Italiener fluteten am Wochenende Strände und Innenstädte – VIDEO

Erstes Dekret der Regierung Draghi ohne landesweiten Lockdown

Montag, 22. Februar 2021 | 08:04 Uhr

Rom – Obwohl infolge des Auftretens der Corona-Varianten zuletzt sogar ein neuerlicher, für das gesamte Staatsgebiet geltender Lockdown im Raum gestanden war, sickerte am Sonntag durch, dass die neue römische Regierung unter Ministerpräsident Draghi im Großen und Ganzen die Corona-Politik der alten Regierung fortsetzen wird.

Allerdings wird das Verbot, die Grenzen zwischen den italienischen Regionen zu überschreiten, bis zum 27. März verlängert.

Bis zuletzt standen die Zeichen auf Sturm. Da die gefährlichen Corona-Varianten, die den letzten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge ansteckender und vermutlich auch tödlicher als der herkömmliche Virus sind, immer häufiger auftreten, hatten die ganze Woche hindurch namhafte Virologen und Epidemiologen eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen und einen landesweiten Lockdown gefordert. Beim Treffen der Präsidenten der Regionen mit Vertretern der Regierung am Samstag konnten sich die Regionen aber nicht dazu durchringen, der Regierung eine für ganz Italien geltende und wesentlich verschärfte „dunkelorange Zone“ vorzuschlagen. Diese hätte ähnliche Einschränkungen, wie sie derzeit in Südtirol herrschen, vorgesehen.

Vermutlich nicht zuletzt unter dem Eindruck der harschen Kritik aus der Bevölkerung knickten Regionen, die vorher einen harten Lockdown gefordert hatten, ein. In einem gemeinsam verabschiedeten Papier forderten die Präsidenten der Regionen die Regierung lediglich dazu auf, die Verfügbarkeit der Impfdosen zu verbessern und das „Farbensystem“, das Regionen unterschiedliche Corona-Maßnahmen zumisst, zu überdenken.

Beobachtern zufolge dürfte der Sinneswandel darauf zurückzuführen sein, dass den Italienern, die ein Jahr nach dem ersten offiziellen Coronafall in Codogno noch immer schwer unter der Corona-Krise leiden, harte Corona-Einschränkungen immer weniger vermittelbar sind.

Die am Wochenende in ganz Italien herrschenden milden Temperaturen lockten untertags und am Abend viele Italiener ins Freie. Vermutlich auch, weil unter den Bürgern die Angst vor neuen „Schließungen“ grassiert, fluteten die Italiener die Strände, die Strandpromenaden und die Innenstädte. Am Samstag gab es in den bekannten Einkaufsstraßen kaum ein Durchkommen mehr. Dort, wo die Möglichkeit bestand, ließen sich junge Leute und ganze Familien auf den Strand nieder, um mit mitgebrachten Speisen in der Hand die Frühlingssonne zu genießen. Infolge des großen Andrangs sahen sich in Neapel die Behörden sogar dazu gezwungen, einen großen Teil der Strandpromenade für alle Besucher zu sperren.

ANSA/CIRO FUSCO

Am Abend hingegen waren die beliebtesten Ausgehviertel voller junger Menschen, die vor den Bars auf der Straße ihren Aperitif genossen. In Bologna improvisierten junge Leute am Samstagabend mitten auf der Straße sogar einen Chor.

Mailand hingegen war am Sonntag Schauplatz des „heißen“ Derbys zwischen den beiden Fußballklubs Inter Mailand und AC Milan. Vor dem Stadion – das von Inter Mailand mit 3:0-Toren gewonnene Spiel fand Corona-bedingt vor verschlossenen Türen statt – warteten rund 4.000 Fans beider Lager auf die beiden Mannschaftsbusse. Die Ordnungskräfte hatten alle Mühe, die verfeindeten Lager der Tifosi auseinanderzuhalten. Es ist unnötig hinzuzufügen, dass dabei die Einhaltung der Corona-Hygiene und Sicherheitsmaßnahmen vollkommen unterging.

Zusammenfassend kann beobachtet werden, dass den italienischen Regierenden immer größer werdender Widerstand aus der Bevölkerung entgegenschlägt. Die große Frage bleibt aber, ob das von den neuen Corona-Varianten befeuerte Infektionsgeschehen eine Vermeidung der Verschärfung der Corona-Einschränkungen zulassen wird.

Von: ka