Berufsfischer schlagen Alarm

Gardasee: „In vier Jahren 80 Prozent weniger Fang“

Sonntag, 12. Oktober 2025 | 08:13 Uhr

Von: idr

Garda – Die Zahlen sind dramatisch: Der meistgefragte Fang am Gardasee ist innerhalb von nur vier Jahren um 80 Prozent eingebrochen. Die Berufsfischer warnen vor dem Kollaps eines ganzen Sektors – und machen dafür auch politische Entscheidungen verantwortlich.

Oliviero Sora von der Gewerkschaft Fai Cisl prangert die kritische Situation an, die den Berufsfischereisektor am Gardasee seit geraumer Zeit kennzeichnet. Zwei Verbote treffen die Fischer besonders hart: Seit zwölf Jahren dürfen keine Aale mehr gefangen werden – offiziell wegen angeblicher Toxizitätsindizes. Seit vier Jahren ist zudem die künstliche Aussaat von Felchen, auch Renke oder Lavarello genannt, nicht mehr genehmigt.

Felchen: Seit über hundert Jahren im See

Die Begründung für das Felchen-Verbot klingt paradox: Die Art gilt nicht als autochthon, obwohl sie seit mehr als einem Jahrhundert im Gardasee lebt. Zusammen mit der zunehmenden Zahl eierfressender Exemplare – vermutlich Raubfische – hat diese Maßnahme zu einem massiven Rückgang der Felchenbestände geführt.

Die Fai Cisl Brescia hat in den vergangenen Wochen eine neue Interventionsanfrage an das Ministerium für Umwelt und Energiesicherheit gerichtet. Ziel ist es, das Problem öffentlich zu machen und zumindest die Aussaat von Felchen wieder zu erlauben.

Region wartet auf ministerielle Vorgaben

Regionalrat Alessandro Beduschi antwortete auf die Anfrage: Die Region Lombardei warte gemeinsam mit Venetien und der Autonomen Provinz Trient auf neue ministerielle Bestimmungen, die das Problem lösen sollen.

Doch selbst wenn die Aussaat sofort wieder aufgenommen würde, wäre die Gefahr groß. Man würde das Risiko eingehen, eine zu geringe Anzahl von Zuchtexemplaren zu haben, was die Existenz des Felchens im Gardasee selbst gefährden würde, warnt die Gewerkschaft. Das Schicksal des Karpfens, der bereits aus dem See verschwunden ist, könnte sich wiederholen.

Mindestens vier Jahre bis zur Erholung

Von der Einbringung der Brut bis zum ersten Fang in den Netzen würden mindestens vier Jahre vergehen. Für die Fischer – besonders die jüngeren – eine kaum zu überbrückende Zeit. Mit dem, was der See derzeit hergibt, können sie kaum überleben.

Die Fai Cisl fordert deshalb schnelles Handeln: „Die Fischer würden sich sehr schwertun, in dieser Zeit mit dem auszukommen, was der See derzeit zur Verfügung stellt.“ Ein ganzer Berufsstand steht vor dem Aus – und mit ihm ein Stück Gardasee-Tradition.

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