Kardiologe wegen sexueller Gewalt und Betrugs festgenommen

Erschütternd: “63 Frauen sexuell missbraucht”

Mittwoch, 23. Februar 2022 | 08:03 Uhr

Soverato – Der kleine kalabrische Küstenort Soverato war Schauplatz eines schier unglaublichen Verbrechens. Nach minutiösen Ermittlungen, die acht Monate in Anspruch genommen hatten, nahmen die Carabinieri auf Anordnung der Staatsanwaltschaft einen Kardiologen des Bezirkskrankenhauses von Soverato fest. Der Arzt, der im Jahr 1971 geborene G. C., wird beschuldigt, sich fälschlicherweise als Gynäkologe ausgegeben und die Frauen, die sich an ihn gewandt hatten, während der in seinem privaten Studio stattgefundenen „Visiten“ sexuell missbraucht und gefilmt zu haben. Unter den Opfern – bisher konnten 63 Frauen als Opfer identifiziert werden – soll sich auch eine Minderjährige befinden.

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Die Ermittlungen kamen im Sommer letzten Jahres ins Rollen, nachdem eine 20-jährige Frau, die ebenfalls zu den Opfern gehört, Anzeige erstattet hatte. Laut einer Rekonstruktion der Carabinieri und der zuständigen Staatsanwaltschaft von Catanzaro hätte der Arzt, der im Bezirkskrankenhaus von Soverato als Kardiologe tätig war, sich gegenüber seinen Patientinnen in seinem Privatstudio fälschlicherweise als Gynäkologe ausgegeben. In Wahrheit hatte der Beschuldigte diesen medizinischen Facharzttitel aber nie erlangt.

Seine Rolle als angeblicher Gynäkologe ausnutzend und mit dem Vorwand, die Frauen einer „Visite“ unterziehen zu wollen, hätte der Mediziner seit dem Jahr 2017 Dutzende von Frauen entweder vergewaltigt oder zu sexuellen Handlungen gezwungen, bei denen auch Gegenstände phallischer Form verwendet worden wären. Zudem hätte der Mediziner für seine „Untersuchungen“ von seinen Opfern ein Honorar verlangt und angenommen.

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Aber das ist noch nicht alles. Aus den im Juni des vergangenen Jahres begonnenen Ermittlungen soll hervorgehen, dass der Arzt seine Opfer mit einer versteckten Kamera gefilmt und die Videos pornografischen Inhalts in verschlüsselter Form auf seinem Computer und seinem Smartphone gespeichert hätte.

Dank versteckter Kameras, die die Carabinieri im „Studio“ des Arztes installiert hatten, gelang es den Beamten im Laufe der letzten Monate eine Fülle von belastendem Material zusammenzutragen und die ersten Opfer zu identifizieren. Bisher konnten 63 Frauen – darunter auch eine Minderjährige – als Gewaltopfer identifiziert werden. Da aber nicht alle Bilder klar genug sind, um sie eindeutig Opfern zuordnen zu können, dürfte die Anzahl der Frauen, die der Mediziner sexuell missbraucht hätte, noch weiter steigen.

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Auf Anordnung des Untersuchungsrichters des Gerichts von Catanzaro nahmen die Carabinieri am frühen Dienstagmorgen den im Jahr 1971 geborenen G. C. fest und überstellten ihn in eine Haftanstalt. Der Arzt, der als Angestellter des Sanitätsbetriebs von Catanzaro im Bezirkskrankenhaus von Soverato als Kardiologe tätig war, wird sich vor Gericht wegen sexueller Gewalt, Kinderpornografie, rechtswidriger Eingriffe in das Privatleben von Patienten und Betrugs an mehr als 63 Opfern, darunter auch einer Minderjährigen, verantworten müssen.

Im Rahmen der Verhaftung beschlagnahmten die Carabinieri auch das Smartphone und den Computer des angeblichen „Gynäkologen“. Von der Auswertung des Inhalts der beiden elektronischen Geräte erhoffen sich die Ermittler weitere Erkenntnisse sowie die eventuelle Identifizierung weiterer Opfer des mutmaßlichen Betrügers und Gewalttäters.

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Die Verhaftung des Arztes und die Schwere der Anschuldigungen sorgten weit über den kalabrischen Badeort am Ionischen Meer hinaus für erhebliches Aufsehen. Nicht nur Organisationen, die Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, betreuen, fordern die Gerichtsbarkeit dazu auf, den „Gynäkologen“ im Falle einer Verurteilung exemplarisch zu bestrafen.

Von: ka