Pakistanerin kann dank Fernunterricht Carabinieri verständigen – VIDEO

„Hilfe, ich werde im Haus gefangengehalten, befreit mich“

Freitag, 09. April 2021 | 08:05 Uhr

San Giovanni Valdarno/Arezzo – Einer 20-jährige Pakistanerin, deren Freund von ihrer Familie abgelehnt wurde, weshalb sie im Haus eingesperrt worden war, gelang es während des Fernunterrichts, Kontakt mit den Carabinieri aufzunehmen. „Hilfe, ich werde im Haus gefangengehalten, befreit mich“, so die an die Carabinieri gerichtete E-Mail der jungen Frau. Innerhalb weniger Stunden konnten die Beamten den Namen und den Wohnort der sich in großer Not befindlichen 20-Jährigen ausfindig machen und die junge Frau befreien.

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Die traurige Geschichte einer jungen Frau, die sich aus Sicht ihrer Familie in den falschen Mann verliebt hat, beweist, dass der Fernunterricht nicht nur Nachteile birgt.

Die Leidensgeschichte der 20-jährigen, ursprünglich aus Pakistan stammenden Frau begann, nachdem ihre Familie von ihrer Liebe zu einem wenig älteren Mann erfahren hatte. Da die Familie der jungen Frau muslimischen Glaubens ist und es sich bei ihrem Freund um einen Hindu handelt, waren die Eltern der 20-jährigen Pakistanerin mit dieser Liebesbeziehung ganz und gar nicht einverstanden.

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Um die Beziehung zu unterbinden, griffen die Eltern zu äußerst drastischen Mitteln. Sie nahmen der jungen Pakistanerin sowohl ihr Smartphone als auch ihre Ausweispapiere ab und sperrten sie in die Wohnung ein. Nur wenn es absolut notwendig war, durfte sie – allerdings immer nur in Begleitung ihrer Brüder – das Haus verlassen. Sollte sich die 20-Jährige in den Augen ihrer Familie nicht „bessern“ und auf die Beziehung zum unerwünschten Freund beharren, waren ihre Eltern und ihre Brüder dazu bereit, sie entweder zurück nach Pakistan zu bringen oder gegen sie und ihren Freund Gewalt anzuwenden. Zuletzt drohten sie ihr und ihrem Freund sogar mit der Ermordung.

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Die Lage der jungen Frau war verzweifelt. Aber zum Glück befand sich die 20-Jährige im Fernunterricht. Während eines kurzen unbeobachteten Moments gelang es der Pakistanerin mit dem Computer, der ihr nur während des Fernunterrichts zur Verfügung stand, Kontakt mit den Carabinieri aufzunehmen. „Hilfe, ich werde im Haus gefangengehalten, befreit mich“, so die an die Carabinieri gerichtete E-Mail der jungen Frau. Die Beamten der Carabinieristation von San Giovanni Valdarno, die den verzweifelten Hilferuf erhalten hatten, verstanden sofort den Ernst der Lage.

Es galt keine Zeit zu verlieren. Innerhalb weniger Stunden konnten die Beamten den Namen und den Wohnort der sich in großer Not befindlichen 20-Jährigen ausfindig machen. Dabei kam heraus, dass aufgrund einiger Problematiken Teile der Familie bereits von den Sozialdiensten begleitet werden. Die Carabinieri begaben sich sofort zur Wohnung. Um nicht den Verdacht der Eltern zu erregen und die junge Frau gefahrlos aus der Wohnung zu bringen, erfanden die Carabinieri eine Ausrede.

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In der Carabinierikaserne brach die junge Frau in Tränen aus. Sie bestätigte, Urheberin der Nachricht zu sein, und erzählte ihre ganze Leidensgeschichte. Anfangs hatte die junge Frau, die auf ihre Liebe und ein freieres Leben nicht verzichten wollte, geglaubt, in ihrer Familie mehr Verständnis zu finden. Nachdem sie aber auf immer stärkere Ablehnung gestoßen war und ihr und ihrem Freund mit dem Tod gedroht worden war, fand sie keinen anderen Ausweg mehr, als sich heimlich an die Carabinieri zu wenden.

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Die Leidensgeschichte der jungen Frau sorgt in der italienischen Öffentlichkeit für ein großes Echo. Viele Leser und Kommentatoren unterstreichen, dass der Staat keine Parallelgesellschaften, in denen die freie Partnerwahl einer volljährigen Frau missachtet wird, dulden darf und in solchen Fällen sofort eingreifen muss.

Von: ka