Von: ka
Trient/Sabbionara – Der Koordinator des Wildtierdienstes der Autonomen Provinz Trient, Claudio Groff, schlägt Alarm. Dadurch, dass sich die Bärenpopulation schneller entwickelt als erwartet, könnte in den nächsten zwei Jahren die Zahl der gefährlichen Bären auf 30 ansteigen.
Um dieser Vielzahl von „zu zutraulichen oder aggressiven Bären“ Herr zu werden – meint Claudio Groff – sei es unerlässlich, ernsthafte Bärenmanagementmaßnahmen zu ergreifen, die zu einer wirksamen Wiederherstellung des natürlichen Gleichgewichts führen. Indes reißen die Proteste militanter Tierschützer nicht ab. Nachdem am Sonntag rund 150 Aktivisten unter dem Motto „Immer auf der Seite des Bären! Versammeln wir uns vor Fugattis Haus“ in der Wohnsitzgemeinde von Maurizio Fugatti in Sabbionara bei Avio protestiert hatten, schütteten in Nacht auf Montag militante Tierschützer rote Farbe in den Neptunbrunnen auf dem Trienter Domplatz.
Der Koordinator des Wildtierdienstes der Autonomen Provinz Trient, Claudio Groff, gilt in Fachkreisen als ausgewiesener Experte für Wildtiere. Claudio Groff ist auch bekannt dafür, dass er sich kein Blatt vor dem Mund nimmt. Während einer vom italienischen Alpenverein CAI organisierten Fachtagung nahm Claudio Groff Bezug auf eine neue Studie, die demnächst veröffentlicht werden soll.
Der Koordinator des Wildtierdienstes des Trentino wies darauf hin, dass sich die Bärenpopulation schneller entwickelt als erwartet, wodurch sich in den nächsten zwei Jahren die Zahl der gefährlichen Bären auf 30 erhöhen könnte. Claudio Groff unterstrich, dass die staatliche Behörde für Umweltschutz und Umweltforschung ISPRA bereits im Jahr 2021 geschätzt hatte, dass sich bis zum Jahr 2025 die Trentiner Bärenpopulation auf 130 bis 140 Individuen erhöhen wird.
Noch vor zwei Jahren betrug die Anzahl der Bären kaum mehr als 100 Individuen, von denen 70 bis 90 erwachsene Tiere und etwa 25 Jungbären waren. Laut Claudio Groff gesellten sich im Jahr darauf, 2022, zu diesen 14 neugeborene Bären hinzu. Der Koordinator des Wildtierdienstes des Trentino geht davon aus, dass die Trächtigkeiten des gerade zu Ende gegangenen Winters auch in heurigem Jahr zu einer ähnlich hohen Anzahl von Jungbären geführt haben könnten.
Was die wahrscheinliche Zunahme der Bären anbelangt, sollte aber bedacht werden, dass ähnlich wie bei den Wölfen auch bei den Bären in den ersten Lebensmonaten und -Jahren die Sterblichkeitsrate sehr hoch ist. Rund die Hälfte der Jungtiere erreicht nicht das Erwachsenenalter.
In jedem Fall – so Claudio Groff – entwickle sich die Bärenpopulation viel schneller als ursprünglich vorhergesagt, wodurch sich in den nächsten zwei Jahren die Zahl der „zu zutraulichen oder aggressiven Bären“ stark erhöhen könnte. Um dieser Vielzahl von „Problembären“ Herr zu werden – meint Claudio Groff – sei es unerlässlich, ernsthafte Bärenmanagementmaßnahmen zu ergreifen, die zu einer wirksamen Wiederherstellung des natürlichen Gleichgewichts führen.
Da andere Regionen bisher kaum dazu bereit sind, Trentiner Bären bei sich aufzunehmen, könnte die „wirksame Wiederherstellung des natürlichen Gleichgewichts“ nichts anderes als Abschüsse bedeuten. Diese Art der „Entnahme“ wird bereits in Slowenien praktiziert.
Unterdessen reißen die Proteste militanter Tierschützer nicht ab. Unter dem Motto „Immer auf der Seite des Bären! Versammeln wir uns vor Fugattis Haus“ protestierten am Sonntag in der Wohnsitzgemeinde von Maurizio Fugatti in Sabbionara bei Avio rund 150 Aktivisten lautstark gegen die Abschussanordnungen des Trentiner Landeshauptmanns.
Ordnungskräfte verhinderten ein Vordringen der Demonstranten zum Haus des Landeshauptmanns. Zwischen Einwohnern von Sabbionara und Aktivisten kam es auch zu heftigen Wortgefechten. Die Vorhaben der italienischen Tierschutzorganisationen, im Heimatort von Fugatti vor seinem Haus zu protestieren, wurde von den Parteikollegen der Lega des Trentiner Landeshauptmanns als „Einschüchterungsversuch und Bedrohung“ gewertet und heftig kritisiert.
Es blieb aber nicht dabei. Radikale Tierschützer der Vereinigung „Centopercentoanimalisti“ schütteten als Protest gegen die Abschussverordnungen Fugattis blutrote Farbe in den Neptunbrunnen auf dem Trienter Domplatz. Diesem „heißen Bärenwochenende“ im Trentino dürften weitere folgen.
Italienische Tierschutzorganisationen, die gegen die Abschusspläne des Trentiner Landeshauptmanns heftigen Widerstand leisten, kündigten an, dass sie sich sowohl vor Gericht als auch mittels Demonstrationen weiterhin für das Wohlergehen der Trentiner Bären einsetzen werden. Viele Trentiner sehen mit großer Sorge, dass der Protest für „ihre“ Bären und gegen ihren Abschuss immer militantere und fanatischere Züge annimmt.