Auftritte von Sängern und DJs ziehen bis zu 3.000 Feiernde an

Coronavirus: Italienische Diskotheken im Kreuzfeuer

Freitag, 14. August 2020 | 08:00 Uhr

Von: ka

Gallipoli – Angesichts der steigenden Zahlen von Neuansteckungen werden Italiens Behörden immer nervöser.

Ins Zentrum der Kritik rücken immer öfter die Diskotheken, die besonders im Sommer Heerscharen von feiernden Jugendlichen anziehen. Besonders sauer stößt vielen dabei auf, dass einige große Diskotheken vollkommen legal das seit dem Lockdown herrschende Verbot von Konzerten umgehen und Auftritte von bekannten Sängern und DJs vor Tausenden von jungen Leuten organisieren. Nach den von den Diskotheken ausgehenden Fällen von Neuansteckungen möchte die Regierung die Tanzlokale wieder schließen. Allerdings sind nicht alle Regionen damit einverstanden.

Facebook/PRAJA GALLIPOLI

Nachdem es wochenlang nach einer erfolgreichen Eindämmung der Coronaepidemie ausgesehen hatte, zogen in den letzten Tagen gleich wie in den Nachbarländern auch in Italien die Zahlen der Neuansteckungen wieder an. Da nicht wenige der Ansteckungen mit SARS-CoV-2 auf Besuche von Diskotheken zurückzuführen sind, schrecken besonders die Bilder von Tausenden von jungen Leuten, die Auftritten von bekannten Sängern und DJs beiwohnen, die italienische Öffentlichkeit auf.

Facebook/PRAJA GALLIPOLI

Dazu tragen widersprüchliche Corona-Bestimmungen bei. Während Konzerte mit mehr als 1.000 Personen als Menschenauflauf gelten und daher verboten sind, sind Auftritte von Sängern und DJs in Diskotheken erlaubt. Ins Visier der Öffentlichkeit geriet dabei besonders eine große und bekannte Diskothek im süditalienischen Gallipoli – das Praja Gallipoli – wo international renommierte Künstler und DJs wie die spanische Popsängerin Ana Mena oder der französische DJ Bob Sinclar bis zu 3.000 Besucher auf die offenen Tanzflächen lockten.

Facebook/PRAJA GALLIPOLI

Rechtlich gelten die Auftritte nicht als Konzert, weil es sich um kein Livekonzert handelt und die Sänger und DJs nur einige Stücke zu einer Hintergrundmusik zum Besten geben. Der ganzen Branche, dessen Angestellte vom Bühnenarbeiter bis zum Techniker bis zum Lockdown von den Livekonzerten gut leben konnten, nützten diese Auftritte nichts. Da der Konzertbetrieb Corona-bedingt vollkommen zum Erliegen kam, stehen alle Angestellten und Selbstständigen der Konzert- und Musikbranche ohne Arbeit und Einkommen da.

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Angesichts der steigenden Zahlen von Neuansteckungen dürfte es damit aber bald vorbei sein. Der Koordinator des technisch-wissenschaftlichen Komitees des italienischen Zivilschutzes, Agostino Miozzo, fand anlässlich einer Pressekonferenz in dieser Hinsicht deutliche Worte. „Die Diskotheken müssen geschlossen bleiben, weil was auch immer gesagt wird, mit Tausenden von zusammengedrängten, jungen Leuten keine soziale Distanzierung zu machen ist“, so Agostino Miozzo.

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Auf Nachfrage bezeichnete der Koordinator des technisch-wissenschaftlichen Komitees des italienischen Zivilschutzes eine Rückkehr zum Lockdown des Frühjahrs zwar als „höchst unwahrscheinlich“, schloss aber im gleichen Atemzug im Falle einer weiteren Verschärfung der Corona-Lage die Verhängung von kleinen Lockdowns auf lokaler Ebene nicht aus.

„Vierhundert Fälle pro Tag sind weder viele noch wenige. Sie sagen uns, dass das Virus existiert und im ganzen Land präsent ist. Wir befinden uns immer noch in einer überschaubaren Situation. Aber die Lage bleibt prekär und der Übergang zu einer Corona-Notlage kann sehr schnell geschehen. Das ist das wahre Risiko“, so die mahnenden Worte von Agostino Miozzo.

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Die Regierung sieht das ähnlich. Nach den von den Diskotheken ausgehenden Fällen von Neuansteckungen möchte die Regierung die Tanzlokale wieder schließen. Allerdings wollen nicht alle Regionen mitziehen. Während in Kalabrien die Schließung aller Diskotheken und Tanzlokale bereits verfügt wurde, wünschen andere Regionen, die Tanzlokale – wenn auch unter verschärften Corona-Einschränkungen – offenzulassen.

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Es zeichnet sich ein Kräftemessen zwischen dem Staat und den Regionen ab. Ministerpräsident Giuseppe Conte könnte aber bald ein Machtwort sprechen und die Türen der Diskotheken schließen. Dabei dürfte er die große Mehrheit der Italiener hinter sich wissen.

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