Viele Menschen haben ihr Hab und Gut verloren

Weiter Aufräumarbeiten nach Hochwasser in Südösterreich

Freitag, 11. August 2023 | 17:13 Uhr

Von: apa

Die Aufräum- und Sicherungsarbeiten in den südösterreichischen Katastrophengebieten waren am Freitag weiterhin im Gange. Tourismusattraktionen wie die Tscheppaschlucht in Südkärnten werden wieder zugänglich gemacht. Das Bundesheer hat drei Hubschrauber – einen in Kärnten und zwei für Hilfsflüge in Slowenien – im Einsatz. In Kärnten konnten 144 Personen noch nicht in ihre Häuser zurückkehren.

Die Kärntner Landesregierung hat am Nachmittag in einer Sitzung Einsatzbilanz gezogen und die Einrichtung von Hilfsfonds beschlossen. Der Landeskrisenstab beendete mit Freitag seine Arbeit. “Mit Stand Donnerstag wurden 12.977 Mann- und Frautage erbracht, um den Unwetterschäden zu begegnen”, erklärte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). 70 Prozent davon wurden ehrenamtlich erbracht, 8.425 Manntage wurden bei 4.292 Einsätzen von den Feuerwehren geleistet. 18 Zivilschutzwarnungen und -alarme hatte es gegeben, drei Warnungen (in Eisenkappel-Vellach, Globasnitz und Neuhaus) waren am Freitag noch aufrecht. Die Gefahr von Erdrutschen bestand nach wie vor, auch wenn sich die Lage zusehends entspannt – auch wegen der für kommende Woche angekündigten Schönwetterphase.

Die Schäden sind gravierend, erklärte Landeshauptmannstellvertreter Martin Gruber (ÖVP) beim Blick auf seine Referate: “Die Schäden in Land- und Forstwirtschaft sowie auf Landesstraßen und ländlichem Wegenetz liegen bei 43 Millionen Euro.” Eine Momentaufnahme – denn viele Gebiete waren noch gar nicht für eine Schadensaufnahme zu erreichen. Gaby Schaunig und Daniel Fellner (beide SPÖ) verwiesen auf mehr als 20 Millionen Euro schwere Fonds zur Abfederung der Schäden von Privaten und Gemeinden. Eine politische Diskussion hat das Unwetter übrigens auch beendet: Jene um Beihilfen, die TUIfly nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs an das Land Kärnten zurückzahlen muss. Die SPÖ wollte die knapp zehn Millionen Euro in neue Kindergärten investieren, die ÖVP in den Flughafen Klagenfurt – nun fließt das Geld in die Beseitigung der Hochwasserschäden.

Um für solche Katastrophen in Zukunft gerüstet zu sein, ließen die Landespolitiker auch Forderungen anklingen: Kaiser erklärte, er werde einen Antrag bei der Landeshauptleute-Konferenz einbringen, dass die Mittel zur Unterstützung der Anschaffung von Einsatzmitteln und Geräten massiv erhöht werden, und zwar von 95 Millionen auf 140 Millionen Euro. Und Fellner bekräftigte, ein Verfechter einer strikten Bauordnung zu sein: “Wir müssen nachdenken, in gewissen Gebieten die Bebauung gänzlich zu stoppen, weil es einfach zu gefährlich ist.” Er glaube auch, “dass es die Überlegung geben muss: Rentieren sich die Wiederaufbauten in manchen Bereichen oder soll man gleich eine Absiedelung ins Auge fassen?” Das habe es etwa schon in der Gemeinde Treffen gegeben, als eine Ablöse bezahlt und eine neue Unterkunft errichtet wurde.

Für Slowenien fliegen zwei Hubschrauber des Bundesheeres, ein S-70 “Black Hawk” und ein Transporthelikopter Agusta Bell 212, von Klagenfurt aus. In enger Abstimmung mit der Krisenkoordination der slowenischen Streitkräfte unterstützen sie in der besonders stark vom Unwetter betroffenen Region Dravograd-Mežica-Črna na Koroškem. Bisher hatten die beiden Helikopter in insgesamt 99 Starts und Landungen slowenische Spezialisten zum Wiederaufbau des Stromnetzes eingeflogen und dringend benötigte Güter wie Lebensmittel, Medikamente, Trinkwasser, Schaufeln und Werkzeug in abgeschnittene Ortschaften geschafft. Der “Black Hawk”-Transporthubschrauber flog dabei auch zwei jeweils etwa drei Tonnen schwere Sanitärcontainer nach Mežica.

Die Hubschrauberbesatzungen nehmen die Hilfsgüter südlich von Slovenj Gradec auf, bevor sie sie in die – durch den slowenischen Krisenstab – festgelegten Ortschaften im Katastrophengebiet fliegen. Insgesamt transportierten die beiden Maschinen bisher 84 Personen und etwa 20.500 Kilogramm Last. “Österreich kann stolz auf die Leistungen seines Heeres sein”, sagte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) zum Hilfseinsatz, der in Kärnten und der Steiermark auch am Boden weitergeht.

In der Steiermark standen am Freitag 70 Soldatinnen und Soldaten im Assistenzeinsatz. Sie stabilisierten in Bad Gleichenberg und in Gnas Hangrutschungen mittels zu errichtenden Krainerwänden, bearbeiteten einen Windbruch in Pirching am Taubenberg und halfen im Bezirk Feldbach beim Beseitigen von Geröll, Schutt und Schlamm.

In Kärnten arbeiten 120 Soldatinnen und Soldaten des Pionierbataillons 1 aus Villach sowie des Bau-Pionierzuges des Militärkommandos Kärnten im Assistenzeinsatz, um Schadstellen zu bereinigen. Die 50-Tonnen-Fähre zwischen Rottenstein in der Gemeinde Ebental und Guntschach bei Glainach hatte am Donnerstag den Betrieb aufgenommen. Sie transportiert Personal und schweres Gerät der Wildbach- und Lawinenverbauung des Landes Kärnten sowie Bundesheer-Pioniergerät. Es gilt einen Zufahrtsweg zur Fähre zu errichten. Zunächst wird die Wildbach- und Lawinenverbauung Kärnten eine Hangrutschung im Raum Guntschach bereinigen. Später ist die Versorgung der derzeit auf dem Landweg unerreichbaren Ortschaft Guntschach sichergestellt. Autos der Bewohner von Guntschach werden voraussichtlich am Samstag um die Mittagszeit mit der Fähre nach Rottenstein überstellt. Pioniere haben bei Glainach bereits den Personen-Fährbetrieb über die Drau für die Bewohner aufgenommen.

Mittlerweile öffnen auch wieder Touristenattraktionen in den von den Niederschlägen betroffenen Gebieten, wie etwa die besonders in den heißen Monaten beliebte Tscheppaschlucht in Ferlach. Nach einer neuerlichen Beurteilung der Situation in den Klagenfurter Strandbädern wurde am Freitag das Strandbad Loretto wird geöffnet. Am Wochenende soll auch das schwer von dem Hochwasser getroffene Strandbad Klagenfurt geöffnet werden – rechtzeitig vor der Hitzewelle, denn kommende Woche werden Temperaturen von mehr als 30 Grad erwartet.