Von: ka
Assisi/Monte Subasio – Der 56-jährige Piero Fabbri, der seit Freitag letzter Woche wegen „Mord durch Unterlassung“ im Gefängnis sitzt, gab gegenüber dem Voruntersuchungsrichter zu, dass er auf seinen jungen Jagdfreund Davide Piampiano geschossen hatte. „Ich dachte, es sei ein Wildschwein“, so der 56-Jährige.
Allerdings bestritt er, durch unterlassene Hilfeleistung den tragischen Tod des jungen Mannes herbeigeführt zu haben. „Ich stand unter Schock“, soll er sein Verhalten begründet haben. „Er hat aus Scham und Schuldgefühlen eine absurde Version abgegeben“, fügte sein Anwalt hinzu. Besonders die Aufnahmen der GoPro-Kamera sollen aber eine ganz andere Sprache sprechen. Experten, die das insgesamt 17 Minuten lange Video auswerteten, bezeichneten die Filmaufnahmen, in denen der junge Mann vergeblich verzweifelt um Hilfe geschrien haben soll, als sehr bedrückend.
„Ich wünschte, ich wäre an seiner Stelle gestorben. Mein Leben endete, als ich Davide tötete, den ich als den Sohn betrachtete, den ich nie hatte“, so Piero Fabbri. Der 56-Jährige, der beschuldigt wird, seinen jungen Jagdfreund Davide Piampiano in einem unzugänglichen Wald auf dem Monte Subasio bei Assisi ohne die Rettungskräfte zu verständigen, dem Tod überlassen zu haben, gab gegenüber dem Voruntersuchungsrichter zu, dass er den Schuss auf den 24-Jährigen abgefeuert hatte. „Ich dachte, es sei ein Wildschwein“, so der 56-Jährige. Zugleich bestritt er aber, durch unterlassene Hilfeleistung den tragischen Tod des jungen Mannes herbeigeführt zu haben.
Piero Fabbri erklärte auch, warum er über den Hergang des Jagdunfalls sowohl die Carabinieri als auch die Angehörigen des Opfers und den dritten Beteiligten an der Wildschweinjagd, einem Mann in Davides Alter, angelogen hatte, indem er allen erzählt hatte, dass der junge Jäger nach einem Ausrutscher im unwegsamen Wald von einem Schuss aus seinem eigenen Gewehr getroffen worden wäre.
An dieser Lüge hielt er mehr als zwei Wochen lang bis zu seiner am letzten Freitag erfolgten Verhaftung fest. Er sprach der Familie sein tiefstes Beileid aus und nahm in der ersten Reihe am Begräbnis von Davide teil. „Er gab zum Tathergang eine dumme und absurde Version an. Aus Schuldgefühlen und aus Scham fand er nicht den Mut, seinen Eltern gegenüber zuzugeben, dass er es gewesen war, der ihren Sohn getötet hatte“, versucht der Anwalt das Verhalten seines Mandanten zu begründen.
Die Tatsache, dass Piero Fabbri bestreitet, einen falschen Tathergang vorgetäuscht zu haben, ist der entscheidende Punkt, denn der gegen ihn gerichtete Vorwurf der vorsätzlichen Tötung ist nur dann stichhaltig, wenn Fabbri die ihm von der Staatsanwaltschaft von Perugia vorgeworfene unterlassene Hilfeleistung – ein „Mord durch Unterlassung“ – nachgewiesen werden kann.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft soll Fabbri es versäumt haben, die Rettungskräfte zu verständigen und alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um das Leben des 24-Jährigen zu retten, und dabei das Risiko seines Todes in Kauf genommen haben, was aus Sicht des Staatsanwalts den Vorwurf der vorsätzlichen Tötung rechtfertige.
Der erste Anruf, so die Ermittler, erfolgte mehr als vier Minuten, nachdem die Kugel Davide getroffen hatte. Der 56-Jährige rief zunächst den dritten Beteiligten an der Wildschweinjagd und dann seine Frau an. Laut der Staatsanwaltschaft dienten diese Anrufe allein dem Zweck, seiner Version des „tragischen Jagdunfalls“ mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. „Komm her, aus Davides Gewehr hat sich ein Schuss gelöst“, so Piero Fabbri zum dritten Jäger.
Spara per errore l'amico di famiglia. Inchiodato dalle immagini della telecamera della vittima
Spara per errore l'amico di famiglia. Inchiodato dalle immagini della telecamera della vittima Svolta nelle indagini per la morte di Davide Pianpiano, il giovane ucciso da un colpo di fucile mentre era a caccia nelle campagne intorno ad Assisi. Arrestato un amico di famiglia, inchiodato dalle immagini della telecamera GoPro della vittima.Roberta Cerqua per il Tg3 delle 19 del 28 gennaio 2023
Posted by Tg3 on Saturday, January 28, 2023
Die Aufnahmen der GoPro-Kamera, die beim Treffer in die Brust von der Mütze zu Boden flog, belasten Piero Fabbri aber sehr. Siebzehn Minuten lang fuhren die Kamera und das Mikrofon fort, alle Geschehnisse aufzuzeichnen. Den Ermittlern zufolge soll der Inhalt des Videos sehr bedrückend sein. Es handelt sich um siebzehn Minuten eines langen und qualvollen Todeskampfes, während denen der 24-Jährige vor Schmerzen schrie und den 56-Jährigen verzweifelt um Hilfe bat.
Eine Hilfe, die er nicht bekam. Um zu simulieren – so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft – dass der tödliche Schuss nicht aus seinem, sondern aus dem Gewehr des 24-Jährigen stammte, nahm es das Jagdgewehr von Davide Piampiano an sich und gab aus ihm einen Schuss ab. Dann entledigte er sich seines Gewehrs und seiner Jagdkleidung. Währenddessen ging es Davide immer schlechter, bis er starb. „Lass mich hier nicht sterben“, waren seine letzten Worte, die im Video zu hören sind. Wäre sofort Hilfe verständigt worden, so die Staatsanwaltschaft, hätte es eine „echte Chance“ gegeben, das Leben des jungen Mannes zu retten.
Mit Entsetzen nimmt weit über Assisi hinaus die italienische Öffentlichkeit die Möglichkeit wahr, dass allein um die Reputation, den Waffenpass und die Jagdlizenz zu retten, der Tod eines jungen Mannes billigend in Kauf genommen wurde. Wie im Fall von Marco Vannini fordern die Italiener eine harte Bestrafung. „Ein Unfall kann passieren, aber das, was Piero getan hat, ist unverzeihbar“, so die Mutter des Opfers.