Von: ka
Serrada – Mit 21 Jahren ist Tommaso Cont der jüngste Hüttenwirt Italiens. Er führt die Filzi-Hütte auf dem Monte Finonchio im Trentino. Als die Leitung der Hütte, die in 1588 Metern Seehöhe über dem Laimtal bei Rovereto thront, ausgeschrieben wurde, war er erst 19 Jahre alt, wusste aber bereits, worauf er sich einließ. Weil sie einen 360-Grad-Blick vom Pasubio bis zu den Kleinen Dolomiten, von den Lessini bis zum Apennin bietet, gilt die „Fratelli Filzi”-Hütte als eine der schönsten Schutzhütten unserer Nachbarprovinz.
Tommaso Cont ist von seinem Dasein als Hüttenwirt begeistert. „Meine Motivation? Die Leidenschaft, etwas Eigenes zu betreiben, und die Berge zu erleben. Und dann sind da die schönsten, unvergesslichen Momente, die ich am Ende der Saison in meinem Herzen trage, wenn ich Komplimente für die Führung und die Küche bekomme“, so der junge Hüttenwirt gegenüber dem Corriere del Trentino.
Die Filzi-Hütte, die nach einem zweistündigen Fußmarsch erreicht wird, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Die 1930 eingeweihte und den Brüdern Fabio und Fausto Filzi gewidmete Hütte wurde während des Zweiten Weltkriegs zerstört und erst 1957 wieder aufgebaut. Das heutige Schutzhaus zeichnet sich durch sein auffälliges, halbzylindrisches Gewölbe aus und wurde 2014 von SAT aus Rovereto vollständig renoviert.
Seit Juni 2023, also seit zwei Jahren, wird sie von Tommaso bewirtschaftet – allerdings nicht allein. „Die Hütte muss von der Familie geführt werden, sonst ist es physisch und wirtschaftlich nicht zu stemmen”, erklärt er. Tatsächlich arbeiten sein Vater Valentino, ein pensionierter Arbeiter, und seine Mutter Elisabetta, die immer noch im Büro arbeitet, aber an den Wochenenden auf der Hütte aushilft, mit. „Ich bin der Hüttenwirt, aber ohne ihre Hilfe würde ich es nicht schaffen”, sagt der Sohn, der seinen Eltern sehr dankbar ist.
Die Filzi-Hütte zu bewirtschaften, ist nicht einfach: Sie besitzt eine große Sonnenterrasse und bietet allen, die über Nacht bleiben möchten, 13 Betten. „Mein Vater kümmert sich um das warme Essen in der Küche, um alles andere – etwa die Reinigung der Zimmer – kümmere ich mich. Ich backe sehr gerne. Meine Lieblingskuchen sind Orangen-Ricotta- und Schokoladenkuchen sowie Strudel mit meiner persönlichen Note“, erklärt der 21-jährige Hüttenwirt.
Die Hütte ist von Mitte Juni bis Ende September täglich und davor und danach zumindest an den Wochenenden geöffnet und wird vorwiegend von Einheimischen besucht. „Vier Fünftel unserer Besucher sind Einheimische aus dem Trentino, die restlichen 20 Prozent sind hauptsächlich italienische Touristen, die vor allem im August, Dezember und Januar nach Folgaria fahren“, so Tommaso Cont.
Die Filzi-Hütte ist „recht bequem zu erreichen“ und wird deshalb sowohl von älteren Menschen als auch von jungen Familien mit Kindern gerne besucht. Die „Bedürfnisse” der Hüttengäste sind jedoch manchmal seltsam. „Die Touristen, die jetzt zu den Hütten kommen, haben städtische Wünsche: Sie möchten Kaugummi, Süßigkeiten, Eis, Kaffee in einem Glas oder Ananassaft. Aber da wir eine Hütte sind, kann unsere Speisekarte nicht lang sein.“
Und dann gibt es noch diejenigen, die nach veganen oder glutenfreien Gerichten fragen. „Natürlich kann man in einer kleinen Küche keine strikte Trennung garantieren. Wenn man jedoch keine starke Allergie hat, kann man alle Hauptgerichte essen. Sogar Polenta und Gulasch sind glutenfrei“, erklärt der 21-Jährige.
Besonderes Kopfzerbrechen bereiten Tommaso Cont die schlechte Bildung und das noch schlechtere Umweltbewusstsein vieler Bergtouristen. „Viele essen auf der Hütte ihr Mitgebrachtes aus dem Rucksack und gehen dann einfach wieder. Sie sind oft unhöflich und werfen ihren Müll weg. Den Abfall finden wir überall. Wir haben Abfallbehälter, auf denen ‚Nur Papier‘ steht, weil wir versuchen, den Abfall zu trennen. Aber stattdessen finden wir darin auch viele Plastikflaschen. Diesen Mangel an Bildung erwartet man in den Bergen nicht, aber ich muss sagen, dass er leider vorhanden ist“, seufzt der junge Hüttenwirt.
Zudem plagt ihn dieselbe Personalnot wie seine Südtiroler Kollegen. „Ich bin ständig auf der Suche nach Leuten, die ich für den Sommer einstellen kann und die voll einsatzfähig sind. Sie sollten wissen, was sie zu tun haben. Stattdessen fehlt es an Mitarbeitern, die eigenständig arbeiten können. Ich biete einen guten Lohn, aber die Arbeitszeiten sind lang und die Arbeit ist anstrengend. Im Durchschnitt arbeite ich etwa 70 Stunden pro Woche, also etwa zehn Stunden pro Tag. Unter Berücksichtigung der vielen anfänglichen Kosten verdiene ich nur etwa 1.000 Euro im Monat“, erklärt Tommaso Cont.
Der junge Hüttenwirt, der in der Zeit, in der die Hütte geschlossen ist, in Bozen im dritten Jahr Landwirtschaft studiert, findet die schönsten Momente am Ende des Tages. „Wenn wir tagsüber hart und gut gearbeitet haben, können wir abends alle zusammen zu Abend essen: Wir drei und alle, die hier sind, also die Mitarbeiter und unsere Freunde“, lächelt der 21-Jährige.
Was die Zukunft angeht, hat er klare, aber nicht endgültige Vorstellungen: „Ich weiß nicht, ob ich in zehn, 20 oder 30 Jahren noch Hüttenwirt sein werde. Auf jeden Fall werde ich aber etwas machen, das mit den Bergen zu tun hat. Hüttenwirt ist ein Vollzeitjob, der die ganze Zeit des Tages, die ganze Energie und die Gedanken beansprucht.“
„Meine Motivation? Die Leidenschaft, etwas Eigenes zu betreiben, und die Berge zu erleben. Und dann sind da die schönsten, unvergesslichen Momente, die ich am Ende der Saison in meinem Herzen trage, wenn ich Komplimente für die Führung und die Küche bekomme“, betont der junge Hüttenwirt.
Der jüngste Hüttenwirt Italiens hat aber vor, noch viele Jahre auf der Filzi-Hütte auf dem Monte Finonchio zu verbringen.
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