Bekannter Weinunternehmer gesteht Ermordung der 33-jährigen Frau – VIDEO

“Ich habe Cinzia getötet, und dort liegt ihre Leiche”

Freitag, 26. September 2025 | 08:11 Uhr

Von: ka

Palau/Castelsardo/Arzachena – Mehr als ein Jahr nach dem spurlosen Verschwinden von Francesca Deidda, die von ihrem Mann ermordet und in unwegsamem Gelände versteckt worden war, wurde auf Sardinien erneut eine Frau als vermisst gemeldet.

Während im Fall von Francesca Deidda bis zur Entdeckung der Leiche und der Festnahme des Mörders Monate vergingen, konnte der Vermisstenfall der 33-jährigen Cinzia Pinna innerhalb von zwei Wochen aufgeklärt werden. Es waren das Video einer Überwachungskamera sowie die Blutspuren in seinem Haus, die einem Spross einer bekannten Weinunternehmerfamilie zum Verhängnis wurden. Nach einem vierstündigen Verhör gestand der 41-jährige Emanuele Ragnedda die schreckliche Bluttat. Viele Hintergründe der Ermordung der jungen Frau liegen jedoch noch im Dunkeln.

Cinzia Pinna aus Castelsardo war zuletzt am späten Abend des 11. Septembers zwischen einer Bar und dem Hafen von Palau lebend gesehen worden. „Helft uns, sie zu finden“, bat ihre Schwester Carlotta Pinna in den sozialen Netzwerken um Mithilfe bei der Suche.

Während Suchmannschaften der Feuerwehr und des Zivilschutzes unter dem Einsatz von Spürhunden intensiv nach der 33-Jährigen suchten, nahmen die Carabinieri die Ermittlungen zum Vermisstenfall auf. Schon bald geriet Emanuele Ragnedda, ein 41-jähriger Spross der bekannten Weinbauernfamilie Ragnedda und Inhaber der Weinkellerei Conca Entosa, ins Visier der Ermittler. Ein Video einer Überwachungskamera, das Cinzia Pinna in der Nacht ihres Verschwindens aufgenommen hatte, führte die Ermittler auf die Spur des 41-Jährigen.

Facebook/Carlotta Pinna, Cinzia Pinna

In dem Video ist zu sehen, wie die 33-jährige Frau taumelt, offenbar unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen. Ein Auto näherte sich ihr und sie stieg ein. Über das Kennzeichen konnte der Besitzer ausfindig gemacht werden: Es handelte sich um einen 41-jährigen Weinunternehmer aus Arzachena. Letzten Ermittlungserkenntnissen zufolge sollen sich die beiden bereits gekannt haben. Nach der Auswertung der Videoaufnahmen wurde Emanuele Ragnedda, der ab diesem Zeitpunkt der Hauptverdächtige war, tagelang beschattet. Im Rahmen der Ermittlungen wurde auch sein Telefon überwacht und in einigen Räumlichkeiten wurden Abhörgeräte installiert.

Cinzias Smartphone sendete am Freitag, dem 12. September, um 3.20 Uhr seine letzten Signale, dann wurde es still. Wie die Ermittler bei der forensischen Auswertung des Telefonverkehrs später feststellen sollten, befand sie sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Haus der Weinkellerei Conca Entosa, die sich unweit von Palau in Richtung Arzachena befindet.

In der Villa soll eine Party mit Alkohol und anderen Drogen stattgefunden haben, bei der sich beide in einer veränderten psychophysischen Verfassung befanden. Die Aussagen von Emanuele Ragnedda, der einen eskalierten Streit erwähnt, sind dementsprechend verwirrt. „Ich erinnere mich nicht”, wich er den Fragen der Carabinieri immer wieder aus.

Facebook/Teleregione Live

Am Dienstag kam es zur Wende. Nachdem die Staatsanwaltschaft von Tempio Pausania gegen Emanuele Ragnedda ein Mordermittlungsverfahren eingeleitet hatte, wurden das Auto des 41-Jährigen sowie der gesamte Sitz seines Unternehmens beschlagnahmt. Die Beamten der Sondereinheit RIS fanden im gesamten Haus Blutspuren auf dem Boden sowie große Blutflecken auf einem Sofa. Zudem stellten sie mehrere angebrochene Weinflaschen und Spuren eines hellen Pulvers sicher, bei dem es sich vermutlich um Kokain handelt.

Ersten Rekonstruktionen zufolge wurde Cinzia Pinna zunächst brutal geschlagen und anschließend mit mehreren Pistolenschüssen getötet. Die Ermittlungen erhielten am Mittwochmorgen einen zweiten Schub, als die Meldung einer Fluchtgefahr einging. Ein Motorboot, an Bord dessen sich der junge Weinunternehmer befand und das im kleinen Hafen von Cannigione gestartet war, wurde von der Küstenwache abgefangen. Es kam jedoch nicht zur Flucht, da das Boot nach wenigen Meilen in Baja Sardinia anlegte, wo die Eltern des jungen Weinunternehmers eine Villa besitzen. Dort befand sich Emanuele Ragnedda, als die Carabinieri eintrafen und ihn festnahmen.

Facebook/Teleregione Live

Zur selben Zeit wurde im Unternehmenssitz die mutmaßliche Tatwaffe gefunden: eine Pistole mit zwei Magazinen. Doch schon zuvor hatte Ragnedda begonnen, sich zu widersprechen. „Sie war mit mir zu Hause. Sie muss sich unwohl gefühlt haben. Ich bin eingeschlafen und als ich wieder aufwachte, lag sie in einer Blutlache“, so der 41-Jährige. Anschließend sagte er aus, dass ihm Luca Franciosi, ein 26-jähriger Mailänder, der in der Nähe von Porto Cervo als Gärtner arbeitet, bei der Beseitigung der Leiche geholfen habe. „Ich kannte ihn, ich habe ihn angerufen. Wir haben die Leiche in sein Auto geladen und wollten sie ins Meer werfen“, beteuerte Emanuele Ragnedda während eines Verhörs.

Facebook/Teleregione Live

Diese Darstellung hielt den Einwänden des Staatsanwalts Gregorio Capasso von Tempio Pausania jedoch nicht stand. Nach einem vierstündigen Verhör gestand Ragnedda schließlich, die junge Frau ermordet zu haben.

„Ich habe sie getötet“, gab Ragnedda zu. Dem Geständnis folgte jedoch das wenig glaubwürdige „Ich musste mich verteidigen“, das angesichts der Tatsachen – sie war unbewaffnet, er hatte jedoch eine Pistole – jeglicher Grundlage entbehrte. Mit dem Geständnis entlastete er auch Franciosi, der den Ermittlern bereits sein Auto zur Verfügung gestellt hatte, in dem sich keine Blutspuren befanden. Später führte der geständige Mörder die Ermittler zu einer Lichtung in der Nähe der Villa, wo er Cinzias Leiche abgelegt hatte.

Facebook/Carlotta Pinna, Cinzia Pinna

Auch wenn Emanuele Ragnedda bereits wegen vorsätzlichen Mordes inhaftiert ist, müssen die Ermittlungen noch klären, was in den letzten Stunden des Lebens von Cinzia Pinna geschehen ist. Sie war aus ihrem Heimatort Castelsardo nach Palau gekommen, um in einem Hotel als Kellnerin zu arbeiten. Nach Beendigung der Saison wollte sie Ende September wieder nach Hause zurückkehren.

Seit dem Bekanntwerden der schrecklichen Tat herrschen weit über Castelsardo hinaus Trauer und Entsetzen.

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