk

Bezirk: Bozen