Gesichtsmaskenverkäufe um zwei Drittel eingebrochen

Apotheker: „Es ist zu früh, um auf die Gesichtsmasken zu verzichten“

Montag, 06. Juli 2020 | 08:17 Uhr

Von: ka

Rom – Italiens Apotheker sorgen sich um die Gesundheit der Bürger und schlagen Alarm. Sie rufen ihre Mitbürger dazu auf, dem allgemeinen Trend, in der Öffentlichkeit auf das Tragen von Gesichtsmasken zu verzichten, nicht zu folgen und mehr Verantwortungsbewusstsein zu zeigen. „Fahrt fort, sie zu benutzen, sonst riskieren wir, erneut in die Corona-Krise zurückzufallen“, so die eindringliche Warnung der italienischen Apotheker.

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Das Verhalten der Italiener, von denen die meisten die Corona-Gefahr nicht mehr ernst nehmen, lässt die Virologen, die Epidemiologen, aber auch die Apotheker erschaudern. Auch dieses Wochenende, das vielerorts untertags von vollen Stränden und abends von Stadtzentren voller feiernder Menschenmassen gekennzeichnet war, waren die Gesichtsmaskenträger eindeutig in der Minderheit.

Dass die Italiener trotz der noch nicht ganz gebannten Epidemie – mehrere Corona-Hotspots mit Dutzenden von Neuinfektionen machen den Gesundheitsbehörden zu schaffen – immer öfter auf das Tragen von Gesichtsmasken verzichten, scheinen auch die letzten Verkaufszahlen zu bestätigen. Laut diesen Zahlen ging in den italienischen Apotheken die Nachfrage nach Gesichtsmasken um rund zwei Drittel zurück.

APA/APA (dpa)/Sebastian Kahnert

„Verglichen mit der Zeit der größten Verbreitung des Virus beobachten wir einen enormen Umsatzrückgang. Die Kunden kaufen gegenüber früher nur mehr ein Drittel der Masken. Wir sorgen uns um die Gesundheit der Allgemeinheit und sicherlich nicht um unser Geschäft. Für jede verkaufte Gesichtsmaske beträgt die Gewinnspanne für uns nur zehn Cent, woraus klar erkennbar ist, dass der Umsatzrückgang die Bilanzen der Apotheken kaum schmälert. Vielmehr ist es für die Menschen gefährlich, sie immer weniger oft zu benutzen“, so der Präsident des italienischen Apothekenverbandes Federfarma, Marco Cossolo.

Natürlich scheint ein Teil des Rückganges des Umsatzes von Gesichtsmasken in den Apotheken auf die immer größere Verbreitung von waschbaren Gesichtsmasken aus Stoff zurückzuführen zu sein, aber angesichts der vielen Bilder, die Menschenansammlungen zeigen, in denen nur wenige Gesichtsmaskenträger zu sehen sind, besteht kein Zweifel darüber, dass das Tragen der Gesichtsmasken immer mehr „aus der Mode kommt“. In jedem Falle werden vonseiten der Experten die Appelle, auf das Tragen von Gesichtsmasken nicht zu verzichten, immer häufiger und immer eindringlicher.

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Der Dozent für Hygiene an der Universität „Università Cattolica“ in Rom und Berater des italienischen Gesundheitsministeriums, Walter Ricciardi, findet deutliche Worte.

„Wir müssen geschickt dabei vorgehen, die Corona-Ausbrüche zu identifizieren und sie einzudämmen. Zudem müssen wir in den Flughäfen auf die internationalen Ankünfte aus Ländern achten, in denen das Virus noch sehr verbreitet ist. Unsere zur Verfügung stehenden Waffen sind dabei das Testen, das Zurückverfolgen von Infektionsketten sowie ein verantwortungsbewusstes Verhalten. Es ist einfach noch zu früh, um die Einhaltung der Corona-Maßnahmen, die in unserem Land die Verbreitung des Corona-Virus eingebremst haben, zu vergessen. Ich glaube, dass einige Fachexperten mit ihren Äußerungen, die auch als ‚Alles lockern‘ gelesen werden können, etwas für Verwirrung gesorgt haben“, meint Walter Ricciardi.

„Für die Lockerungen ist es aber einfach noch zu früh. Andernfalls passiert das Gleiche wie in Israel, wo wegen des Verhaltens der Menschen die Ansteckungskurve wieder nach oben zeigt, oder wie in Katalonien, wo ein neuer Lockdown verhängt worden ist. Die Lage hat sich verbessert, aber wir müssen sehr vorsichtig sein. Wir sind noch nicht durch. Das Virus ist noch unter uns. Das heißt, dass wir auf die soziale Distanzierung, das Tragen von Gesichtsmasken in geschlossenen Räumen und auf die Handhygiene nicht verzichten können. Ansonsten riskieren wir, erneut in die Corona-Krise zurückzufallen“, unterstreicht der Berater des italienischen Gesundheitsministeriums.

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„Es ist in Ordnung, sich darüber Gedanken zu machen, was im Oktober passieren wird, aber lasst uns auch darüber nachdenken, was wir heute tun können, um das Risiko einer Rückkehr des Virus und eines neuerlichen Lockdowns zu vermeiden“, abschließend Walter Ricciardi. Diesen deutlichen Worten ist nichts hinzuzufügen.