Witwe von „Totò“ Riina will Müllgebühren ratenweise abstottern

Harte Zeiten für Cosa Nostra: Mafiafamilie zahlt Steuern

Dienstag, 27. März 2018 | 07:02 Uhr

Corleone – Es sind harte Zeiten für die Mafia. Selbst Ninetta Bagarella, Schwester des berüchtigten Mafiakillers Leoluca Bagarella und Witwe des „Capo di tutti i capi“ Salvatore „Totò“ Riina, will ab nun ihre Steuerschulden begleichen.

Am letzten Freitag geschah in der berüchtigten Mafiahochburg Corleone, Stammsitz der berühmtesten aller Mafiafamilien, der Riina, schier Unglaubliches. Ninetta Bagarella, Schwester des berüchtigten Mafiakillers Leoluca Bagarella und Witwe des „Capo di tutti i capi“(„Boss der Bosse“, Anmerkung der Redaktion), Salvatore „Totò“ Riina, begab sich ins Gemeindehaus der sizilianischen Kleinstadt und kündigte an, nun endlich ihre bisher angehäuften Steuerschulden bezahlen zu wollen. Sie bat die Gemeinde, ihre Schulden sowie die ihrer Tochter Lucia – es handelt sich dabei jeweils um 600 und 400 Euro – ratenweise abstottern zu dürfen.

Twitter/Corleone

Hintergrund der neu gefundenen „Steuerethik“ ist, dass der Schlinge um den Hals der Riinas immer enger wird. In den letzten Monaten wurden der Familie um Donna Ninetta vonseiten der Staatsanwaltschaft von Palermo nicht weniger als 37 Bankkonten und Postsparguthaben beschlagnahmt. Bisher hüteten sich die Gemeindeväter davor, von den bekannten Mafiafamilien Steuern zu verlangen, was zur Folge hatte, dass Familien wie die Riinas über Jahrzehnte weder Müllgebühren noch Abgaben auf ihnen gehörende Gebäude und andere Gemeindesteuern bezahlten. Zudem wurde die Gesellschaft, welche für die Gemeinde Corleone die Steuern eintrieb, von Unternehmern beherrscht, welche der Mafia nahe standen.

Später aber wurde der Gemeinderat wegen Infiltration durch die Mafia aufgelöst und Corleone einer kommissarischen Verwaltung unterstellt. Die mutigen Kommissarinnen, die nun an der Spitze der Kleinstadt standen, kannten kein Pardon mehr. Sie rechneten die Schulden zusammen und sandten einen Amtsdiener zum Haus der Riinas, um Ninetta Bagarella eine Steuerzahlkarte zu überreichen.

Aber die stolze Mafiawitwe wollte noch immer nicht zahlen. Es ging dabei vermutlich weniger um die für die Riinas bescheidene Summe von 1.000 Euro, sondern vielmehr um „orgoglio mafioso“(„Mafiastolz“, Anmerkung der Redaktion). Als aber die Kommissarinnen Donna Ninetta ein Mahnschreiben zukommen ließen, in dem sie ihr damit drohten, die Agentur der Einnahmen einzuschalten und den Riinas alle Fahrzeuge zu beschlagnahmen, gab die Witwe des „Capo di tutti i capi“ klein bei.

Twitter/Corleone

Donna Ninetta Bagarella, Witwe von Salvatore „Totò“ Riina, setzte ihr bestes Lächeln auf, begab sich zur Gemeinde und kündigte dort an, alle Schulden begleichen zu wollen. Ihr verstorbener Gatte, der direkt oder indirekt für Hunderte von Morden verantwortlich gewesen war, hätte wohl anders gehandelt, aber angesichts des Verfolgungsdrucks, dem die Mafiafamilien vonseiten der Justiz ausgesetzt sind, zog es die stolze Mafiawitwe vor, nicht zu sehr aufzufallen und ihre Schulden zu begleichen. Für die Riinas und andere Mafiafamilien ist es wichtiger, ihre aus Strohmännern bestehenden Netzwerke zu sichern, welche die umfangreichen Immobilienvermögen der Clans verwalten und so für sichere monatliche Einnahmen sorgen. Der „Steuerstreit“ mit der Gemeinde Corleone wirbelte zu viel Staub auf und begann die Interessen der Familie zu gefährden.

Twitter/Corleone

„Ich zahle, aber bewilligt mir bitte eine Ratenzahlung“, so Donna Ninetta zu den verdutzten Gemeindeverwaltern. So zu tun als, ob man arm sei und selbst wenige Hundert Euro nur ratenweise abtragen könne, gehört seit jeher zur Strategie der Mafiafamilien. Die Clans stehen eigentlich an der Spitze von undurchsichtigen Imperien, welche Millionenwerte verwalten.

Aber jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. In diesem Fall mit den ersten 1.000 Euro.

Von: ka