Von: apa
Sardinien hat am Sonntag einen weiteren Tag mit schweren Bränden erlebt. Am schlimmsten war die Lage in Villasimius im Süden der italienischen Insel, wo die Flammen bis nahe an den Strand vordrangen. Das Feuer, das Wald und Gestrüpp zerstörte, loderte bis zum weißen Sandstrand, auf dem sich unzählige Badegäste aufhielten. Der Brand blockierte sämtliche Fluchtwege für die Touristen.
Die Hafenbehörde von Cagliari wurde mobilisiert, um eine Rettungsaktion über das Meer zu organisieren. Mit Booten wurden rund 100 Badegäste, auch viele Kinder, in Sicherheit gebracht. Darunter waren auch vier Österreicherinnen bzw. Österreicher, so das Außenministerium Montagnachmittag zur APA. Auch private Boote beteiligten sich an der Rettung. Verletzt wurde niemand. Hastig packten Badende Sonnenschirme und Handtücher, um zu flüchten. Dabei kam es zu chaotischen Szenen.
Viele Menschen suchten Zuflucht am Wasser
Viele Menschen suchten Zuflucht am Wasser, während dichte Rauchschwaden den Strand einhüllten, wie auf Videos zu sehen war. Viele Touristen rannten, um ihre Autos auf dem Parkplatz in Sicherheit zu bringen, damit begaben sie sich in Gefahr. Sie fuhren die Autos zum Strand, in der Hoffnung, sich vor den Flammen zu retten. Spezialkräfte mit Löschflugzeugen, Hubschraubern und Booten waren im Einsatz. Umweltschützer beklagten den Verlust eines großen Waldes, der den Flammen zum Opfer gefallen sei. “Ein Umweltjuwel ist zugrunde zerstört”, schrieb die NGO GrIG.
Die Präsidentin der Region Sardiniens, Alessandra Todde, kündigte einen verstärkten Kampf gegen Brandstifter an. “Wir geben nicht auf. Nicht vor der Gewalt und dem Versuch, unser Land zu zerstören. Wir werden noch härter arbeiten, um die Schutzmaßnahmen zu verstärken und die Mittel zur Vorbeugung und zum Kampf gegen Brände auszubauen. Ich wiederhole es: Wer Sardinien zerstört, ist ein Feind unserer Gemeinschaft und wird auch als solcher behandelt”, so Todde auf ihren Sozialnetzwerken.
Ein weiterer Brand entwickelte sich am Montag im Gebiet der Gemeinde Orosei im Norden Sardiniens. Die Flammen bedrohten einige Häuser und Urlaubressorts. Löschflugzeugen wurden eingesetzt. Ein weiterer Brand wurde in der Ortschaft Villacidro gemeldet, wo die Flammen am Freitag bereits Zitrusplantagen zerstört hatten, wie lokale Medien meldeten.
Zahl der Feuer hat in diesem Jahr stark zugenommen
Auch dieses Jahr ist Italien mit schweren Waldbränden konfrontiert. Die Zahl der Feuer hat in diesem Jahr stark zugenommen. Zwischen 1. Jänner und 18. Juli wurden im ganzen Land insgesamt 653 größere Brände registriert, die eine Fläche von 30.988 Hektar zerstörten – das entspricht etwa 43.400 Fußballfeldern. Damit brannten im Durchschnitt 3,3 Feuer pro Tag, wobei pro Brand rund 47,5 Hektar Fläche verwüstet wurden. Besonders stark betroffen sind der Süden Italiens sowie die Inseln Sardinien und Sizilien. Die Zahlen stammen aus dem neuen Bericht “L’Italia in fumo” (“Italien in Rauch”) der Umweltorganisation Legambiente.
Legambiente fordert dringend politische Maßnahmen, um bestehende Mängel bei Vorbeugung und Kontrolle zu beheben. Außerdem sollen mit einem Maßnahmenpaket die Zuständigkeiten zwischen Staat, Regionen und lokalen Behörden besser koordiniert werden. Derzeit fehle es an einer einheitlichen, integrierten Strategie zur Brandbekämpfung, bemängelt Legambiente.
Aktuell sind 2 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen