Mordfall Alice Neri: Für Mohamed Gaaloul wird es immer enger – VIDEO

„Altölspuren in der Tragetasche und seine DNA auf dem Kanister“

Dienstag, 11. Juli 2023 | 07:58 Uhr

Von: ka

Concordia sulla Secchia/Ravarino – Im Mordfall Alice Neri zeichnet sich immer klarer eine dramatische Wende ab. Nachdem der Ehemann und der Freund, mit dem die 32-jährige Mutter eines vierjährigen Mädchens den letzten Abend ihres Lebens verbracht hatte, als mögliche Täter ausgeschlossen werden konnten, wird es für den 29-jährigen tunesischen Staatsbürger Mohamed Gaaloul, der seit seiner Auslieferung aus Frankreich in Untersuchungshaft sitzt, immer enger.

Der letzten Beweisaufnahme zufolge wurden in der Tragetasche des 29-Jährigen Spuren von Altöl gefunden und am Griff eines am Tatort zurückgelassenen Kanisters seine DNA sichergestellt. Da die Ermittler zur Ansicht gelangten, dass der Fiesta samt der Leiche der jungen Frau mit Altöl angezündet worden war, erhärtet sich der Verdacht der Täterschaft des jungen Tunesiers.

Facebook/Alice Neri

Am Freitag, dem 18. November 2022 gegen 21.00 Uhr fiel einem Spaziergänger an einem abgelegenen Ort in der ländlichen Umgebung von Concordia sulla Secchia ein noch rauchender ausgebrannter Kleinwagen auf. Als die Feuerwehrleute den Kofferraum des Ford Fiesta öffneten, entdeckten sie eine verbrannte Frauenleiche. Das Opfer konnte als die 32-jährige Alice Neri aus dem weniger als 30 Kilometer vom Fundort entfernten Ravarino ausgeforscht werden. Die 32-jährige Mutter eines vierjährigen Mädchens war von ihrem Ehemann Nicholas Negrini am gleichen Morgen als vermisst gemeldet worden.

Facebook/Alice Neri

Der Ehemann der Frau und der mutmaßliche Liebhaber des Opfers, der Sarde Marco Cuccui, gegen die zunächst ermittelt worden war, fielen nacheinander als mögliche Täter aus. Alice hatte Marco am Donnerstagabend kurz vor 20.00 Uhr in einer Bar in Concordia sulla Secchia getroffen und mit ihm dort den gesamten Abend verbracht. Erst nach der Schließung der Bar am frühen Freitagmorgen nach 3.30 Uhr hatten sich die Wege der 32-Jährigen und Marco getrennt. Während Marco nach Hause gefahren war, war Alice in ihrem Fiesta noch einige Minuten auf dem Parkplatz geblieben.

Facebook/Alice Neri

Die Auswertung der Überwachungskameras der Bar, neben der sich auch eine Spielhalle befindet, ergab, dass Mohamed Gaaloul sich zur selben Zeit wie Alice und Marco in der Bar befunden hatte. Der im nahen Vallalta wohnende 29-Jährige war gegen 3.00 Uhr mit seinem Fahrrad zur Spielhalle gefahren. Einer Zeugenaussage und den ausgewerteten Aufnahmen der Überwachungskamera zufolge war es zwischen dem Tunesier und Alice zu einem Treffen gekommen. Mohamed Gaaloul, der sich nach dem Bekanntwerden des Leichenfunds nach Frankreich abgesetzt hatte und dort verhaftet worden war, wurde nach Italien ausgeliefert. Aufgrund der schwerwiegenden Verdachtsmomente, die gegen ihn vorliegen, sitzt er seit seiner Auslieferung in Untersuchungshaft.

Facebook/Alice Neri

Zugleich verfolgten die Carabinieri weitere Spuren, die sie in das Arbeitsumfeld des Opfers führten. Ein von den Ermittlern „der dritte Mann“ getaufter Verdächtiger, der zu Alice eine sehr enge Beziehung gepflegt hatte, geriet ins Visier der Staatsanwaltschaft. Der Arbeitskollege des Opfers hatte Alice nicht nur Liebesbriefe geschrieben, sondern nach ihrem grausamen Tod auch ein später von ihm selbst wieder gelöschtes, vielsagendes Bibelzitat auf seiner Facebook-Seite gepostet, das von „Leidenschaft, Feuergluten und gewaltigen Flammen“ gehandelt hatte. Nach langwierigen Ermittlungen schied aber auch dieser Verdächtige als möglicher Täter aus.

Facebook/Alice Neri

Mohamed Gaaloul gibt zwar zu, ins Auto von Alice gestiegen zu sein, beteuert aber, dass sie ihn nur nach Hause gefahren habe. Aufgrund vieler belastender Indizien und nicht zuletzt wegen seiner wenige Tage nach dem Leichenfund erfolgten Flucht ins Ausland halten die Ermittler aber ihn für den Täter. Die Ermittler gehen davon aus, dass Alice vom Täter zunächst missbraucht und anschließend ermordet worden sei. Dann sei der Kleinwagen samt der Leiche mit einem Brandbeschleuniger angezündet worden.

Facebook/Mohammed Gaaloul

Während der letzten Beweisaufnahme wurden die Ergebnisse einiger Analysen des am Brandort sichergestellten Kanisters sowie eines in der Nähe entdeckten angesengten BH-Trägers vorgestellt. Vor Mohamed Gaaloul, der nach wie vor der Hauptverdächtige ist, und Nicholas Negrini sowie Marco Cuccui, die zusammen mit dem „dritten Mann“ als Tatverdächtige ausgeschieden waren, erklärten die Ermittler, dass auf dem Kanister Spuren der DNA des 29-jährigen Tunesiers isoliert worden seien.

Dem Anwalt der Familie von Alice Neri, Cosimo Zaccaria, zufolge beginne sich die Waage in Richtung des 29-Jährigen zu neigen. „Gaaloul wurde am Morgen des 18. November um 8.00 Uhr morgens mit einer mit Öl verschmutzten Hose gesehen. Uns wurde erklärt, dass zuerst Benzin und dann Altöl verwendet worden waren, um das Auto in Brand zu stecken. Es ist also offensichtlich, dass in dieser Hinsicht ein erster Zusammenhang mit der Tatsache besteht, dass er mit einer mit möglicherweise mit Altöl verunreinigten Hose unterwegs war. Außerdem wurden in der Tragetasche von Gaaloul Spuren von Altöl gefunden, die der des Kanisters entspricht“, so Rechtsanwalt Zaccaria.

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Nach Ansicht des Sachverständigen war das Feuer zunächst mit Benzin entzündet und anschließend mit Altöl – der Altölkanister war neben dem ausgebrannten Fiesta gefunden worden – am Brennen gehalten worden. Auf dem Träger des Büstenhalters von Alice soll jedoch eine biologische Spur gefunden worden sein, die weder einer unter Verdacht geratenen Personen noch den Carabinieri, die mit den Ermittlungen beauftragt waren, zugeordnet werden konnte.

Zusammen mit allen bisher gewonnenen Indizien und Beweisen und in Anbetracht des Ausscheidens der anderen drei Männer als Verdächtige zeichnet sich die wahrscheinliche Täterschaft des 29-jährigen Tunesiers immer stärker ab. Für Mohamed Gaaloul wird es immer enger.