Über 40 zweisprachige Südtiroler Patienten untersucht

Zweisprachigkeit schützt vor Alzheimer

Mittwoch, 01. Februar 2017 | 12:00 Uhr
Update

Bozen/Mailand – Zweisprachige Menschen erkranken fünf Jahre später an Alzheimer als einsprachige. Dies ergab eine Studie des neurologischen Forschungsinstituts IRCCS am Krankenhaus „San Raffaele“ in Mailand, berichtet das Tagblatt Dolomiten. Weil Zweisprachigkeit zu Südtirol dazugehört, beteiligte man an der Studie die Abteilungen Neurologie und Nuklearmedizin am Bozner Spital.

Im Laufe des vergangenen Jahres wurden in Bozen über 40 Südtiroler Alzheimer-Patienten untersucht, die zweisprachig sind und die Patienten in Mailand verglichen wurden. Im Zuge der Anamnese wurde auch der Zweisprachigkeits-Grad der Patienten ermittelt. „Und je höher dieser ist, umso besser die Hirnleistung“, erklärt Forschungsleiterin Univ.-Prof. Daniela Perani. Das heißt, Menschen, die im Laufe ihres Lebens viel Deutsch und Italienisch sprechen und zwischen diesen Sprachen hin- und herwechseln, erkranken an Alzheimer im Schnitt nicht nur später, sondern die Krankheit ist bei ihnen auch weniger ausgeprägt.

Einerseits wurden mit einer Art Tomografie der Stoffwechsel im Gehirn sowie die Aktivität und die Verbindungen zwischen den einzelnen Gehirnzentren gemessen. Andererseits hat man das Gedächtnis sowie die Fähigkeit, Gesichter und Orte wiederzuerkennen bei den insgesamt 85 Alzheimer-Patienten getestet.

Die zweisprachigen Patienten aus Südtirol schnitten dabei deutlich besser ab als ihre Mailänder Leidensgenossen. Laut Studie verändert sich die Gehirnfunktion bei Personen, die im Laufe seines Lebens laufend 2 Sprachen sprechen. So habe sich gezeigt, dass der Stoffwechsel im frontalen Hirnlappen der zweisprachigen Patienten besser ist als bei den anderen und dass auch die Verbindungen zwischen den einzelnen Gehirnregionen besser funktionieren, erklärt Perani gegenüber den „Dolomiten“. Die Konsequenzen sind, dass Schäden am Gehirn, die die Alzheimer-Krankheit verursachen, so besser ausgeglichen werden können.

Die Forschungsleiterin betont aber auch, „dass es nicht nur darauf ankommt, zwei Sprachen zu lernen, sondern sie auch zu sprechen“ – und zwar ganze Leben lang. Je öfter man Sprachen gebraucht, umso besser ist für das Gehirn.

Perani sieht aufgrund der Studie auch die Sozialpolitik gefordert. „Sie muss alles tun, dass der Gebrauch verschiedener Sprachen beibehalten bzw. gefördert wird. Das gilt auch für die Dialekte“, betont die Forschungsleiterin laut „Dolomiten“. Dafür sprechen nicht nur gesundheitliche Gründe.

Von: mk

Bezirk: Bozen