Von: mk
Bozen – Von 72.442 Personen, die in Italien seit 1974 vermisst gemeldet wurden, fehlt jeglicher Hinweis. Die Betroffenen sind auf einmal von der Bildfläche verschwunden und niemand weiß warum. Keiner von ihnen wurde jemals tot oder lebendig aufgefunden. In Südtirol sind bis heuer im Juni neun solcher Fälle dazugekommen.
Die geht aus einem Bericht des nationalen Sonderkommissars Antonino Bella hervor. Bis Juni 2022 gab es in Italien 72.442 Vermisste seit 1974, von denen immer noch jede Spur fehlt.
In Südtirol sind heuer 65 Vermisstenanzeigen aufgegeben worden. Während sich viele Fälle in Wohlgefallen auflösten und weitere aufgeklärt werden konnten, bleiben neun Personen nach wie vor vermisst.
Im Jahr 2021 gab es in Südtirol insgesamt 15 ungeklärte Vermisstenfälle bei insgesamt 132 Vermisstenanzeigen, während im Jahr 2020 die Anzahl der ungeklärten Vermisstenfälle in der Region seit 1974 bei 257 lag. Das bedeutet, dass 281 Personen in unserer Gegend nach wie vor noch nicht aufgefunden werden konnten, berichtet die Zeitung Alto Adige.
Wie sehr so ein Fall an den Angehörigen zehren kann, zeigt der Fall von Andrea Lipponi, der seit 14 Jahren in Südtirol als vermisst gilt. Seine Mutter Mirella hat den lokalen Ableger der Vereinigung Penelope gegründet, die sich um ungeklärte Vermisstenfälle und um die Betreuung der Angehörigen kümmert.
Während nach einem Todesfall in der Familie der Trauerprozess einsetzen kann, bleibt bei ungeklärten Vermisstenfällen die Ungewissheit zurück. In den Herzen der Angehörigen nagt die Hoffnung, dass der oder die Betroffene möglicherweise irgendwann doch noch auftauchen – eine Hoffnung, die immer wieder enttäuscht wird und zur Verzweiflung führt.
Gerade zur Weihnachtszeit, in der die Familie eine wichtige Rolle spielt, brechen alte Wunden häufig wieder auf. Am Rathaus in Bozen ist auch heuer ein Plakat der Vereinigung Penelope zu sehen, das an die Vermissten erinnert, die bislang nicht wieder gefunden werden konnten.