Pandemie bringt Lebensmittelmarkt durcheinander – VIDEO

Corona: Preise für Obst und Gemüse schnellen in die Höhe

Donnerstag, 07. Mai 2020 | 07:12 Uhr

Rom – Die Italiener, die schon schwer genug unter der von der Coronaepidemie verursachten Krise zu leiden haben, erreicht eine weitere Hiobsbotschaft. Wie eine von der italienischen Bauernvereinigung Coldiretti auf Basis von Daten des nationalen Statistikinstituts Istat durchgeführte Analyse zeigt, sind im April die Lebensmittelpreise spürbar angestiegen.

Besonders die Preise für Obst mit einem Plus von 8,4 Prozent und Gemüse mit einem Anstieg von fünf Prozent sind im letzten Monat in die Höhe geschnellt. Aber auch andere wichtige Lebensmittel wie Milch (plus 4,1 Prozent) und Wurstwaren (plus 3,4 Prozent) sind empfindlich teurer geworden. Laut Coldiretti hat der Preisanstieg viele Väter, aber der Hauptgrund ist, dass der Lockdown den ganzen Lebensmittelsektor – vom Feld und Obstgarten bis zum Einkaufswagen – durcheinandergebracht hat.

Die Corona-Einschränkungen warfen nicht nur das Leben der Menschen, sondern auch den gesamten Lebensmittelsektor über den Haufen. Während die italienischen Landwirtschaftsbetriebe aufgrund der Reisebeschränkungen schon seit dem Beginn der Coronaepidemie unter massivem Arbeitskräftemangel leiden, brach ihnen mit den geschlossenen Restaurant- und Hotelbetrieben zugleich ein sehr wichtiger Absatzmarkt weg. Die zu Hause „eingesperrten“ Italiener hingegen stürmten geradezu die Supermärkte, wobei es besonders in der Frühphase der Covid-19-Epidemie zu wahren Hamsterkäufen kam. Die Notwendigkeit, aber auch der wiederentdeckte Genuss, zu Hause zu kochen, trieb den Absatz in den Supermärkten an.

Um das eigene Immunsystem zu stärken, deckten sich die Italiener vermehrt mit Obst und Gemüse ein. Dabei befolgten sie auch den Rat des Obersten Gesundheitsinstituts ISS (Istituto Superiore di Sanità), „den Anteil der pflanzlichen Lebensmittel an der eigenen Ernährung zu erhöhen und jeder Mahlzeit mehr Obst, mehr Gemüse und mehr Hülsenfrüchte beizufügen“. Unter anderem stieg der Absatz von Äpfeln um 18 Prozent. Dieser Umstand erklärt laut Coldiretti die stark gestiegenen Preise für Obst und Gemüse.

Aus Angst, vielleicht mitten in der Krise vor geschlossenen Großmärkten und leeren Regalen zu stehen, füllten die Italiener ihre Speiseschränke. Dies dürfte für den Anstieg der Preise von Nudeln (plus 3,7 Prozent) und Butter (plus 2,5 Prozent) verantwortlich sein. Andere beliebte Lebensmittel wie Käse, Zucker, Fleisch, Fisch und Mineralwasser verzeichneten ähnliche Preiserhöhungen. Die Inflationsrate hingegen sank im gleichen Zeitraum auf einen Wert gegen Null. Coldiretti forderte die römische Regierung deshalb auch dazu auf, jeglicher Preisspekulation mit Lebensmitteln entschlossen entgegenzutreten.

APA/HELMUT FOHRINGER

Den bäuerlichen Betrieben macht die fortdauernde Schließung der Bars und der Restaurants schwer zu schaffen. Viele Landwirte, die auf Bauernmärkte, Urlaub auf dem Bauernhof und Direktvermarktung ihrer Produkte gesetzt haben, stehen seit fast zwei Monaten ebenfalls praktisch ohne Einkommen da. Dies dürfte besonders auch für viele Südtiroler Bauern gelten, die auf diese Absatzmöglichkeiten und auf eine enge Verzahnung mit dem Tourismus gezählt haben. Laut Coldiretti befinden sich fast sechs von zehn italienischen Landwirtschaftsbetrieben in großen Schwierigkeiten, wobei hinzukommt, dass infolge des Lockdowns in ganz Europa der Export von italienischen Lebens- und Genussmitteln fast vollkommen zum Erliegen gekommen ist.

Vor den Corona-Einschränkungen gaben die Italiener für Mittag- und Abendessen sowie für Aperitifs und Frühstücke an der Bartheke im Jahr rund 85 Milliarden Euro aus, was in etwa 35 Prozent aller jährlichen Ausgaben für Lebens- und Genussmittel entsprach. Dieses Gleichgewicht, auf das die Mehrheit der Bauern ihre Produktion eingestellt hatte, wurde von Corona empfindlich gestört.

Wie alle Südtiroler und Italiener warten auch die Bauern sehnlichst auf das Ende der Coronakrise. Sie hoffen, im Laufe der Phase zwei endlich wieder zur Normalität zurückkehren zu können. Und was meinen unsere Leserinnen und Leser? Beobachtet auch ihr beim Einkauf spürbare Preisanstiege?

Von: ka