Von: ka
Fossombrone – Die Kleinstadt Fossombrone in den Marken ist vergangene Woche zum Schauplatz einer schrecklichen Tragödie geworden. Die 39-jährige Marina Luzi wurde von ihrem eigenen Schwager, dem 47-jährigen Andrea Marchionni, erschossen. Sein Motiv für die Bluttat konnte sich zunächst niemand erklären, aber bald kam heraus, dass Marina Luzi den schrecklichen Wahnvorstellungen ihres Schwagers über Freimaurerei, Covid-19 und Mikrochips in Impfstoffen zum Opfer gefallen war. „Wenn ich krank bin, ist es auch ihre Schuld“, so Andrea Marchionni in seinem Geständnis gegenüber den Carabinieri und der Staatsanwaltschaft.
Am Dienstag, dem 25. Juli, gegen 10.30 Uhr kam Andrea Marchionni, der mit seiner Mutter im ersten Stock des Zweifamilienhauses in Fossombrone wohnte, die Treppe hinunter, klingelte an der Tür der Erdgeschosswohnung, in der sein Bruder Enrico mit seiner Lebensgefährtin lebte, und schoss seiner Schwägerin Marina Luzi mitten in die Stirn. Als Enrico, der zu diesem Zeitpunkt wenig entfernt vom Tatort zusammen mit der gemeinsamen dreijährigen Tochter Nicole im Garten spielte, den Schuss hörte, lief er sofort zurück ins Haus. Verzweifelt versuchte er seine aus einer klaffenden Wunde am Kopf blutende Frau wiederzubeleben, aber für sie kam jede Hilfe zu spät. Unterdes stieg sein Bruder ins Auto und fuhr zur Carabinierikaserne der Kleinstadt, um sich den Carabinieri zu stellen. Er übergab ihnen die Tatwaffe – eine halbautomatische Sportpistole, die er legal besaß – und gestand den Mord. „Ich habe meine Schwägerin umgebracht. Ich habe ihr in den Kopf geschossen, damit sie nicht leidet“, erklärte Marchionni . Über sein Motiv schwieg er sich aber zunächst aus.
Als die Carabinieri und der Notarzt das Zweifamilienhaus erreichten, war es bereits zu spät. Marina Luzi war durch den Kopfschuss fast auf der Stelle getötet worden. Die 39-Jährige hatte weder eine Chance, um Hilfe zu schreien, noch zu flüchten bekommen. Laut einer Rekonstruktion durch die Carabinieri hatte der 47-Jährige seine Schwägerin sofort nach dem Öffnen der Tür in den Kopf geschossen. Als die Carabinieri Ermittlungen zum familiären Umfeld des Opfers und des Täters aufnahmen, erkannten sie, dass seit etwa zwei Jahren die Spannungen im Haus immer stärker zugenommen hatten.
Der Grund war, dass Andrea Marchionni, der von jenen, die ihn kennen als „verschlossen, schweigsam und in sich gekehrt“ beschrieben wird, Anhänger und Verfechter wildester Verschwörungstheorien war, von denen die meisten um die Impfung gegen das Coronavirus kreisten. Die Tatsache, dass sich sein Bruder und seine Schwägerin geimpft hatten, ließ in ihm den Groll immer größer werden. Im Laufe der Monate nahmen seine Verschwörungstheorien über Freimaurerei, 5G, Covid-19 und den seiner Meinung nach angeblich vorhandenen Mikrochips in den Impfstoffen immer wahnhaftere Züge an. Wie sein Geständnis später zeigen sollte, wurde sein Hass auf die Geimpften und ihren „Hintermännern“ zuletzt dermaßen groß, sodass in seinen Augen selbst seine nächsten geimpften Verwandten zu einer Art von Feinden wurden, von denen seiner Ansicht nach eine Gefahr für sein gesundheitliches Wohlergehen ausging.
„Marina gehört den Freimaurern an und ist, allerdings nicht nur sie, die Ursache für die Verschlechterung meines gesundheitlichen Zustands. Sie alle, die sich gegen Covid geimpft haben, haben dazu beigetragen, mein körperliches Unwohlsein zu verstärken. Seit zwei Jahren verfolgen sie mich und ich bin es leid gewesen. Die Gründe für mein Handeln findet ihr auf meinem PC und auf einem USB-Stick“, begann es während des Verhörs aus dem Mund des 47-Jährigen zu sprudeln.
Wie die Lokalausgaben des Il Resto del Carlino und des Corriere Adriatico berichten, werden diese in letzter Konsequenz mörderischen Wahnvorstellungen von Andrea Marchionni in der Bestätigung des Haftbefehls durch Staatsanwältin von Pesaro, Francesca D’Orazio, erwähnt.
Der Voruntersuchungsrichterin zufolge habe der 47-Jährige für den Mord die Gelegenheit abgewartet, sein Opfer allein im Haus vorzufinden. Andrea Marchionni hinterließ auch eine handschriftliche Notiz, die seine Aussagen bestätigen. In diesem Papierstück beschuldigt er seine Schwägerin und andere mysteriöse Personen, ihn seit zwei Jahren zu verfolgen.
„Die Freimaurerei ist in die ‚Covid-Affäre‘ verwickelt. Der Impfstoff enthält gesundheitsschädliche Substanzen. Im Impfstoff sind elektronische Teilchen enthalten, die dermaßen klein sind, dass man sie mit bloßem Auge nicht sehen kann. Marina Luzi hat zusammen mit anderen Leuten daran gearbeitet, mich mit ihnen zu infizieren und mir mit diesen Teilchen, bei denen es sich in jeder Hinsicht um biologische Waffen handelt, körperlichen Schaden zuzufügen“, so die Wahnvorstellungen des 47-Jährigen.
Nach Ansicht der Untersuchungsrichterin habe Marchionni „bei der Verübung der abscheulichen Tat mit absoluter Kaltblütigkeit“ gehandelt. Dabei habe er „eine völlige Unfähigkeit gezeigt, seine mit seinem Verfolgungswahn verbundenen Triebe und Instinkte unter Kontrolle zu halten“. Dies sei „selbst um den Preis geschehen, das Leben einer jungen Frau zu opfern“.
Die Schwester des Opfers, Milena Luzi, erhebt schwere Vorwürfe. „Meine Schwester Marina hatte schreckliche Angst vor diesem Mann. Sie erzählte, dass er besessen sei. Alles, worüber er sprach, waren Verschwörungen und Impfstoffe. Er meinte, wir müssten unsere Handys ausschalten, weil sie uns sonst ausspionieren würden. Sie hatte Angst, dass er ihr oder ihrer Tochter eines Tages etwas antun könnte. Ich bot ihr an, zu mir nach Fano zu ziehen, aber sie lehnte ab“, so die jüngere Schwester des Opfers. „Warum durfte dieser Mann eine Waffe besitzen?“, klagt Milena Luzi an.
Der Mord an der jungen Mutter löste in der italienischen Öffentlichkeit Abscheu und Entsetzen aus. Viele Italiener fragen sich, wie viele solcher „explosionsbereiter Bomben“, die verschiedenen Verschwörungstheorien anhängen und vielleicht ebenfalls bewaffnet sind, noch frei herumlaufen.