Von: luk
Bozen – In Italien ist die Zahl der Todesfälle durch das West-Nil-Virus auf 13 gestiegen. Während die meisten Infektionen bislang in der Poebene registriert wurden, breitet sich das Virus nun auch in anderen Regionen wie Kampanien und Latium aus. In Südtirol gibt es derzeit keine gemeldeten Fälle, doch die Gesundheitsbehörden bleiben wachsam.
Der Mailänder Virologe Fabrizio Pregliasco, der derzeit in seiner Ferienwohnung in Sarnthein urlaubt, betont im Gespräch mit der Zeitung Alto Adige, dass das Virus in rund 80 Prozent der Fälle keine Symptome verursacht. Etwa 19 Prozent zeigen grippeähnliche Beschwerden, ein Prozent entwickelt schwere neurologische Komplikationen – von diesen verläuft jede zehnte Erkrankung tödlich. Die Dunkelziffer liege vermutlich deutlich höher: „Wir sehen nur die Spitze des Eisbergs“, so Pregliasco.
Übertragen wird das Virus hauptsächlich durch infizierte Gemeine Stechmücken (Culex). Doch auch Wildvögel wie Möwen und Krähen spielen eine bedeutende Rolle als natürliche Wirte. Von ihnen kann das Virus über Mücken auch auf Menschen oder Tiere – etwa Pferde – übertragen werden. „Wir haben die ‚Viren-Reservoire‘ quasi in der Nähe unserer Häuser“, warnt der Experte. Tatsächlich sind in Südtirol in den letzten Jahren vermehrt Möwen zu beobachten. In der Südtiroler Landeshauptstadt lebt eine große Population.
Zudem erschwere der Klimawandel die Eindämmung: Höhere Temperaturen verlängern die Vermehrungszeit der Mücken, mit einem Infektionshöhepunkt Ende August. Pregliasco rät zu einfachen Schutzmaßnahmen: „Kein Wasser in Untersetzern stehen lassen – das ist der ‘Autogrill’ der Mücken.“
Auch die Tigermücke, die Krankheiten wie Dengue oder Malaria übertragen kann, ist inzwischen in Südtirol heimisch. Im Jahr 2024 wurden laut Sanitätsbetrieb elf Dengue- und sieben Malariafälle gemeldet – allesamt Reiserückkehrer, betont Pregliasco. Doch selbst vereinzelte Fälle erfordern schnelle Maßnahmen, um lokale Ausbrüche zu verhindern.
Virologe mahnt zu mehr Impfbereitschaft
In diesem Zusammenhang mahnt der Virologe auch zu einer höheren Impfbereitschaft in Südtirol. Die Region liege im nationalen Vergleich bei mehreren Impfungen im Rückstand – etwa bei Masern, Mumps, Röteln und dem Covid-Impfschutz. Gerade bei Letzterem sei eine Auffrischung für Ältere und Risikogruppen weiterhin wichtig. Das Virus sei zwar weniger gefährlich geworden, „aber es bleibt unter uns“, so Pregliasco. Die Impfgegnerschaft sei oft kulturell bedingt – mangelndes Vertrauen in staatliche Institutionen oder ein übersteigerter Naturbezug spielten eine Rolle.
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