Staatsanwaltschaft ermittelt wegen unterlassener Hilfeleistung – VIDEO

Erkrankter Impfgegner stirbt nach „alternativen Behandlungsmethoden“

Sonntag, 10. Oktober 2021 | 07:56 Uhr

Ferrara – Ein 68-jähriger Impfgegner, der nach seiner Ansteckung zuerst versucht hatte, von Covid-19 durch „alternative Heilungsmethoden“ zu genesen, ist einen Monat nach seiner Einlieferung auf der Intensivstation des Krankenhauses von Ferrara verstorben. Der Tod des 68-Jährigen veranlasste die Staatsanwaltschaft dazu, eine Untersuchung über diese „alternativen Behandlungsmethoden“ gegen Covid-19 einzuleiten und gegen unbekannt ein Verfahren wegen unterlassener Hilfeleistung zu eröffnen.

APA/APA/THEMENBILD/HELMUT FOHRINGER

Ein 68-jähriger Coronapatient, der anfangs versucht hatte, seiner Krankheit mit „alternativen Behandlungsmethoden“ beizukommen und erst aufgrund des schweren Verlaufs das Krankenhaus aufgesucht hatte, starb im Krankenhaus Sant’Anna von Ferrara.

Der Mann, der offenbar auf eine Impfung verzichtet hatte, hatte sich nach den „alternativen“ Therapien eines Arztes behandeln lassen, der mit der Vereinigung „IppocrateOrg“ in Verbindung steht. Bei „IppocrateOrg“ handelt es sich um eine umstrittene Organisation, die die häusliche Therapie gegen Covid-19 befürwortet und sich dabei für die Verwendung von Medikamenten ausspricht, die von der übergroßen Mehrheit der Experten und der Covid-19-behandelnden Mediziner abgelehnt werden. Eine auf Einladung radikaler Impfgegner im italienischen Senat abgehaltene Konferenz über die häusliche Therapie gegen Covid-19 hatte in der italienischen Öffentlichkeit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Die Ansichten von „IppocrateOrg“ stoßen bei denjenigen, die behaupten, Covid-19 sei eine leicht behandelbare Krankheit, auf fruchtbaren Boden. Die Vereinigung ist auch bekannt dafür, für die Behandlung eine Reihe von Medikamenten zu empfehlen, die nicht in der offiziellen Liste der Verschreibungen gegen diese Viruserkrankung aufgeführt sind. Zu den verschriebenen Arzneien und Vitaminen gehören Vitamin D, Kurkuma, Hydroxychloroquin, aber auch Ivermectin – ein Mittel, das bei von Parasiten und Würmern befallenen Rindern und Pferden eingesetzt wird.

Nach vielen Fällen von Vergiftungserscheinungen sah sich die US-Bundesarzneimittelbehörde FDA dazu gezwungen, eine eindringliche Warnung auszusprechen. „Du bist kein Pferd. Du bist keine Kuh. Im Ernst, ihr alle. Hört auf damit“, ließ die U.S. Food and Drug Administration auf ihrer Twitter-Seite verlautbaren.

U.S. FDA

Da diese Medikamente außerhalb des durch die Arzneimittelbehörden zugelassenen Gebrauchs – in der Fachsprache Off-Label-Use genannt – verwendet werden, müssen die Therapieteilnehmer ein Formular unterschreiben, das den behandelnden Arzt von jeglicher Verantwortung entbindet.

Im Fall von Ferrara hatte der 68-jährige Coronapatient diese „Betreuung“ über Mail und über Telefon erhalten. Allerdings war innerhalb weniger Tage eine massive Verschlechterung seines Gesundheitszustands aufgetreten. Erst auf Anraten einer Freundin hatte der 68-Jährige einer Einlieferung ins Krankenhaus zugestimmt. Allerdings hatte er selbst noch im Krankenhaus versucht, medizinisch anerkannte Therapien gegen Covid-19 abzulehnen und seine eigene Entlassung zu unterschreiben. Später – so erste Erkenntnisse – habe er den behandelnden Medizinern Mitteilungen von Verschreibungen, die ihm als „Fernbehandlung“ übermittelt worden waren, gezeigt. Aufgrund der bereits weit fortgeschrittenen Erkrankung und des schweren Verlaufs gelang es den Ärzten des Krankenhauses Sant’Anna von Ferrara nicht, das Leben des Mannes zu retten. Nach einem mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt starb der 68-Jährige auf der Intensivstation.

APA/HELMUT FOHRINGER – archiv

Der Tod des 68-Jährigen veranlasste die Staatsanwaltschaft dazu, eine Untersuchung über diese „alternativen Behandlungsmethoden“ gegen Covid-19 einzuleiten und gegen unbekannt ein Verfahren wegen unterlassener Hilfeleistung zu eröffnen.

Von: ka