Von: ka
Catania – Der Tod einer Schwangeren und zweier ungeborener Leben zieht immer weitere Kreise. Die 32-jährige Valentina Milluzzo, die im fünften Monat mit Zwillingen schwanger war, ist aufgrund eingetretener schwerwiegender Komplikationen am 16. Oktober im Krankenhaus „Canizzaro“ von Catania verstorben.
Die Frau, die aus künstlicher Befruchtung Zwillinge erwartete und deren Schwangerschaft als sogenannte Risikoschwangerschaft galt, wurde am 29. September in das Krankenhaus von Catania eingeliefert. Zwei Wochen war der Gesundheitszustand der Frau relativ stabil, bis er sich verschlechterte.
Laut Aussage des Anwalts der Familie Milluzzo litt die Schwangere an stark schwankender Körpertemperatur, tiefem arteriellen Blutdruck, unter sehr starken Schmerzen und hatte einen Kollaps. Die Kontrollen ergaben – so der Anwalt –, dass es um einen der beiden Föten sehr schlecht stand und ein Arzt hätte eingreifen müssen. Der Arzt, der zu diesem Zeitpunkt im Dienst war, so die anwesenden Familienmitglieder, soll sich aber aus Gewissensgründen geweigert haben, einzuschreiten, solange der Fötus noch lebt. Kurze Zeit später kamen beide Föten tot zur Welt. Der Zustand der 32-Jährigen verschlechtert sich infolge einer ausgedehnten Sepsis immer weiter, sodass sie auf die Intensivstation gebracht werden musste. Am Tag darauf, dem Sonntag, den 16. Oktober verstarb Valentina Milluzzo.
Die Staatsanwaltschaft eröffnete aufgrund einer Anzeige der Angehörigen und von Rechts wegen gegen zwölf Ärzte ein Verfahren. Der Generaldirektor des Krankenhauses stellte sich vor seine Ärzte und hob hervor, dass die Verweigerung aus Gewissensgründen mit diesem Fall nichts zu tun habe. Laut seiner Darstellung und jener der betroffenen Ärzte soll es sich bei dem Fall der 32-jährigen Valentina Milluzzo um einen besonders schwierigen und tragischen gehandelt haben, wobei der septische Schock innerhalb von zwölf Stunden zu einer raschen Verschlechterung des Gesundheitszustands der Schwangeren führte.
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Der Tod der Frau sorgt derweil für landesweite Diskussionen. Die italienische Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin ordnete eine Inspektion des Krankenhauses an. Der Staatsanwalt von Catania, Carmelo Zuccaro, ist fest entschlossen, die wahren Todesumstände von Valentina Milluzzo und der zwei Föten herauszufinden, und will die Autopsie der Frau und der zwei ungeborenen Leben von Experten außerhalb Siziliens durchführen lassen. Er will sich bei den Ermittlungen nicht nur auf die letzten zwei Tage konzentrieren, sondern herausfinden, ob es bereits vorher während des ganzen Krankenhausaufenthalts der 32-jährigen Frau eventuell zu Versäumnissen gekommen war.
Die Inspektoren, die vom Gesundheitsministerium entsandt worden waren, um den Fall zu untersuchen, kamen allerdings zum Schluss, dass der Tod der Frau in keinem Zusammenhang mit der ärztlichen Weigerung aus Gewissensgründen stehe.
In 30 Tagen soll der umfassende Bericht des Krisenstabs vorliegen. Dieser besteht aus zwei Mitgliedern, die vom Ministerium nominiert wurden, einem Vertreter der Carabinieri-Sondereinheit für Hygiene NAS und zwei Technikern der Region Sizilien. Grundsätzlich wird in einer ersten Stellungnahme einer korrekter Behandlungsablauf bescheinigt. Allerdings gibt es auch „Verbesserungsvorschläge“, was die Organisation in der Notaufnahme anbelangt.
Was auch immer seit der Einlieferung und während der letzten 24 Stunden vor dem Ableben der Frau geschehen war – dieser Vorfall wirft kein günstiges Licht auf das italienische Gesundheitswesen.