Geringes 100-Euro-Bußgeld für Ungeimpfte scharf kritisiert

„Der Preis für unsere Gesundheit und zwei Jahre der Aufopferung?“

Samstag, 08. Januar 2022 | 08:06 Uhr

Rom – Die Nachricht, dass die zukünftige Strafe für Über-50-jährige Ungeimpfte nur aus einem einmaligen Bußgeld von 100 Euro bestehen soll, wird nicht nur von vielen Virologen, sondern auch von großen Teilen des Pflegepersonals mit Ungläubigkeit und Entsetzen aufgenommen. „Ist das der Preis für unsere Gesundheit, unser Leben und zwei Jahre der Aufopferung?“, fragt sich zutiefst enttäuscht die junge Krankenpflegerin Martina Benedetti, deren von der Maske gezeichnetes Gesicht zum Symbol der ersten italienischen Coronawelle wurde.

„Wenn man denjenigen, die sich der Impfpflicht entziehen, ein einmaliges Bußgeld von 100 Euro auferlegt, das in etwa zwei Parksünden – zweimal 41 Euro – entspricht, ist die Impfpflicht selbst ein grotesker Witz. Ich bedaure, dass dies von einer Regierung kommt, die dachte, sie sei seriös. Ich hoffe, ich habe das falsch verstanden“, kommentiert der bekannte Virologe und Immunologe Roberto Burioni auf Twitter die für Personen über 50 vorgesehene Geldstrafe, die der im neuen Covid-Dekret festgelegten Impfpflicht nicht nachkommen.

Facebook/Medical Facts di Roberto Burioni

„Die Strafe für die nicht erfolgte Impfung beträgt einmalige 100 Euro. Als ich das las, wollte ich es zunächst nicht glauben. Die dreifach Geimpften, die ohne Maske erwischt werden, müssen 400 Euro Strafe zahlen, und diejenigen, die sich nicht impfen lassen und unsere Krankenhäuser überfüllen, werden nur mit 100 Euro bestraft. Wirklich lächerlich“, stimmt Matteo Bassetti, der an der Universität von Genua das Fachgebiet der Infektiologie lehrt und als aufmerksamer Beobachter der italienischen Covid-19-Lage gilt, seinem Kollegen Roberto Burioni zu.

Facebook/Matteo Bassetti

„Die anderen Länder haben härtere Strafen verhängt. Bei uns ist es immer dasselbe: stark mit den Schwachen, die sich impfen lassen und die Regeln befolgen und schwach mit den vermeintlich Starken, die die Impfung verweigern und die Regeln missachten. Dies ist keine Impfpflicht, sondern ein Scherz“, geht Matteo Bassetti auf seiner Facebook-Seite mit dem Dekret hart ins Gericht.

Facebook/Prof. Matteo Bassetti – Infettivologo

„Zur Impfpflicht für Über-50-Jährige gibt es nichts zu sagen. Es mag eine individuelle Bedeutung haben, die wenigen Über-50-jährigen Italiener zu schützen, die noch nicht geimpft sind, Corona noch nicht bekommen haben und die sich nicht an einen Anwalt wenden werden. Ich vergaß: Angesichts der Zeitabläufe des Inkrafttretens des Dekrets werden die Auswirkungen erst in der nächsten Welle zu sehen sein. Die Auswirkungen der ‚akuten Testwut‘, die dabei ist, die Schulwelt zu überrollen, werden stattdessen sofort auf dramatische Weise spürbar sein“, meint der Epidemiologe Pierluigi Lopalco, der die Maßnahme selbst in Zweifel zieht und stattdessen die 2G-Regel für die gesamte Arbeitswelt vorschlägt, auf seiner Facebook-Seite.

Facebook/Pier Luigi Lopalco

„100 Euro: Ist das der Preis für unsere Gesundheit, unsere Leben und zwei Jahre der Aufopferung?“, fragt sich zutiefst enttäuscht auch die junge Krankenpflegerin Martina Benedetti, deren von der Mundnasenschutzmaske gezeichnetes Gesicht zum Symbol der ersten italienischen Coronawelle wurde.

„Zum wiederholten Mal werden wir an vorderster Front stehen, um die Folgen zu beseitigen, die durch das Fehlen von starken und mutigen Entscheidungen entstanden sind. Es sind absurde Entscheidungen, die auf unserem Rücken lasten werden, der bereits durch zwei Jahre Arbeit belastet ist. Macht euch keine Sorgen! Wir werden dafür sorgen, dass die Wirtschaft wieder in Schwung kommt und ihr im Sommer wieder tanzen und euch in der Anerkennung der von uns geleisteten Arbeit sonnen könnt. Da es sich um einen Zustand handelt, der das ganze Leben umfasst, wird es immer schwieriger, unseren Beruf nur „Arbeit“ zu nennen. Ich hoffe, dass der Schaden an unserer verlorenen psychophysischen Unbeschwertheit eines Tages hundertfach vergolten werden wird. Karma“, fasst Martina Benedetti ihre Wut und ihre Enttäuschung in Worte.

Instagram/Martina Benedetti

Die italienische Öffentlichkeit zeigt sich über die geringe Strafe für Über-50-jährige Impfverweigerer gelinde gesagt verwundert. Viele Italiener, die an einen „Fehler“ glauben, fordern eine dringende Nachbesserung des vorgesehenen Bußgeldes. Denkbar – so viele Stimmen – wäre ein Bußgeldkatalog nach österreichischem Modell. Andere Nutzer schlagen hingegen vor, neben der Verhängung einer saftigen Geldstrafe Verweigerer bis zur erfolgten Impfung von allen möglichen Beiträgen und Steuerrückerstattungen auszuschließen.

Von: ka