Carabinieri und Finanzpolizei beschlagnahmen Hafendock und 14 Jachten – VIDEO

„Boat and breakfast“: Luxusboote als illegale „schwimmende Hotels“

Freitag, 05. Juli 2019 | 08:04 Uhr

Venedig – Auf Anordnung des Voruntersuchungsrichters von Venedig hin beschlagnahmten Beamte der Carabinieri und der Finanzwache nicht nur das Hafengelände der „Marina di Sant’Elena“ in Venedig, sondern auch insgesamt 14 Luxusboote, die dort vor Anker lagen. Deren Besitzer – so die Anklage – hatten ihre Luxusjachten in eine Art „schwimmende Hotels“ verwandelt und vermieteten sie über Buchungsplattformen im Netz an nichts ahnende Touristen. Die Inhaber der Jachten besaßen für diese „touristische Aktivität“ keine behördliche Genehmigung und nahmen die Mieten „schwarz“ ein. Einige besonders schwarze Schafe erlaubten den Urlaubern sogar, die Bordtoilette zu benutzen, wobei das Schwarzwasser einfach illegal in die Lagune abgelassen wurde.

Pubblicato da Il Gazzettino su Mercoledì 3 luglio 2019

In den Rezensionen im Netz schwärmten einige Venedigtouristen von den „tollen Tagen in einem schwimmenden Zimmer“, die sie nicht weiter als 20 Gehminuten vom Markusplatz entfernt in einer 30 Meter langen, am Hafendock der „Marina di Sant’Elena“ in Venedig ankernden Luxusjacht verbracht hatten. Diese Lobpreisungen erregten aber auch die Neugier der Behörden, die der Sache mit dem „schwimmenden Hotel“ auf den Grund gehen wollten.

APA/APA (AFP)/MIGUEL MEDINA

Einige ahnungslose Touristen, die über ganz normale Onlineplattformen ihr Venedigwochenende in einem der „schwimmenden Zimmer“ gebucht hatten, staunten nicht schlecht, als sie am frühen Mittwochmorgen Uniformierte der Carabinieri und der Finanzwache erblickten. Die Beamten erklärten den entgeisterten Touristen, dass ihr Urlaub nun vorbei sei. Auf Anordnung der Voruntersuchungsrichterin von Venedig, Francesca Zancan, beschlagnahmten die Beamten nicht nur den Hafen der „Marina di Sant’Elena“ in Venedig, sondern auch insgesamt 14 Luxusboote, die dort als „schwimmende Hotelzimmer“ vor Anker lagen.

Laut den vom Staatsanwalt Giorgio Gava geleiteten Ermittlungen handelte es sich bei den Luxusjachten um ein regelrechtes „schwimmendes Hotel“ mit fast 100 Betten, das ohne jegliche behördliche Genehmigung betrieben wurde und dessen Einkünfte von den Besitzern „schwarz“ eingestrichen wurden. Einige besonders schwarze Schafe erlaubten den Urlaubern auch die Nutzung der Bordtoilette, wobei das Schwarzwasser einfach illegal in die Lagune abgelassen wurde.

APA/APA (AFP)/GIUSEPPE CACACE

Im Hafen, wo sich das „schwimmende Hotel“ befand, war es laut staatlicher Konzession eigentlich nur erlaubt, Jachten und Boote geschützt und bewacht vor Anker liegenzulassen. Auf dem Hafengelände der „Marina di Sant’Elena“ waren hingegen sogar touristische Einrichtungen wie provisorische Duschen und Toiletten sowie ein Pavillon, der als „Frühstückszone“ diente, aufgebaut worden.

E.T.-Media (Erwin Tscholl) / Symbolbild

Diesem Treiben setzen nun Staatsanwaltschaft, Carabinieri und Finanzwache ein Ende. Insgesamt wurden 25 aus Venetien und der Lombardei stammende Personen – die Besitzer der entsprechenden Luxusboote sowie der Verantwortliche der „Marina di Sant’Elena“ – angezeigt und in das Ermittlungsregister eingetragen. Angesichts der erdrückenden Beweislast gilt ein gerichtliches Nachspiel als sicher.

Der Fall der „Marina di Sant’Elena“ von Venedig lenkte zum wiederholten Male den Blick der italienischen Öffentlichkeit auf die Herausforderungen des „neuen Tourismus“, der es über Buchungsplattformen im Netz auch Privatbesitzern ermöglicht, eigene Zimmer, Fahrzeuge oder – wie in diesem Fall – Luxusboote, zeitweise an Touristen zu vermieten. In bei Urlaubern besonders gefragten Destinationen wie Venedig oder Barcelona – aber auch in Südtirol – sorgen diese Formen touristischen Unternehmertums bereits für ernste Probleme.

 

Von: ka