Traum und Tragödie liegen nahe beieinander. Ein Kommentar.

Weiße Pracht – weißes Verderben

Donnerstag, 04. Januar 2018 | 12:34 Uhr

Bozen – Nachdem in den vergangenen Wintersaisonen oftmals nur dank Schneekanonen aufwendig und teuer weiße Pisten in die Landschaft gezaubert werden konnten, sieht man heuer nur zufriedene Touristikergesichter. Zur Freude der Hoteliers schneit es bereits seit November immer wieder, sodass sich die weiße Pracht Zentimeter um Zentimeter vermehrt. Einheimische und Gäste wedeln über Pisten oder wandern durch eine weiße Landschaft, wie es sie seit ein paar Jahren nicht mehr gab. Südtirol ist im Winter 2017/18 ein Traum.

Aber der Schritt vom Traum zum Albtraum ist nur ein kurzer. Die Kombination aus immer wieder neu hinzugekommenen Schneedecken und vom Wind verfrachteten Triebschnee sorgt seit Tagen für erhebliche Lawinengefahr. Manche Skifahrer können dem unberührten Weiß abseits der Pisten nicht widerstehen und ziehen ihre Spuren geradewegs in Hänge und Lagen, die man hätte lieber meiden sollen. Viele solcher Fahrer haben oft unverschämtes Glück, aber am Mittwoch kam es leider zur bisher größten Tragödie dieses Winters. Mutter und Tochter, Teil einer neunköpfigen Skifahrergruppe, welche die Piste verlassen hatte, wurden von einer Lawine verschüttet. Trotz des unermüdlichen Einsatzes der Bergretter, die unter widrigsten Bedingungen im Einsatz standen, sterben beide Lawinenopfer wenige Stunden hintereinander. Dass diese Tragödie leicht vermeidbar gewesen wäre, macht sie ganz besonders bitter.

Genießen wir einen der weißesten Winter der letzten Jahre, aber beachten wir alle Sicherheitshinweise und bleiben wir auf den Pisten, auf dass aus einem winterlichen Traum nicht ein weißer Albtraum wird.

Von: ka

Bezirk: Bozen