Primar verhaftet, hohe Geldsummen beschlagnahmt – VIDEO

“Gegen Geld Umgehung der Wartelisten ermöglicht”

Dienstag, 20. Juni 2023 | 07:06 Uhr

Von: ka

Esine – Das Bezirkskrankenhaus von Esine in der Valcamonica in der Provinz Brescia in der Lombardei wird von einem schweren Skandal erschüttert.

Mit der Anschuldigung, seinen Patienten gegen „Geschenke“ von mehreren Hundert Euro die Umgehung der Wartelisten ermöglicht zu haben, wurde am Montag der Primar der Augenabteilung des Krankenhauses in der Valcamonica von den Carabinieri festgenommen und nach einem ersten Verhör in den Hausarrest überstellt. Bei der im Rahmen der Verhaftung erfolgten Hausdurchsuchung stellten die Carabinieri neben Gold, Diamanten, wertvollen Gemälden, Uhren und Weinflaschen auch Hunderttausende Euro in bar sicher.

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Am Montagmorgen suchten die Carabinieri das Bezirkskrankenhaus von Esine in der Valcamonica in der Provinz Brescia auf, um den Primar der Augenabteilung, Giovanni Mazzoli, zu verhaften. Dem Primar wird schwerer Betrug, Veruntreuung, Fälschung öffentlicher Dokumente und unzulässige Verleitung zur Gewährung oder Zusage von Vorteilen vorgeworfen. Die Verhaftung war die Folge der von den Carabinieri von Breno geführten Ermittlungen, die nach drei Jahren aufwendiger Ermittlungsarbeit im vergangenen April abgeschlossen worden waren.

Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe sind schwerwiegend. Unter Missbrauch seiner Führungsposition im Krankenhaus soll Giovanni Mazzoli zahlreiche Patienten, die sich einer Operation zur Behebung des grauen Stars einer Katarakt-Operation unterziehen mussten, dazu verleitet haben, ihm für eine erhebliche Verkürzung der Wartezeit „Geldgeschenke“ zu gewähren. Im Gegenzug für „Geschenke“ im Wert von 500 bis 700 Euro soll der Primar seinen Patienten ermöglicht haben, die lange Warteliste für diesen und andere Eingriffe, die von der Zentralen Reservierungsstelle verwaltet werden, zu umgehen. Unter der „Regie“ des Primars der Augenabteilung seien „seine“ Patienten nach der obligatorischen Voruntersuchung auf die Operationslisten gesetzt und innerhalb von nur 30 bis 40 Tagen operiert worden.

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Dies sei jedoch nicht der einzige illegale „Nebenverdienst“ des Primars gewesen. Nach den Angaben der Carabinieri habe Giovanni Mazzoli auch jenen Anteil des Entgelts für von ihm erbrachte Gesundheitsleistungen, der eigentlich für die Kasse des Sanitätsbetriebs ASST Valcamonica bestimmt gewesen wäre, in seine eigene Tasche fließen lassen. Zudem soll der Primar der Augenabteilung des Krankenhauses von Esine ärztliche Bescheinigungen für die Erneuerung von Führerscheinen zugunsten von Personen ausgestellt haben, die dafür nicht die körperlichen Voraussetzungen erfüllt hätten, und an Tagen, an denen er im Krankenhaus in Esine hätte seinen Dienst versehen müssen, in einer privaten Arztpraxis eine freiberufliche Tätigkeit ausgeübt haben.

„Indem er verschiedene illegale Vorgangsweisen genutzt hat, hat er nicht nur eine starke Neigung, Geld zu verdienen, gezeigt, sondern auch bei der Verschleierung seines illegalen Gebarens eine kriminelle Vielseitigkeit bewiesen. Wie aus einem mitgeschnittenen Telefongespräch hervorgeht, hat der Beschuldigte sein Vorhaben geäußert, das aus der illegalen Tätigkeit stammende Geld „ein wenig hier, ein wenig dort“ auszugeben. Er hat es auch seinem Sohn ausgehändigt, damit er es auf ein Schweizer Bankkonto einzahlen kann“, so die Voruntersuchungsrichterin des zuständigen Gerichts von Brescia, Federica Brugnera, die den Haftbefehl unterzeichnete.

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Über die Art und Weise, wie die Ermittlungen vor drei Jahren, im April des Jahres 2020 ins Rollen kamen, schweigen sich die Ermittler der Staatsanwaltschaft und der Carabinieri zwar aus, aber der Verdacht liegt nahe, dass die „Vorzugsschiene“, die den Patienten des Primars gewährt worden sei, für Unmut gesorgt haben und auffällig geworden sein könnte. Zu diesen „Auffälligkeiten“ könnte auch der Wohlstand des Verdächtigen beigetragen haben. Durchgesickerten Informationen zufolge soll das vom Beschuldigten offiziell deklarierte Einkommen nicht mit seinem Lebensstil vereinbar gewesen sein.

Carabinieri Brescia

Bei der im Rahmen der Verhaftung erfolgten Hausdurchsuchung stellten die Carabinieri mehr als 300.000 Euro in bar sicher. Neben 58.000 Euro Bargeld, die im Haus gefunden wurden, beschlagnahmten die Carabinieri in Bündel zu 100 und 50 Euro aufgeteilte 281.500 Euro in bar, die sich in einem Bankschließfach befanden. Im Haus von Giovanni Mazzoli entdeckten die Beamten der Carabinieri zudem 30 wertvolle Gemälde, Goldschmuck und Diamanten, zahlreiche wertvolle Weinflaschen, die im Keller gelagert waren, sowie eine unbestimmte Anzahl von Markenuhren. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft und auf Anordnung der Voruntersuchungsrichterin vollstreckten die Carabinieri auch eine vorsorgliche Beschlagnahme eines Aktiendepots im Wert von rund 200.000 Euro.

Die Indizien- und Beweislast, die gegen den Primar der Augenabteilung vorliege, soll erdrückend sein. Allein die von den Carabinieri im Haus des Arztes beschlagnahmten Vermögenswerte sorgen weit über Esine und Brescia hinaus für entsetztes Staunen.