Dynamisches Preissystem bis 2027

Fahren, wenn es günstig ist: Maut-Revolution in Italien

Dienstag, 23. September 2025 | 07:23 Uhr

Von: idr

Rom – Italiens Autobahnmaut gehört zu den teuersten Europas – und ist dabei oft intransparent und verwirrend. Das soll sich grundlegend ändern: Die italienische Verkehrsregulierungsbehörde ART arbeitet an einer umfassenden Reform des Mautsystems, die Autofahrern gleich mehrfach zugutekommen könnte.

Herzstück der geplanten Änderungen ist eine völlig neue Berechnungsmethode: Künftig soll die Mauthöhe direkt an die tatsächlichen Investitionen der privaten Autobahnbetreiber gekoppelt werden. Mauterhöhungen wären nur noch dann erlaubt, wenn sich die Gesamtleistung für die Nutzer konkret verbessert. Bisher wurde die Gebühr jedes Jahr angepasst, ohne dass ein direkter Zusammenhang zu den erbrachten Leistungen bestand.

Erstattungen für Baustellen-Verzögerungen

Eine weitere Neuerung dürfte besonders Urlauber freuen: Wer wegen Baustellen länger im Stau steht, soll künftig Anspruch auf Rückerstattungen erhalten. Die Höhe richtet sich nach der Länge des betroffenen Streckenabschnitts. Die ART prüft derzeit, in welchen Fällen eine teilweise Erstattung gerechtfertigt ist und wie die Verfahren standardisiert werden können.

Der ehrenamtliche Geschäftsführer von Robin, Walther Andreaus, begrüßt den Schritt: „Es ist höchste Zeit, dass die Politik und die Aufsichtsbehörden Klartext reden. Die Autobahn ist ein öffentliches Gut – und daher ist es untragbar, dass die Rechte der Verbraucher den Gewinnen der Betreiber untergeordnet werden. Mit überhöhten Mauteinnahmen dürfen keine Finanzpolster gebildet werden, die dann für Zwecke außerhalb des eigentlichen öffentlichen Auftrags verwendet werden. Entscheidend ist, dass die Qualitätsstandards endlich verbindlich festgelegt und kontrolliert werden – mit klaren Entschädigungen im Fall von Staus, Dauerbaustellen oder anderen Beeinträchtigungen.“

Fahren, wenn es günstig ist

Am revolutionärsten ist jedoch ein geplantes dynamisches Preissystem: Die Mautgebühren könnten künftig von der Tageszeit, dem aktuellen Verkehrsaufkommen und sogar der Umweltklasse des Fahrzeugs abhängen. Während der Stoßzeiten oder bei hohem Verkehrsaufkommen würde es teurer, in ruhigeren Zeiten oder mit emissionsarmen Fahrzeugen günstiger. Ziel ist es, Staus zu reduzieren und nachhaltigere Fahrgewohnheiten zu fördern.

Ein Wermutstropfen bleibt: Regierung, Parlament und Ministerrat müssen den ART-Plänen noch zustimmen. Selbst bei grünem Licht würden mögliche Preissenkungen frühestens 2027 oder 2028 beim Autofahrer ankommen.

Für Millionen von Italienurlaubern könnte die Reform dennoch einen Wendepunkt bedeuten – weg von einem der kompliziertesten Mautsysteme Europas hin zu mehr Transparenz und faireren Preisen. Ob die ehrgeizigen Pläne Realität werden, entscheidet sich in den kommenden Monaten in Rom.

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