"Meine Tochter wird Vittoria heißen" – VIDEO

Große Freude: Covid-19-kranke Schwangere mit Immunplasma geheilt

Freitag, 24. April 2020 | 08:02 Uhr

Mantua – In einer von andauernden Hiobsbotschaften gekennzeichneten Zeit erreichte die italienische Öffentlichkeit eine freudige Nachricht. Eine Schwangere, die an Covid-19 erkrankt war, konnte dank der Gabe zweier Säcke mit Immunplasma vollkommen geheilt werden. Mithilfe dieser neuen, sich noch in der Phase der Erprobung befindlichen Therapie konnte sowohl der werdenden Mutter als auch dem Fötus das Leben gerettet werden.

Facebook/ASST di Mantova

Die 28-jährige Pamela Vincenzi kann ihre Tränen kaum halten. Sie weint vor Freude vor allem wegen des Mädchens, das sie in ihrem Schoß trägt und wegen der zweijährigen Tochter, die zu Hause auf sie wartet. „Das Wichtigste ist, mit ihr zusammen nach Hause zu gehen. Weil wir gemeinsam diese Schlacht gewonnen haben, wird das Mädchen, das zur Welt kommen wird, Beatrice Vittoria heißen“, so die überglückliche 28-Jährige. Das kleine medizinische Wunder ist vor allem der Gabe von Immunplasma zu verdanken. Dem Leiter der Pneumologie des Krankenhauses von Mantua, Giuseppe De Donno, zufolge handelt es sich bei der erfolgreichen Heilung einer Schwangeren um den weltweit ersten Fall dieser Art.

COVID, DONNA IN GRAVIDANZA GUARITA COL PLASMA: PRIMO CASO AL MONDONon riesce a trattenere le lacrime Pamela Vincenzi,…

Pubblicato da ASST di Mantova su Martedì 21 aprile 2020

Aber davor erlebte Pamela Vincenzi die vielleicht dunkelsten Tage ihres Lebens. Am vergangenen 9. April musste die werdende Mutter, die sich im sechsten Schwangerschaftsmonat angesteckt hatte und positiv auf das Coronavirus getestet worden war, in das Krankenhaus von Mantua eingeliefert werden. Im Krankenhaus wurde zunächst das für alle Covid-19-positiven Schwangeren geltende Standardprotokoll angewandt. Bereits am Tag darauf verschlechterte sich allerdings ihr gesundheitlicher Zustand, was eine Verlegung der Patientin auf die Pneumologie unausweichlich machte.

Um der das Leben der werdenden Mutter und des Fötus gefährdenden Krankheit Herr zu werden, beschlossen die behandelnden Ärzte, eine vollkommen neue, sich noch in der Erprobungsphase befindliche Therapie – die Gabe von Immunplasma – anzuwenden. Bei Immunplasma handelt es sich um Plasma, also um den flüssigen und zellfreien Anteil des Blutes, das in diesem Fall von geheilten Corona-Patienten gewonnen wird. Das Plasma dieser Blutspender, das in der medizinischen Fachsprache Covid-19-Rekonvaleszenten-Plasma genannt wird, enthält eine hohe Anzahl von Antikörpern gegen das Coronavirus.

„Ich war sehr niedergeschlagen. Das Plasma ließ mich wieder aufleben“, so Pamela Vincenzi. In der Tat trat bereits nach der Gabe des zweiten Sackes von Covid-19-Rekonvaleszenten-Plasma innerhalb weniger Stunden eine spürbare Besserung des Gesundheitszustandes der Schwangeren ein. Zwei hintereinander getätigte Abstriche, die beide negativ ausfielen, bestätigten, dass der Körper der 28-Jährigen nicht zuletzt dank der Gabe der Antikörper des Covid-19-Rekonvaleszenten-Plasmas den Coronavirus besiegt hatte.

„Um den Fötus zu schützen, haben wir darauf verzichtet, auf die künstliche Beatmung zurückzugreifen. Der Vorteil der schnellen Genesung ist, dass das werdende Leben nicht einer Umgebung mit zu geringer Sauerstoffanreicherung ausgesetzt wird“, so Gianpaolo Grisolia, der im Krankenhaus von Mantua für den Tätigkeitsbereich der pränatalen Pathologie verantwortlich ist.

Die Therapie mit Covid-19-Rekonvaleszenten-Plasma und alle darauf ausgerichteten, begleitenden Behandlungsmaßnahmen ermöglichten es Pamela Vincenzi, bereits elf Tage nach ihrer Einlieferung das Krankenhaus wieder zu verlassen. Beim Abschied, bei dem Pamela Vincenzi ihre Tränen nicht mehr halten konnte, dankten die überglückliche 28-Jährige und ihr Mann allen Ärzten und Pflegekräften für ihren liebevollen, kompetenten und unermüdlichen Einsatz.

In Mantua werden die mit Covid-19-Rekonvaleszenten-Plasma gemachten Erfahrungen als „ermutigend“ bezeichnet. Im Rahmen eines in Zusammenarbeit mit der Poliklinik „San Matteo“ von Pavia erarbeiteten Behandlungsprotokolls wurden bisher 24 Patienten mit insgesamt 50 Plasmasäcken behandelt. Allerdings sind die Ergebnisse nicht einheitlich.

Nicht nur in Italien, sondern auch in Deutschland werden Erfahrungen mit der Immunplasma-Therpie gesammelt. “Ganz ehrlich halte ich das für einen der lohnenswertesten Ansätze. Es gibt ja viele Studien dazu, dass Rekonvaleszenten-Serum oder -Plasma tatsächlich helfen kann. Allerdings muss das natürlich eine hohe Qualität haben, das kann ja auch bestimmte Nebenwirkungen haben. Aber den Ansatz selber halte ich auf jeden Fall für vielversprechend”, meint der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Professor Lothar Wieler.

„Die Plasmatherapie, deren Gültigkeit und Wirksamkeit wir kennen, wird bereits seit dem späten neunzehnten Jahrhundert angewandt. Wir wissen aber noch nicht, ob sie bei dieser Krankheit wirkt. Hoffen wir, dass die Experimente der Kollegen von Mantua gute Ergebnisse zeigen. Wir besitzen noch keine Antworten, weil noch zu wenig Zeit vergangen ist. Wir werden bald ein Ergebnis haben, aber es handelt sich dabei um eine von offenen Hoffnungen“, bemerkt der Direktor der Pneumologie an der Poliklinik „Gemelli“ von Rom, Luca Richeldi, der meint, dass es noch zu verfrüht sei, ein abschließendes Urteil über die Therapie mit Covid-19-Rekonvaleszenten-Plasma zu geben.

Ihre erfolgreiche Anwendung im Fall der schwangeren 28-Jährigen zeigt aber, dass diese Hoffnung ein immer stärkeres Fundament bekommt.

Pubblicato da ASST di Mantova su Martedì 21 aprile 2020

 

Von: ka