Facebook-Post eines Gewaltopfers sorgt für Aufsehen

29-Jähriger kann nach 40 Tagen wieder lächeln

Freitag, 14. Dezember 2018 | 08:09 Uhr

Marano Vicentino – Alberto Ferretto, ein 29-jähriger Fotograf aus Marano Vicentino bei Vicenza in Venetien, war in der Halloweennacht vor der Diskothek ohne Grund von einer Gruppe Jugendlicher angegriffen und schwer verletzt worden. Nach einem langen Krankenhausaufenthalt veröffentlichte er zusammen mit einem Porträtfoto, das noch alle Zeichen der damals erlittenen Gewalt zeigt, auf seiner Facebook-Seite einen langen, nachdenklich stimmenden Eintrag. „Wir müssen diese Gesellschaft ändern“, so das Fazit des Posts, der im Netz für großes Aufsehen sorgt und viel Zuspruch erhält.

Facebook/Alberto Ferretto

„Heute lächle ich, weil ich nach 40 Tagen die Zähne, die sie mir genommen haben, zurückbekomme“, so die Botschaft des Fotos und des Eintrags. Das Gesicht, das das zahnlose Lächeln trägt, gehört einem sehr mutigen, jungen Fotografen aus Marano Vicentino bei Vicenza, Alberto Ferretto. Es ist nicht leicht, mit 29 Jahren einen solchen Schönheitsfehler zu zeigen und es ist vor allem nicht leicht, weil er die Folge einer Gewalttat ist.

Die Geschichte begann am 1. November – in der Halloweennacht. Alberto Ferretto besuchte zusammen mit seiner Verlobten und Freunden die Diskothek „La corte degli aranci“, um gemeinsam Halloween zu feiern. Mitten in der Nacht ging der 29-Jährige kurz nach draußen, um etwas frische Luft zu schnappen. Auf dem Platz vor dem Lokal traf er aber auf eine Gruppe Jugendlicher, die von den Türwächtern nicht in die Diskothek gelassen worden war. Ohne einen Grund griff eine Vierergruppe Alberto Ferretto an. Zuerst gingen die vier Jugendlichen mit Fausthieben auf den Fotografen los. Nachdem der 29-Jährige zu Boden gegangen war, traten sie ihm mit ihren Schuhen mehrmals ins Gesicht.

Die Folgen waren verheerend. Alberto Ferretto erlitt ein Schädeltrauma, den Verlust oder die Beschädigung mehrerer Zähne, den Bruch beider Jochbeine sowie Prellverletzungen am ganzen Körper. Der zurückgelassene, schwer verletzte Mann wurde von den Rettungskräften erstversorgt und in das Krankenhaus gebracht, wo er für eine Woche stationär aufgenommen werden musste. Laut Aussagen der Ärzte, die ihm eine Heilungsdauer von 40 Tagen bescheinigten, hätten angesichts der massiven Anwendung von Gewalt die Folgen noch weit schlimmer sein können.

Für die Ursache des brutalen Angriffs fand selbst die Polizei keine Erklärung. Vermutlich war es nur ein schiefer Blick oder – die wahrscheinlichste Mutmaßung – der Sozialneid der nicht in das Lokal gelassenen Jugendlichen auf die Feiernden in der Diskothek gewesen.

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Aber nun will Alberto lächeln. „Ich kann es tun. Andere junge Männer, die in die gleiche Lage geraten sind, können es nicht mehr. Ich werde die Zeichen für mein ganzes Leben tragen, aber ich kann dieses Foto mit dem Lächeln verbreiten. Natürlich, weil ich kann und muss zu diesem Leben lächeln“, schreibt der 29-Jährige.

„Ich will keine rassistischen Ausfälle, auch wenn, wie viele von euch wissen, einige der Personen, die diese Tat begangen haben, nicht Italiener sind. Ich suche das nicht und ich will nicht den Hass auf andere Bevölkerungsgruppen nähren. Ich bin hier, um Lebensfreude und Entschlossenheit zu vermitteln, weil ich mich frage, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft entwickelt. Und weil die Gesellschaft wir alle sind, müssen wir alles Interesse haben, um die Dinge zu ändern“, so die nachdenklich stimmende Forderung des Gewaltopfers.

Zum Schluss wünscht Alberto Ferretto allen einen friedvollen Dezember.

Von: ka