Video zeigt torkelnden und ins Hafenbecken stürzenden Urlauber

Bootsunfall auf dem Gardasee: War Alkohol im Spiel?

Montag, 28. Juni 2021 | 08:01 Uhr

Saló – Eine Woche nach dem tödlichen Bootsunfall, bei dem der 37-jährige Umberto Garzarella und die 25-jährige Greta Nedrotti das Leben verloren hatten, wurden weitere Details des Unfalls, der am späten Samstagabend des 19. Juni auf dem Gardasee zwischen Salò und San Felice del Benaco geschehen war, bekannt. In einem Video, das die beiden Unfallverursacher nach ihrer Rückkehr zeigt, ist zu sehen, wie einer der beiden 52-Jährigen, der offenbar große Probleme damit zu haben scheint, sich auf den Beinen zu halten, ins Hafenbecken stürzt.

ANSA/FACEBOOK GRETA NEDROTTI

Zwischen Salò und San Felice del Benaco auf der westlichen Seite des Gardasees wurde am frühen Sonntagmorgen des 20. Juni gegen 5.00 Uhr die Leiche des 37-jährigen Heizungsgerätehändlers und Sportlers Umberto Garzarella aus Salò entdeckt. Sein kleines Holzboot hatte von einem Zusammenprall mit einem anderen Boot schwere Schäden davongetragen. Seine Freundin, die 25-jährige Studentin Greta Nedrotti aus Toscolano, deren Kleider im verunfallten Boot entdeckt worden waren, konnte hingegen erst nach einer langen Suchaktion am Sonntagabend mit amputierten Beinen – vermutlich aufgrund der Gewalt des Zusammenstoßes – aus dem See geborgen werden. Die Autopsie ergab, dass die junge Frau, die beim Zusammenstoß mit dem Motorboot mehrere Knochenbrüche erlitten hatte, nach dem Unfall ertrunken war.

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Zwei Urlauber aus Deutschland, beide 52 Jahre alt, konnten von den Carabinieri noch am Sonntag als mutmaßliche Unfallverursacher identifiziert werden. Gegen die beiden deutschen Touristen, deren Motorboot Spuren des Zusammenpralls mit dem Holzboot aufwies, wurden Ermittlungen wegen Totschlags und Fahrerflucht eingeleitet. Im Verhör gaben die Touristen an, vom Holzboot nichts bemerkt zu haben. Letzten Ermittlungsergebnissen zufolge hatte das Motorboot, mit dem die beiden Touristen unterwegs gewesen waren, mit hoher Geschwindigkeit – die bei Nacht erlaubte Höchstgeschwindigkeit von fünf Knoten, etwa zehn Kilometer pro Stunde, war bei Weitem überschritten worden – das kleine Holzboot des italienischen Paars gerammt.

Während einer der beiden Unfalllenker nach 15 Stunden einem Alkoholtest zustimmte – er erbrachte ein negatives Ergebnis – lehnte sein Begleiter einen Test ab. Aufgrund der Ablehnung droht ihm nun eine hohe Geldstrafe. Ein Video, das die beiden Unfallverursacher nach ihrer Rückkehr zeigt, lässt tief blicken. In den Bildern, die von der Überwachungskamera der Bootswartungswerft von Salò am späten Samstagabend gegen 23.35 Uhr aufgenommen worden waren, ist zu sehen, wie einer der beiden 52-Jährigen, der offenbar große Probleme damit zu haben scheint, sich auf den Beinen zu halten, nach einigen torkelnden Schritten auf seinem Boot ins Hafenbecken stürzt. Die deutsche Boulevardzeitung „Bild“ veröffentliche zudem ein Foto, das die beiden deutschen Urlauber beim Trinken von Champagner zeigt.

Anders als bei Totschlag im Straßenverkehr sieht das italienische Schifffahrtsgesetz für die Verursacher von tödlichen Unfällen, die auf Seen oder auf hoher See geschehen, keine Haft vor. Aufgrund dieser Tatsache durften die beiden Deutschen bereits wieder Italien verlassen und nach Hause zurückkehren. Sie müssen jedoch weiterhin den Justizbehörden, die sie jederzeit nach Italien zurückrufen können, zur Verfügung stehen.

Der schreckliche Unfalltod des jungen Liebespaares löste weit über Salò hinaus tiefe Betroffenheit aus. Zur Trauer gesellt sich bei vielen Italienern nun auch noch der Zorn darüber, dass die Unfalllenker aus rechtlichen Gründen nicht festgehalten werden konnten. Viele fürchten, dass es den Unfallverursachern gelingen wird, sich der italienischen Justiz zu entziehen, und dass es für das getötete Paar und deren Angehörigen keine Gerechtigkeit geben wird.

Von: ka