Privater Atombunker ist teures Vergnügen – VIDEO

Angst vor Nuklearangriff: Bunkerbaufirmen erhalten vermehrt Anfragen

Donnerstag, 03. März 2022 | 07:00 Uhr

Mantua – Die Angst vor einem russischen Nuklearangriff treibt seltsame Blüten. Seit der Nachricht aus Moskau, dass im Zuge des Angriffs auf die Ukraine die russischen Nuklearstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt wurden, erhalten Baufirmen, die auf die Errichtung von Atombunkern spezialisiert sind, eine stetig steigende Anzahl von Anfragen. Es sind insbesondere besorgte Familien, die zu ihrer Sicherheit einen hauseigenen Bunker erwerben wollen. Mit Kosten von bis zu 90.000 Euro ist ein privater Atombunker aber ein teures Vergnügen. Zudem könnte infolge der nuklearen Verseuchung der Bunker im Falle eines groß angelegten Angriffs das eigene Überleben bestenfalls um einige Monate hinausziehen, aber nicht dauerhaft sichern.

Während der heißen Phasen des Kalten Krieges in den 60er und 70er Jahren waren hauseigene Atombunker schon einmal in Mode. In einigen Ländern wie der Schweiz besteht die Praxis, das eigene Haus mit einem privaten Bunker zu versehen, schon seit langer Zeit. Nun sorgt die Nachricht aus Moskau, dass im Zuge des Angriffs auf die Ukraine die russischen Nuklearstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt wurden, dafür, dass sich auf den Bau von Atombunkern spezialisierte Unternehmen einer stetig steigenden Anzahl von Anfragen erfreuen.

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„Aufgrund der Kriegsangst herrscht auch hier in Italien eine ungerechtfertigte Hysterie. Ingenieure, Rechtsanwälte und Freiberufler kontaktieren mich und vereinbaren mit mir Termine. Die Hälfte dieser Anfragen kommt von Leuten, die ratlos sind und nicht wissen, was sie tun sollen. Zehn Personen haben aber bereits tatsächlich Schritte unternommen, um unter ihrem Haus einen Bunker zu errichten. Es sind insbesondere besorgte Familien, die zu ihrer Sicherheit einen hauseigenen Atombunker für fünf bis sieben Personen erwerben wollen“, erklärt Giulio Cavicchioli, dessen Unternehmen seit Jahren Schutzräume baut, gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.

Die Anfragen – so Giulio Cavicchioli – kämen vor allem aus Nord- und Mittelitalien. Die Errichtung eines Bunkers ist aber kein günstiges Vergnügen. Für die Errichtung eines unterirdischen gepanzerten Raumes, der im Schnitt 30 bis 40 Quadratmeter groß ist, muss mit Kosten von 60.000 bis 90.000 Euro gerechnet werden. „Unangreifbare“ Bunker, die nach Schweizer Standards errichtet werden, beinhalten eine gepanzerte bis zu 30 Zentimeter dicke Tür, eine Lüftungsanlage, die gegen nukleare Detonationen abgeschirmt ist, einen Wassertank mit einem Fassungsvermögen von tausend Litern, ein Funksystem für den Kontakt mit der Außenwelt, Betten aus feuerfesten Materialien und ein spartanisches Badezimmer. Ein Kühlschrank und eine Kochstelle sind ebenfalls vorgesehen.

„Wenn eine Baugrube und die entsprechenden Genehmigungen bereits vorhanden sind, genügen aus technischer Sicht für den Bau des Bunkers kaum mehr als 20 Tage“, meint Giulio Cavicchioli, dessen Unternehmen M.EN srl Minus ENergie die Gesamtanlage projektiert und aus der Schweiz Produkte eines auch im militärischen Bereich tätigen Unternehmens importiert.

Zusammengefasst braucht es im Idealfall also nur wenige Wochen, um eine unterirdische Festung zu errichten, die die neuen Ängste, die durch den in der Ukraine herrschenden Krieg und durch die nukleare Bedrohung aus Russland geschürt werden, vertreiben soll. „Obwohl es mein Job ist, hoffe ich, so wenig Atombunker wie möglich zu errichten, denn wenn man dort Unterschlupf sucht, dann nur, weil draußen der Tod wartet“, so das Fazit des Unternehmers aus Mantua.

Experten sehen den Bau privater Bunker aber eher kritisch. Natürlich kann der private Bunker dazu dienen, den Angriff selbst zu überstehen, aber das eigentliche Problem entsteht, wenn die Überlebenden spätestens nach einigen Monaten den Bunker verlassen müssen. Die Überlebenden würden außerhalb des Bunkers eine radioaktiv verseuchte Umgebung vorfinden. Strahlende Lebensmittel und Wasser würden innerhalb kürzester Zeit ein dauerhaftes Überleben unmöglich machen.

 

Von: ka