„König der Wassermelonen“ zu 11 Jahren Haft verurteilt – VIDEO

Flüchtlinge auf den Feldern als Sklaven ausgenutzt

Freitag, 14. Juli 2017 | 10:24 Uhr

Lecce – In Lecce in Apulien wurden am Donnerstag sieben in der Landwirtschaft tätige Unternehmer und neun sogennte „Caporali“ – so werden in Süditalien gierige und brutale landwirtschaftliche Aufseher genannt – zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Verurteilten hatten unter anderem aus Afrika Migranten angelockt, um sie für sich unter unmenschlichen Bedingungen auf den Feldern Apuliens arbeiten zu lassen.

Twitter/Caporalato

Nachdem sie nach aufwendigen Ermittlungen vor fünf Jahren verhaftet worden waren, verurteilte das Schwurgericht von Lecce sieben Unternehmer, unter denen sich drei Besitzer von landwirtschaftlichen Gütern befinden, und neun ausländische „Caporali“ zu langjährigen Haftstrafen. Die längste Haftstrafe wurde mit elf Jahren dabei Pantaleo Latino, der in Salento besser als der „König der Wassermelonen“ bekannt ist, aufgebrummt. Laut Erkenntnissen des Gerichts war er der eigentliche Kopf der kriminellen Organisation.

Twitter/Caporalato

Die Ermittlungen waren 2011 ins Rollen gekommen, weil unter der Führung eines mutigen Mannes aus Kamerun, Yvan Sagnet, eine Vielzahl „landwirtschaftlicher Sklaven“ in den Streik getreten war. In den Folgejahren trugen er und seine von ihm gegründete Vereinigung „No Cap“, die Vereinigung „Finis Terrae“ sowie die Gewerkschaften dazu bei, auf die unglaublichen Arbeitsbedingungen auf den süditalienischen Feldern aufmerksam zu machen.

Dank der Aussagen Sagnets und der anderen „Sklaven“ aus Afrika konnten 2012 gegen 22 Personen Haftbefehle ausgestellt werden. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Carabinieri der Sondereinheit Ros brachten ein regelrechtes, an mafiöse Strukturen erinnerndes in den Regionen Apulien, Kalabrien und Sizilien operierendes kriminelles Netzwerk ans Licht, welches über Schlepper junge Afrikaner nach Süditalien lockte, um sie unter schier unglaublichen Umständen auf den Tomaten- und Melonenfeldern als „Sklaven“ auszunützen. Während der Untersuchungen wurden von den Carabinieri die brutalen Arbeitsbedingungen, Schwarzarbeit, die niedrigen Löhne sowie eine Vielzahl von Fällen von Bedrohung und Erpressung aufgedeckt.

Twitter/Caporalato

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass sich der „König der Wassermelonen“ und die anderen Mitglieder des von ihm geführten Netzwerks aus Unternehmern und „Soldaten“ sich der Begünstigung der illegalen Einwanderung, Bildung einer kriminellen Vereinigung, Versklavung, Erpressung, Bedrohung und illegaler Arbeitsvermittlung schuldig gemacht hatten. Insbesondere kam das Gericht zur Einsicht, dass sich die Verurteilten des „Caporalato“ – ein in Süditalien leider vielfach übliches aus illegaler Arbeitsvermittlung, Schwarzarbeit, Versklavung und niedrigsten Löhnen bestehendes System – praktiziert hatten. Nach dem Tod einer Arbeiterin – Südtirol News berichtete – wurden die Bestimmungen wesentlich verschärft und in ein neues Gesetz gegossen, das diese Form moderner Sklaverei mit bis zu sechs Jahren Gefängnis und im Falle von Bedrohung und Gewalt mit bis zu acht Jahren Haft bestraft.

Am Donnerstag zeigten sich die Staatsanwaltschaft und die Öffentlichkeit über das Urteil sehr zufrieden. Schon lange hegten die Ermittler den Verdacht, dass viele illegale Einwanderer von mafiösen Netzwerken auf süditalienische Felder geschleust werden. Nun gelang dem Staat ein massiver Schlag gegen das Schlepperwesen und die Sklaverei.

Von: ka