Während zwei Dutzend Männer flüchten: Mutige Frau verhindert Femizid – VIDEO

„Ich glaubte, zu sterben, aber sie hat mich gerettet“

Donnerstag, 11. September 2025 | 07:04 Uhr

Von: ka

Marostica – Die schreckliche Bluttat in Marostica scheint zu beweisen, dass selbst eine Gefängnisstrafe einen gewalttätigen Mann nicht auf den rechten Weg zurückbringen kann.

Kaum hatte der 45-jährige Arbeiter Gaetano Buccolo seine Haftstrafe wegen Misshandlung und schwerer Körperverletzung gegenüber seiner Ex-Frau abgesessen, begab er sich am späten Samstagabend mit einem Messer in der Hand an deren Arbeitsort – eine Admiral-Spielhalle im Zentrum von Marostica, in der die Frau als Baristin tätig ist – und attackierte sie mit zahlreichen Messerstichen.

Während mehr als zwei Dutzend Männer nicht einschritten oder gar die Flucht ergriffen, stellte sich eine mutige Frau dem Täter in den Weg und rettete der schwerverletzten 43-jährigen Fernanda damit das Leben. „Er ist von mir besessen. Ich verdanke ihr mein Leben. Sie hat sich dazwischen gestellt und ihn beruhigt. Ich glaubte, zu sterben, aber sie hat mich gerettet“, schildert das Opfer diese schrecklichen Momente.

„Ich fühle mich wie durch ein Wunder gerettet und kann Frau Roberta, die mir geholfen hat, nur danken. Ohne sie weiß ich nicht, wo ich jetzt wäre“, ringt die 43-jährige Baristin um Worte. Sie wurde am Samstagabend in der Spielhalle, in der sie in Marostica arbeitet, niedergestochen.

Die Bluttat erregte in der italienischen Öffentlichkeit auch deshalb großes Aufsehen, weil es trotz vieler männlicher Augenzeugen eine 51-jährige Frau namens Roberta war, die die Baristin vor der tödlichen Wut von Gaetano Buccolo schützte. Roberta, die regelmäßig Gast in der Bar der Spielhalle ist, berichtete später, dass alle anwesenden männlichen Gäste – es sollen mehr als ein Dutzend gewesen sein – nicht eingriffen, sondern flohen, als sie die Gefahr bemerkten. Sie selbst war es, die die Notrufnummer 112 wählte und die Carabinieri und die Rettungskräfte verständigte, und nicht einer der anwesenden „Männer”.

YouTube/Rai – Vita in diretta

Die Carabinieribeamten waren sofort zur Stelle. Als sie vor der Spielhalle eintrafen, hielt Gaetano Buccolo noch das Küchenmesser in der Hand, mit dem er seine Ex-Frau attackiert hatte. Als der 45-Jährige die Carabinieri sah, ließ er das Messer fallen. Er wurde von den Beamten überwältigt und abgeführt. Seit seiner Festnahme sitzt er wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft.

„Sie hat versucht, mich zu beschützen. Als sie sah, dass ich voller Blut war, hat sie mich hinter den Spielautomaten versteckt und sich vor mich gestellt. Sie hat mich von Anfang an beschützt und dabei ihr Leben riskiert. Er sagte ihr, sie solle weggehen, sonst würde er sie umbringen. Doch sie blieb stehen, sprach mit ihm und schaffte es, ihn zu beruhigen. Das war toll von ihr“, so Fernanda über Roberta, die eingegriffen hatte, um sie zu retten.

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Fernanda, die schwer verletzt im Krankenhaus liegt, erinnert sich an diesen blutigen Samstagabend. „Ich zählte gerade das Geld in der Kasse der Bar, als ich plötzlich sah, wie er sich der Theke näherte. Ich bemerkte noch, dass ein Messer aus seinem Hosensack ragte. Dann stürzte er sich auf mich. Instinktiv streckte ich die Arme nach vorne, um in den anderen Raum zu fliehen, wo mir die anderen Leute helfen konnten, die dort spielten. Als ich zu fliehen versuchte, packte er mich an den Haaren, warf mich zu Boden und stach mir ins Gesicht“, erzählt die 43-Jährige, die riskierte, an einem Auge zu erblinden.

Nachdenklich blickt Fernanda auf das jahrelange Martyrium zurück, das sie erdulden musste. „Das geht mehr oder weniger schon seit zehn Jahren so. Er hat mich immer wieder beschimpft und verprügelt. Ich habe viele Anzeigen erstattet. Sogar mein Sohn hat seinen Vater angezeigt, weil er nicht mehr ertragen konnte, wie er mich behandelte. Einmal hat er mir sogar kochendes Wasser über den Kopf gegossen. Dafür wurde er verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Aber er kam wieder frei und belästigte mich und meine Familie weiterhin. Er ist besessen von mir. Er hat sich nie mit der Trennung abgefunden. Ich wollte nie Geld von ihm, ich wollte nur, dass er mich in Ruhe lässt“, erklärt die 43-Jährige.

Tatsächlich war Gaetano Buccolo bereits vor vier Jahren verhaftet worden, nachdem er seiner Ex-Frau Verbrennungen mit kochendem Wasser zugefügt hatte. Im Jahr darauf wurde er zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Der Richter hatte ihm auferlegt, sich in einer Einrichtung für misshandelnde Männer behandeln zu lassen, doch er hat diesen Weg nie eingeschlagen: Die vorgeschriebenen Kurse hat er nie besucht.

Die schreckliche Bluttat in Marostica scheint zu beweisen, dass selbst eine Gefängnisstrafe nicht ausreicht, um einen gewalttätigen Mann auf den rechten Weg zu bringen. Vorbestrafte Gewaltverbrecher, die sich wie der Täter von Marostica jeglicher Behandlung verweigern, sollten nach Meinung vieler Italiener länger im Gefängnis bleiben, notfalls auch in lebenslanger Sicherungsverwahrung.

Besonders bedenklich ist jedoch, dass nicht einmal zwei Dutzend „Männer” den Mut aufbrachten, sich einem mit einem Küchenmesser bewaffneten Täter in den Weg zu stellen. Es war eine einzelne Frau, die dem Opfer höchstwahrscheinlich das Leben rettete.

Am Mittwoch besuchte Roberta Fernanda im Krankenhaus. Es folgte eine lange, innige Umarmung voller Dankbarkeit.

 

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