Berührendes, letztes WhatsApp-Audio eines überfahrenen 15-Jährigen

„Ich bin auf dem hässlichsten Teil des Weges“

Montag, 20. Mai 2019 | 07:59 Uhr

Treviglio – Am vergangenen 5. Mai schickte der 15-jährige Oberschüler seinen Freunden eine WhatsApp-Nachricht und teilte ihnen über eine Audio-Botschaft mit, dass er sich kurz vor dem gefährlichsten Abschnitt seines Nachhauseweges befinden würde. Wenige Momente später wurde er von einem Auto angefahren und auf die Straße geschleudert. Nach einem vergeblichen Kampf erlag er einige Tage später seinen schweren Verletzungen. Das WhatsApp-Audio wurde von seinen Freunden vielfach geteilt und verbreitet und klingt heute wie eine Anklage, diesen lebensgefährlichen Straßenabschnitt, der weder beleuchtet ist noch einen Fahrradweg besitzt, endlich zu entschärfen.

Gabriele Raffa wusste, dass diese Straße gefährlich ist. Beim gefährlichsten Teil seines Schulweges handelt es sich um einen Abschnitt der Staatsstraße zwischen Casirate und Treviglio in der Lombardei. Fahrradfahrer wie der 15-Jährige sind dort gezwungen, den alten Weg zu verlassen und zuerst die neue Straße querend sich mitten im starken Verkehr zu bewegen. Ohne genügend Licht und ohne einen Fahrradweg oder einen Gehsteig zur Verfügung zu haben, müssen sie diesen Teil der Strecke ohne jeglichen Schutz neben schnell vorbeibrausenden Autos und Lkw am Straßenrand bewältigen.

So war es auch an jenem fatalen 5. Mai gegen 18.45 Uhr, als sich der Oberschüler Gabriele Raffa auf diesem von ihm gefürchteten Abschnitt befand. Sobald er die gefährliche Kreuzung zu queren versuchte, wurde er von einem Audi erfasst. Sein Körper wurde zuerst an die Windschutzscheibe und dann auf den Asphalt geschleudert. Der 27-jährige Lenker des Audi blieb sofort stehen und versuchte unter Tränen, dem 15-Jährigen Erste Hilfe zu leisten. Sein Herz hatte aber bereits aufgehört zu schlagen. Dem Notarzt gelang es, Gabriele noch einmal am Unfallort wiederzubeleben.

Facebook/Pallanuoto Treviglio

Mit dem Rettungshubschrauber wurde der 15-Jährige in das Krankenhaus „Niguarda“ von Mailand transportiert, wo er mithilfe der Ärzte über mehrere Tage hinweg für sein junges Leben kämpfte. Aber es war vergeblich. Am 9. Mai erlag Gabriele Raffa seinen schweren Verletzungen. Bei seinem Begräbnis, das zwei Tage später stattfand, konnte die Kirche die vielen Trauernden kaum fassen. Von seinen Verwandten, seinen Freunden bis hin zu seinen Mannschaftskollegen der Wasserballmannschaft Pallanuoto Treviglio, wo er so gerne seine Freizeit verbracht hatte, waren alle erschienen, um von ihm ein letztes Mal Abschied zu nehmen.

Und gerade in diesen Tagen begannen seine gleichaltrigen Freunde damit, seine letzte WhatsApp-Nachricht, die er auf dem Nachhauseweg kurz vor dem Erreichen des gefährlichen Straßenabschnitts verschickt hatte, untereinander zu teilen und zu verbreiten. Es sind nur wenige Worte, die vermutlich dazu dienten, ihm selbst die Angst zu nehmen.

„Ich kehre gerade aus Casirate zurück. Ich bin auf dem hässlichsten Streckenabschnitt. Ich muss in der Hoffnung, dass ich nicht überfahren werde, mitten durch die Straße durch…sonst Lebewohl Leben“, so seine letzte Botschaft.

Die kurzen Sätze klingen heute wie eine Anklage an jene Lokalpolitiker und Verwalter, die es trotz eines bestehenden Projekts und verzweifelter Appelle der Anwohner in vielen Jahren versäumten, diesen Straßenabschnitt zu entschärfen. Nun schieben sich Gemeinde und Provinz sich gegenseitig die Verantwortung für die Verspätung der Realisierung der Beleuchtung sowie des Geh- und Fahrradweges zu.

CIAO "RAFFA". Tutti in piscina ti chiamavano così, era già un bel soprannome quello, non serviva altro….ti abbiamo…

Pubblicato da Pallanuoto Treviglio su Giovedì 9 maggio 2019

Was bleibt, ist nur ein berührendes WhatsApp-Audio eines ums Leben gekommen 15-Jährigen, das nun ein Vermächtnis für die Nachwelt ist. Ein Todesopfer das es – wäre der Fahrradweg wie geplant bereits im Jahr 2015 geschaffen worden – vermutlich nie gegeben hätte.

Von: ka