Hetze im Internet

Boldrini enthauptet: Schock-Foto auf Facebook

Sonntag, 04. Februar 2018 | 11:53 Uhr
Update

Macerata – Ein äußerst geschmackloses Bild, das derzeit auf Facebook kursiert, schlägt hohe Wellen. Ein 58-Jähriger aus der Provinz Cosenza hat eine Fotomontage veröffentlicht, die Kammerpräsidentin Laura Boldrini enthauptet darstellt.

Mit politischer Kritik hat der Vorfall nichts mehr zu tun. „Genau so soll sie enden. Damit sie die Sitten ihrer Freunde schätzt“, stand im Text darunter. Die Postpolizei hat eine Untersuchung gegen in die Wege geleitet und den mutmaßlichen Täter ausgeforscht. Seine Wohnung wurde durchsucht.

Der Kopf der Präsidentin der Abgeordnetenkammer liegt auf dem Bild in einer Pfütze aus Blut. Auch aus ihrem Mund rinnt eine Blutspur.

Facebook

 

Die Gruppe „I Sentinelli di Milano“ haben auf das Grauen erregende Bild aufmerksam gemacht und den Vorfall scharf verurteilt. Die Gruppe engagiert sich vor allem im Kampf gegen Rassismus und Homophobie.

Vermutet wird, dass die Fotomontage auf den Mord an Pamela Mastropietro anspielt – eine 18-jährige Römerin, deren Leichnam zerstückelt und in zwei Reisetrolleys in Macerata verstaut wurde. Ein 29-jähriger Nigerianer wurde in diesem Zusammenhang verhaftet.

Laura Boldrini reagierte auf die Fotomontage, indem sie erklärte, dass sie ständig für ihren Kampf gegen rechts bezahle. Doch sie habe keine Angst.

Ausgerechnet in Macerata hat der ehemalige Lega-Kandidat Luca Traini am selben Tag, als das Foto veröffentlicht wurde, vom Auto aus auf sechs Migranten geschossen. Zwei von ihnen wurden dabei schwer verletzt.

Nachdem er das Feuer eröffnet hatte, wickelte er sich eine Trikolore um den Hals, hob seine Hand zum römischen Gruß und stellte sich den Carabinieri.

Die Schießerei ist auch Thema in Wahlkampf. Lega-Chef Matteo Salivini verurteilte zwar jegliche Form von Gewalt, machte aber die „unkontrollierte Einwanderung – eine Invasion, die in den letzten Jahren gewollt und finanziert wurde“ – dafür verantwortlich, dass es zu sozialen Gefechten kommt.

Senatspräsident Pietro Grasso warf Salvini vor, Gewaltvorfälle im Wahlkampf zu instrumentalisieren. Wer dies tue, sei mitverantwortlich für die Spirale des Hasses und der Gewalt, die man so schnell wie möglich stoppen müsse.

Noch deutlicher wurde der Schriftsteller Roberto Saviano, der Salvini als „moralischen Auftraggeber“ der Schießerei in Macerata bezeichnete. Seine gedankenlosen Worte seien mittlerweile zur tödlichen Gefahr für den demokratischen Zusammenhalt geworden.

Von: mk