Italomarokkanischer Matchwinner „angewidert“ - VIDEO

Wie ein Schlag ins Gesicht: Boxer steigt mit Nazi-Tattoos in den Ring

Dienstag, 21. September 2021 | 07:08 Uhr

Triest – Zwischen dem Triester Michele Broili und dem ursprünglich aus dem Marokko stammenden Hassan Nourdine aus Asti ist am Samstag in Triest der Boxitalienmeistertitel im Superfedergewicht ausgetragen worden. Die Begegnung selbst, die nach Punkten von Hassan Nourdine gewonnen wurde, trat aber wegen der vielen auf dem Oberkörper von Michele Broili prangenden Tattoos, die eindeutig dem Nationalsozialismus und dem rechtsextremen Milieu zugeordnet werden können, vollkommen in den Hintergrund.

Facebook/Ardita Trieste

Die den Nationalsozialismus verherrlichenden Tätowierungen, die der 28-jährige Michele Broili auf seiner Brust trägt, sorgten dafür, dass seine Niederlage im Titelkampf um den Boxitalienmeistertitel im Superfedergewicht vollkommen in den Hintergrund geriet. Die Tatsache, dass Michele Broili trotz seiner sichtbaren Nazi-Tattoos in den Ring steigen konnte, führten in der italienischen Öffentlichkeit zu einem Eklat. Der italienische Boxverband Federazione Pugilistica Italiana (Fpi) distanzierte sich vom Boxer und kündigte an, den Fall vor das italienische Sportgericht zu bringen.

Instagram/michelebroili93

Als viele Zuschauer und sein Gegner, der ursprünglich aus Marokko stammende Hassan Nourdine aus Asti, den nackten Oberkörper des Triesters Michele Broili sahen, trauten sie ihren Augen kaum. Neben einem Totenkopf und den SS-Runen, die auf die berüchtigten Wachmannschaften der NS-Konzentrationslager verweisen, prangte auf dem Körper des 28-Jährigen die Zahl 88. Bei dieser Zahl handelt es sich um einen inzwischen bekannten Nazi-Code, wobei die 88 für zweimal den achten Buchstaben des Alphabetes steht und als Abkürzung für den Gruß „Heil Hitler“ dient.

Instagram/michelebroili93

Bereits die ersten veröffentlichten Bilder der Begegnung sorgten für Empörung. Viele Boxfans fragten sich, wie es möglich war, dass Broili, dessen rechtsextreme politische Gesinnung schon seit Langem bekannt ist, mit diesen Tätowierungen in den Ring steigen konnte.

Instagram/michelebroili93

„Ich war nur zum Boxen gekommen und habe den ganzen Abend versucht, mich nicht ablenken zu lassen und konzentriert zu bleiben. Aber als ich die Tätowierungen auf Broilis Körper sah, war ich angewidert. Außerdem haben sie sich sowohl am Ring als auch auf der Tribüne mit dem römischen Gruß begrüßt. Dies scheint für die vollkommen normal zu sein“, so Hassan Nourdine, der aus Asti im Piemont kommt, aber in Tazzerine in Marokko zur Welt gekommen war, gegenüber der Gazzetta dello Sport. „Ich habe darauf geachtet, gut zu boxen, und angesichts der Umstände war die Freude über den Sieg noch größer“, fügte der frischgebackene Boxitalienmeister im Superfedergewicht hinzu.

Facebook/Ardita Trieste

Der Trainer hingegen verteidigte seinen Schützling. „Sie sind eine Jugendsünde gewesen. Michele ist ein Beispiel für Fairness im Ring. Laut dem italienischen olympischen Komittee und dem italienischen Boxverband dürfen Sportler nicht aufgrund ihrer politischen Überzeugungen diskriminiert werden“, erklärte Broilis Trainer Denis Conte, der bei den kommenden Kommunalwahlen in Triest für die rechte Partei Fratelli d’Italia kandidiert.

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Von der Welle der Empörung wachgerüttelt wurde inzwischen aber auch der vom Trainer genannte italienische Boxverband Federazione Pugilistica Italiana (Fpi) aktiv. Der Boxverband widersprach dem Trainer energisch und kündigte an, den Sportler wegen Verherrlichung des Nationalsozialismus beim zuständigen italienischen Sportgericht anzuzeigen.

Instagram/michelebroili93

„Der Verband verurteilt das Verhalten seines Mitglieds und distanziert sich von der Ideologie, auf die seine anstößigen Tätowierungen Bezug nehmen. Ein solches Verhalten steht in klarem Widerspruch zu den Regeln des Kodexes des sportlichen Verhaltens des Coni, die auch vom Fpi anerkannt werden. Damit im Lichte dieser Regeln in den entsprechenden Gremien die Regelverstöße beurteilt und die entsprechenden Sanktionen ergriffen werden können, wird der Verband die Organe der Sportjustiz über dieses Verhalten in Kenntnis setzen. Die Verantwortung für ein solches Verhalten liegt ausschließlich beim Mitglied und, wenn überhaupt, indirekt und objektiv beim Verein, dem es angehört“, so der italienische Boxverband in seiner unmissverständlichen Stellungnahme.

Facebook/Ardita Trieste

Wegen der Nazi-Tattoos seines Mitglieds dürfte auch der Verein, dem Michele Broili angehört, „Ardita Trieste“, ins Visier der italienischen Öffentlichkeit und vielleicht auch der Sportjustiz gelangen. Auf der Facebook-Seite des Vereins mangelt es nicht an Bildern, die nicht nur Michele Broilis nackte Brust, sondern auch den römischen Gruß zeigen. Hassan Nourdines Sieg im Titelkampf zeigt aber auch, dass die Zukunft einem anderen Italien gehört.

Facebook/Hassan Nourdine

Von: ka